Ich muss mich nicht intensiv mit Geräten beschäftigen, um eine Einschätzung abzugeben.
Intensiv heißt bei mir 1-2 Wochen ausgiebigst reinschauen, mit allem was da geht.
Das schöne ist, dass das neue Konzept hinreichend auf Standards basiert, dass man vielleicht mal einen Extreme Switch raus und einen MikroTik reinstecken kann.
Damit gibst du genau das wieder, was ich sage. Akzeptierst aber, weil du die rosa Brille aufhast, ein großes Manko in einer Basisfunktion, die Pfennige kostet.
Stell dir mal vor, du hast gerade deine Core- und Accessebene neu gemacht. Dein Chef kommt in einem Jahr und sagt, flächendeckend WLAN, auch aufm Lokus.
Da du ja ein großer Fan der Mikrotik bist, ja kein Problem, Geräte sind gut, Preis, blablabla.
Das Problem ist nur, dass dein Wunschgerät, passives POE hat.
Was machst du jetzt?
Also Chef, ich habe hier total geile APs, können auch Kaffee kochen. Du musst mir nur nochmal 200k geben, damit ich die 1 Jahr alte Infrastruktur wieder rauswerfe und dafür passende Geräte reinhänge.
Aber hey, dafür sind die APs total günstig.
Oder aber du hängst die Standorte mit 100en Injektoren voll, macht auch richtig Sinn.
Und ich bleibe bei meinem Vorwurf. Wenn sie es unbewusst machten, ist das erst recht ein Grund, das Produkt oder besser die Firma zu meiden, denn es weiß offensichtlich keiner, was entwickelt wird.
Ich unterstelle daher, dass es bewusst passiert. Und ich kann Leute nicht leiden, die sich gegen etablierte Standards wehren. Die ganze Welt setzt in der IT auf 802.3, warum also nicht auch diese Firma?
Passives PoE hat man vor >10Jahren eingesetzt.
802.3af kam 2003 auf dem Markt. Mikrotik hat 2002 angefangen eigene HW zu bauen. Entweder hat da jemand 15Jahre im Keller gehockt und den Zug verpasst oder aber man hat garkein Interesse an PoE.
Die Hardware des hAP müsste demnach min. 10 Jahre alt sein, wenn man unterstellt, dass die Plattform so alt ist, dass man 802.3 nicht hat einbauen können.
Allerdings ist 802.3ac erst seit 2013 auf dem Markt, die müssten also ein Gerät für die Zukunft gebaut haben, sehr unplausibel, zumal der Standard noch garnicht angedacht war.
Es bleibt also dabei, dass sie ganz bewusst den Weg zu passivem PoE gegangen sind. Preislich macht das nahezu nichts aus, da selbst ein 30$ Gerät von denen es hat und das "flagship" hat es nicht, wo das Geld aber eher dagewesen wäre.
Und ja, man muss auch Firmen mit guten Produkten des öfteren Sagen, wie die Welt funktioniert. Das liegt oft daran, dass die Prozesse nicht passen. Wenn Mikrotik in ihrem Weißbuch drinstehen hätte, wir machen 802.3 PoE, dann würde es das Produkt nicht geben.
Und in Masse wäre die "bau ich überall ein"-Technologie inhouse auch noch viel billiger, da man einfach nur alles zusammenkopieren muss.
Von daher muss ich sagen, auch wenn es vielleicht nicht in den Weltbild passt, dass diese Firma noch viel lernen muss, insbesondere auch auf so Kleinigkeiten zu achten.
PS: Und ein Fan einer Firma oder Produkt zu sein halte ich persönlich für einen groben Fehler.
Ich mag vieles, finde vieles toll...
Ich bin aber mit niemandem verheiratet. Wenn eine Firma meine Anforderungen nicht erfüllt, dann wars das halt, da können sie noch so günstig sein. In der Regel ziehen nicht erfüllt Anforderungen immer Schmerzen nach sich.
Sicherlich spielt auch Geld eine Rolle, idR hat man aber das ggf. eingesparte Geld bei einem Ausfall auch schnell wieder rausgeworfen.
PPS: Auch nen HP, Cisco oder Brocade haben ihre Baustellen, oftmals gleicher Natur.
Die braucht man also auch nicht in den Himmel loben, genausowenig wie man es bei einem Miktrotik tun muss.
Evtl. bin ich aber auch zu emotionslos bei solchen Themen.
EDIT:
Noch ein Beispiel:
Stell dir vor, Mirkotik hat keinen Bock auf OSPF Implementierung, ist denen zu aufwendig. Sie haben aber jemanden, der in ihrer Umgebung nen eigenes Routingprotokoll entwickelt hat, weil das ne Dr.-Arbeit von ihm war.
Da das alles entwickelt ist und auch zum Testen lief, baut man das in alle Geräte ein.
Das Ende ist, dass du auf diese Geräte angewiesen bist. Ein Hersteller übergreifender Austausch geht nicht, auch nicht der Betrieb eines einzigen Fremdherstellers, eben weil der das Protokoll ja nicht kennt.
Da hast du also ne schöne homogene Umgebung die voll proprietär läuft. So lange alles läuft, easy, aber wehe dem du willst mal was anderes machen...
Und wenn ein Mikrotik mal keinen Bock mehr hat und das Protokoll nicht mehr will oder gar Pleite geht, dann hast du richtig die Brille auf.
Da kann das Zeug noch so toll, günstig und schön gewesen sein. Am Ende hast du nur Stress und das nur, weil bei irgendeinem Entwickler mal 2 Drähte im Kopf zusammengekommen sind.
2ndEDIT:
Ich habe sowas auf Arbeit. Da legst du keinen Finger an, sonst stürzt das ganze Kartenhaus zusammen.