Damit nun mal einige wissen was ich studiert habe, werde ja oft danach gefragt weil ich mich zu gewissen Themen oft kritisch äußere wie z.B. Gehalt von Ärzten.
Ich habe VWL studiert wobei an meiner Uni 60% VWL sind und 40% BWL. Als Schwerpunkt hatte ich Makroökonomie bzw. Internationaler Handel wo genau die Eurokrise behandelt wird und im BWL Bereich das von vielen verspottete Marketing & Handel, was ich hingegen sehr interessant fand.
Es gibt Theorien die besagen jede Lohnerhöhung hat am Ende (auf lange Sicht) eine ebenso hohe Inflation zur Folge. Ergo würde sich langfristig nichts ändern, nur alles auf einem höheren Preisniveau wiederfinden.
In der USA gab es in den 70ern-80ern im Schnitt sehr hohe Lohnanpassungen, die Inflation ist aber nicht im gleichen Maße gestiegen, es fehlt also an einer praktischen Überprüfung. Daher ist dieses Thema noch nicht ausreichend erforscht.
Was man aber beachten muss, eine Lohnerhöhung muss nicht immer zwangsläufig eine Preiserhöhung beim selben Unternehmen zur Folge haben.
Nehmen wir mal die Automobilindustrie als Beispiel.
Ich gebe meinen Mitarbeitern 5% mehr Lohn, also müsste rein theoretisch mein Auto um einen gewissen Prozentsatz steigen um den gleichen Gewinn zu erhalten. Die Arbeitskosten gehen ja prozentual in die Gesamtkosten des Fahrzeugs ein. Im gleichen Jahr schaffe ich es aber aufgrund von z.B. technischer Fortschritt die generellen Produktionskosten zu senken z.B. bessere Alu/Stahl Pressmaschinen. Nehme ich diese Vorteile in die Rechnung mit hinein muss ich als PKW-Hersteller den Preis meines Autos nun evtl. nicht erhöhen oder nur um 1%.
Ergo hat mein Mitarbeiter nun einen Wohlstandsgewinn von 5 bzw. 4%. Sein Kaufkraft ist gestiegen.
Dieses Beispiel ist nicht praxisfern, man müsste es jetzt nur erweitern um "unendlich" viele Firmen und Produkte und um offene Volkswirtschaften, leben ja nicht alleine auf diesem Globus.
Die soziale Marktwirtschaft ist das beste was es je gab, sie hat Wohlstand und Frieden generiert und gesichert. Was wir aber jetzt haben ist Kapitalismus, das ist etwas vollkommen anderes noch dazu wird dieser durch Börsen und Spekulationen getrieben.
Generell sind das sehr interessante Themen, die aber diesen Thread vollkommen sprengen würden. Ein eigener wäre angemessen. Habe ich auch schon mal vorgeschlagen, gab es aber keine Resonanz darauf.
Um auf das Thema zurück zu kommen. Sicherlich gibt es unbesetzte Jobs, ich würde lieber arbeiten als H4 beziehen. Aber: Der Fachkräftemangel ist einfach nur ein Märchen.
In Wahrheit suchen Firmen hochqualifizierte Menschen, die nach Schema F eine Uni in kürzester Zeit durchlebt haben und nicht kritisch hinterfragen, die perfekte Arbeitsbienen sind. Diesen Leuten wollen dann Firmen nicht mal mehr den dafür typischen Lohn zahlen.
Ein typischer Lohn für einen Ing. war eben immer was um die 130.000-150.000DM. Was ist es denn heute, heute ist (wenn man nicht gerade bei VW und Co. arbeitet) 30.000-35.000€ und mit viel Stress und Fleiß erreicht man mal die 50.000€. Nimmt man jetzt noch Inflation, auch die versteckte wie Benzin, Strom, Mietpreise mit hinein, sind eben heute 50.000€ Brutto wie damals 80.000DM.
Das war jetzt wie gesagt nur ein Beispiel. Schaut mal bei echten Top-Firmen. Die wollen für ein Praktikum teilweise fortgeschrittene Kenntnisse in SAP, Fremdsprachen wie Chinesisch, eine graduierten Business Englisch Nachweis, mehrere Jahre Berufserfahrung, ein Studium von 1,5 oder besser...alles für ein Praktikum.
Daraus lässt sich ableiten:
1.
Wo ist hier der Fachkräftemangel?
2.
Ein "Otto-normal" Student kann ich so etwas z.B. SAP Kurs gar nicht leisten, auch wird er in der Regel (durch bspw. Arbeit neben der Uni) im seltenen Fall einen Schnitt von 1,5 erreichen (unter 10%). Als Berufserfahrung kann er evtl. 5 Jahre McDonalds Kasse vorweisen. Der Student aus wohlhabenden Hause aber konnte sich während seines Studiums freie Semester nehmen für Auslandsaufendhalte, an seiner privaten Uni gab es SAP, Chinesisch, vielleicht haben solche Kurse auch Mutti und Papi bezahlt.
Genau das ist das was eben heute zur Regel wird, der Aufstieg in der Gesellschaft ist trotz Bildung nicht mehr so einfach wie früher, in der Regel entscheidet heute mehr die Herkunft als andere Dinge. Auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt, aber wo gibt es die nicht.
Genau das ist auch ein Faktor warum das Vermögen des besten 1% und der besten 10% stetig wächst im Vgl. zu den anderen 90%, auch wenn hier natürlich noch viele weitere Einflussgrößen existieren.