Es geht nicht direkt um Pyro, das ist hier das kleinere Übel. Und wenn die sich außerhalb des Stadions vermöbeln, bitte...hab ich kein Problem mit, so lange sie Unbeteiligte in Frieden lassen.
Davon ab steht das klar im Widersprich zu folgender Aussage von dir:
Das sind keine Fans, mit denen da "gesprochen" werden soll. Bei euch fehlt mir nach wie vor die klare Abgrenzung zu oben genannten Gruppierungen und manchmal hat man auch das Gefühl, dass ihr euch gar nicht abgrenzen wollt.
Deiner Meinung nach basieren die Probleme, wie sie aktuell am deutlichsten bei Dynamo zu sehen sind, zum Großteil auf der Gesellschaft...Führ das doch mal genauer aus und schildere deine Gedanken zu Lösungsansätzen. Das wäre echt mal interessant.
Es geht nicht direkt um Pyro. Das ist richtig. Leider aber wird sie immer wieder eingemengt, obwohl sie in die Diskussion nicht hineingehört. Was ich mit über Fans sprechen meine ist, dass Pauschalmaßnahmen ergriffen werden, die ganze Blöcke, Fangruppen oder gar alle Stadiongänger betreffen, obwohl diese weder mittelbar noch unmittelbar mit den Geschehnissen etwas am Hut haben. Es werden Entscheidungen auf dem Rücken anderer gefällt und erwartet, dass diese das alles ertragen, hochoffiziell im Namen der Sicherheit - dem Schlagwort des 21. Jahrhunderts. Exemplarisch dafür:
http://www.dynamo-dresden.de/verein/news/newsdetails/gremien-beschliessen-4-punkte-plan.html
Der Verein und die Fanszene, auch die Fangemeinschaft, sprechen sich seit jeher gegen Gewalt und Ausschreitungen aus. Auch die seit Jahren verankerte und von allem Seiten getragene Fancharta trägt dazu bei. Das Problem ist, dass nur wenige wissen wer dort überhaupt randaliert. Den einzigen Aufschluss bieten Ort der Geschehnisse und Fanartikel, die die Chaoten bei sich tragen. Deshalb werden sie formal der SGD zugeordnet. Im Regelfall trifft das auch zu. Ich gehe nicht davon aus, dass das Dritte sind, die auf Kosten der SGD ausrasten und dem Verein Schaden zufügen wollen. Ich gehe von (Neu?)-Hooligans aus, die im Vereinsumfeld beheimatet sind und von Ultragruppen bzw. Ultras Dynamo weitgehend geduldet werden. Ich halte es auch für denkbar, dass einige UD sehr nah stehen oder sich selbst eher der Ultraszene als dem Hooliganismus zuordnen. Denkbar ist auch, dass es sich hier um (Ex-)Mitglieder der mittlerweile aus der Kurve gedrängten und dann verbotenen Faust des Ostens handelt. Die FdO ist/war eine rechtsradikale Hooligangruppe, die über Jahre auch im K-Block deutlich Präsenz zeigte. Hooliganismus gab es in Dresden schon zu DDR-Zeiten. Verschwunden ist er nie, auch weil der Verein nie die finanziellen Mittel hatte als er durch die Niederungen des Amateurfußballs gehen musste. Hooligans ist mit Reden schwingen und rote Karte zeigen wohl kaum beizukommen. Es muss darum gehen diese Leute vollständig aus der Kurve auszugrenzen, wie das bei der FdO bis zu ihrem Verbot zumindest als Gruppe geschah. Man muss diese Leute sowohl von Fan- als auch Vereinsseite aus dem Umfeld der SGD bekommen. Wichtig dafür wäre auch eine verbesserte, beidseitige Zusammenarbeit mit der Polizei bzw. den Ermittlungsbehörden. Ich kann nur vermuten, dass es zwischen Ultras und Hooligans Kontakte, Absprachen oder zumindest Duldungen gibt. Vielleicht kann der Verein über die Fangemeinschaft Gespräche anregen, die zu beiderseitigem Profit führen. Einerseits Randalierer zu identifizieren und sich andererseits einigen wichtigen Themen annehmen wie der Sektorentrennung im RHS oder dem allgegenwärtigen Thema Zaunsfahnen.
