Lust auf ein bisschen Geschichtsunterricht?
Das oben abgebildete Board war eins der ersten nach dem ATX-Standard.
Als ATX ganz neu war lagen den Gehäusen noch verschiedene i/o-Blenden bei. Ich glaub es gab ~14 verschiedene standardisierte Blenden.
Mit dem nächsten ATX Designguide waren dann die Boardhersteller für die Blende verantwortlich.
Auf dem Bild sieht man einen aktiven CPU-Lüfter, aber bei großen gehäusen konnte auch das ATX-Netzteil die Luft ins gehäuse ziehen und auf die CPU blasen, so dass sie nur einen passiven Kühlkörper benötigte.
Auf dem Board ist schon ein 12V-Anschluss für einen CPU-Kühler.
Die CPU wurde noch direkt aus der 3,3V Leitung gespeist. Daher die einfache Spannungsversorgung.
Allerdings gab es auf der Pentium-CPU Kennungen, die über die benötigte Spannung Auskunft gab.
Dementsprechend stellte man die Spannung auf dem Board mit einem Jumoer ein. Entweder mit 3,3~3,465V oder mit 3,4~3,6V (Nr.3)
Bei Nr. 6 stellte man den Multiplikator ein (1,5x-3x; damals noch frei wählbar).
Nr.7 ist für den externen Takt (60 oder 66 MHz). Sowas wie der FSB.
Es kamen immer zwei CPU's gleichzeitig auf den Markt. Pentium 60 und 66. P90 und 100. P120 und 133. P150 und P166. P180 und P200.
Der P180 wurde aber kaum verkauft, da der Pentium 166 mit 66 MHz Bustakt schneller war. Natürlich lag auch der P133 schon sehr nah am P150 etc.
Die zwei Chips bei Nr.5 sind 256 KB Level2-Cache. Weitere 256 KB L2-Cache stecken bei Nr.1 als Modul drin.
Damit der Cache für mehr als 64 MB RAM zuständig ist, musste man noch ein altes SRAM-Modul kaufen und bei Nr.2 einstecken.
Ein simples einstecken reichte nicht. Man musste auch noch jeweils einen Jumper für die Funktion umstecken.
Der verwendete Chipsatz war übrigens der einzige, der mehr als 64 MB RAM cachen konnte. Sozusagen ein Vorgänger vom 975er oder x38.
Nr.4 zeigt die Anschlüsse fürs Netzteil. Oben noch nach dem alten AT-Standard. Dadrunter der neuere 20-polige ATX-Stecker.
Aber damals wurden die meisten Gehäuse direkt mit Netzteil verkauft. In einem ATX-Gehäuse steckte dann auch ein ATX-Netzteil.
Damit Soft -on und -off vernünftig funktionierte musste die 5V Standby-Leitung 0,1A liefern.
Wie man sehen kann, brauchten North- und Southbridge damals noch keine Kühlung, aber die Northbridge war auch früher schon eine Stufe weiter entwickelt.
Der Chipsatz beherrschte schon zwei USB-Kanäle. allerdings wurden die nicht aufs Board ausgeführt.
Die AT-Variante von dem Board war jahrelang unheimlich beliebt. Manche Freaks löteten den USB-Anschluss wohl nachtträglich an. Aber damals gab es auch noch nicht viel USB-Hardware.
Gruß
Udo