Wenn man die benötigten Energiekosten ausblendet ist das wohl war. Das ist halt auch das Ding bei alten Häusern in DE. Klar stehen die schon lange ohne Probleme und werden auch noch lange stehen bei entsprechender Pflege. Die Energiekosten muss man sich in Zukunft aber auch leisten können.
Die Leute, die schon 70a in ihren Häusern wohnen, benötigen interessanterweise auch relativ wenig Energie - das wird allerdings auch nur ein Raum richtig geheizt.
Hinsichtlich der Energiekosten: Interessanterweise will gefühlt auch niemand so wirklich Lebenszykluskosten diskutieren (die Aussagen und Werbematerialien dazu sind ... lustig^) - wenn man den Bestand betrachtet, betrachtet was mit dem Bestand gemacht wird und Ausführungsqualität und -methoden der typischen Neubausiedlungen ansieht, werden die meisten Gebäude wohl für eine Lebensdauer von höchstens 50-60a errichtet - für positiv geschätzte 40-100t CO2eq ... Danach hat man einen Haufen giftigen Sondermüll...
Nun bin ich sicher niemand, der meint, dass energieeinsparendes Bauen generell des Teufels ist (derartige Menschen gibt es ja auch noch ...........), allerdings habe ich den Eindruck, dass das Ziel 0 Heizenergieaufwand durch möglichst konventionelle Dämmung und aktive Technik bei gleichzeitig begrenzter Verwendungsdauer zu erzielen (was gefühlt schon in einigen Marketing/Politikerköpfen geistert...) in Anbetracht der hohen zugrundeliegenden Kosten eines Gebäudes (menschliche Arbeit und Ressourcen) möglicherweise nicht wirklich pareto-optimal ist...
Qualitativ hochwertige Bauausführung, Verhaltensänderung (nicht alles immer Heizen, 18° statt 22°, Raumnutzung...), andere Bauweise (z.B. Holz + Lehm (falls es die Umwelt hergibt)) und vllt. zuletzt noch mehr geteilte Wände (aka Reihenhäuser) und kleinere Flächen, auch wo das nicht üblich ist, wären mindestens genauso wichtig... Stattdessen wird einfach eine Schuhschachtel nach der anderen gebaut und Styropor drangeklebt (und ja, in Ungarn ist das dann die Schuhschachtel ohne Styropor...)
Wenn es ordentlich umgesetzt wird ist das ja auch alles kein Problem. Es ist ja nun nicht so, dass jeder Neubau ein schimmlig, feuchtes Geldgrab ist.
Ne, aber das kostet halt mehr. Und das leisten sich nur wenige, solange das andere erlaubt ist....
^ lustig bedeutet: ein kleines EFH hat vllt. 180m² Ziegelwand zu 0.4m (dann haben wir auch noch Innenwände abgedeckt...), also ~70m³ Ziegel, die dann nochmal mit 7-8t CO²-eq zu Buche schlagen (
basierend auf Aussagen der Ziegelindustrie, andere Aussagen konnte ich leider nicht finden...). Dazu kommen dann noch mind. 18m³ Styropor -
laut Industrie nur 1t CO2-eq ,
woanders aber eher auch 4-5t... Dieses Styropor muss man alle 30-40a erneuern, beim "Recycling" (aka Verbrennung) wird nochmal CO2 frei. Ein Ziegelhaus mit 0.6m dicken Wänden verbraucht vmtl. genauso viel Heizenergie und hält leicht 100a - warum genau verbauen wir eigentlich in jedem Neubaugebiet diese relativ komplizierten Schichtsysteme mit viel Chemiekleber und Highend-Putz on top?
EDIT:
https://www.umweltbundesamt.de/site...litaetsnahe-berechnung-des-energiebedarfs.pdf - daneben sind natürlich Berechnungen, die normiertes menschliches Verhalten und optimale Bauausführung annehmen, relativ dämlich... Wer genau sitzt eigentlich im Winter in seinem Standard-EFH und lüftet nicht?
EDIT2:
https://www.einfach-bauen.net - für die Leute mit mehr Zeit und akademischen Interesse kann ich dieses Projekt als Inspiration sehr empfehlen, die haben MFH "einfach" gebaut (und setzen lustigerweise einen 100-jährigen Lebenszyklus an...) - Kosten sind halt deutlich höher, weil man zwar fast jedem das Bogen mauern beibringen kann, das aber halt heute niemand mehr macht... Und als Vergleich hab' ich nochmal die Messungen an einem KFW40-EFH gefunden (das vmtl. deutlich mehr Fläche/Person hat....) und das ist auch lustig:
https://www.unw-ulm.de/wp-content/uploads/2020/10/Schlussbericht_WPBATSYST-PV_2020_T1.pdf - wird dort echt gesagt: kein Problem, wenn wir 32kwH/(m²·a) Heizbedarf messen, denn Bemessungsgrundlage ist ja der hypothetische, wirklich "genutzte" Energieverbrauch, sorry, den können wir nicht messen... - da möchte man dann lieber nicht wissen, wie das in einem Bauträger-KFW40-Haus aussieht...