Außerdem muss bei Auswärtsspielen die Fantrennung absolute Priorität haben. In Dresden kommen Gäste in der Regel am Hauptbahnhof an und werden dann mit Shuttlebussen zum Bahnhof gefahren. Auf dem Rückweg läuft das entsprechend analog, wobei erst die Heimfans das Stadion verlassen bis dann die Gästefans aus dem Stadion in die bereitstehenden Busse bzw. Züge gelassen werden. So gibts auf der Straße vor dem Stadion keine Chance für Provokation, Reaktion und Randale zwischen Fangruppen. Warum das nicht mittlerweile Standard ist, ist mir ein Rätsel. Als Auswärtsfahrer ist man ja so einiges gewohnt, aber ehrlich gesagt habe ich eine strikte Fantrennung bisher nur selten erlebt und wenn dann nur vor dem Spiel. In Dortmund und Hannover hat das vor dem Spiel zumindest in diesem Sinne funktioniert - wenngleich auch ne Menge anderes schief lief, aber das istn anderes Thema - bei der Abreise hingegen gingen überall die Tore gleichzeitig auf, die Massen strömten aus allen Blocks in die gleichen Straßen. Bei Union Berlin gab es die entsprechende Trennung, auch bei der Hertha. Die Organisation dahingehend verlief reibungslos, auch wenn es im Olympiastadion mehr Kontrollen als gewohnt gab, aber das nimmt man ja mittlerweile im Kauf solange man dabei alle Klamotten am Leib behält. Im Gegenzug waren die Gastgeber auch recht liberal, was Materialien und Chorografien (letzte Saison bei Union, Blockfahne bei Herta diese Saison) gab. Bei Hertha waren 20.000 in schwarz-gelb - ohne größere Zwischenfälle. Wenn es in diesem Maßstab funktioniert, muss es doch auch in Lautern irgendwie gehen.
Ich glaube im Umgang mit Fußballfans gibt es in Deutschland auch aufgrund des Föderalismusprinzips keine einheitliche Linie. Berlin geht völlig anders an die Sache ran, als das in Niedersachsen, NRW oder Bayern der Fall ist. Selbst die einzelnen Regierungsbezirke scheinen abweichende Vorgehensweisen zu haben. Die Polizei Hannover hat sich mit ihrem kommunikativen, eher passiven Konzept ja bereits einen Namen gemacht und so sowohl Straftaten im Umfeld um Fußballspiele, eingesetzte Polizisten und Einsatzkosten reduzieren können. Auch im von Rivalität geprägten Schweizer Fußball kam man zumindest in Basel auf die Idee ein ähnliches Konzept umzusetzen - mit Erfolg. Zu oft sieht man in Deutschland bei Fußballspielen übermotivierte, überpräsente, vollbehelmte Beamte, die dann auch noch Masken tragen um nicht erkannt zu werden. Es braucht meiner Meinung nach einheitliche Polizeirichtlinien für Fußballspiele in Deutschland, die mit Vereinen und Verbänden abgestimmt werden. Vielfahrer sind in ganz Deutschland unterwegs und bei jedem Spiel läuft etwas anders. Eine Vereinheitlichung des Vorgehens sowie eine Kennzeichnungspflicht für Beamte halte ich was das angeht für wichtig.
Der DFB muss es sich zur Aufgabe machen Fanprojekte besser zu fördern. Auch die derzeitige Rechtsprechung bei DFB halte ich für verbesserungswürdig, auch weil sie am Rande der Rechtsstaatlichkeit konstruiert und oft sachfern ist. Für verschiedenste verbandsrechtliche Vergehen setzt der DFB feste Strafen fest, so wie beispielsweise für im Lizensierungsverfahren wenn Fristen verpasst werden o. Ä. Sämtliche Urteile, die im Zuge von Fanfehlverhalten gesprochen werden beziehen sich auf "unsportliches Verhalten". Das Strafmaß dafür ist sehr lose gewählt, sprich es ist völlig unkonkret. Der Begriff unsportliches Verhalten ist genauso dehnbar wie das damit verbundene Strafmaß. Selten kommt wirkliches Fehlverhalten des Vereines dazu. Dort findet sich wiederum ein Paragraph der festlegt welche Geldstrafen auf Vereine zukommen, bei denen Mängel in der Stadionsicherheit entdeckt worden. "Unsportliches Verhalten" ist jedoch immer verschuldensunabhängiges Haften der Vereine und als solches schon rechtsstaatlich fragwürdig. Hier braucht es dringend eine Reform, auch um die Finanzen der Vereine willens. Es kann nicht sein, dass machtlose Vereine hunderttausende Euro zahlen müssen, die sie eigentlich anderweitig verplant werden. Am ehesten trifft es immer Fanprojekte und Nachwuchseinrichtungen, denn am Profikader hängt die Existenz des Vereins.
Das Stichwort an allen diesen Ideen ist Transparenz. Zur Zeit ist der einzig sichere Faktor bei einem Auswärtsspiel die Unsicherheit - die Unsicherheit über das was ablaufen wird. Fußballdeutschland (und insbesondere die SGD, so weh es tut) lässt sich derzeit von einem vergleichsweise kleinen Haufen Chaoten dominieren und von einer Sicherheitsdiskussion in die nächste drängen.