Keine vier Zeilen Text und so viele Möglichkeiten, darauf ironisch, sarkastisch, zynisch oder aggressiv zu reagieren...
Springen wir mal ~10 Jahre in die Vergangenheit. Da war ich gerade noch nicht hier registriert sondern in anderen Foren unterwegs, die großteils schon gar nicht mehr existieren; Was Hardware angeht in Casemoddingforen. Da war "selbst machen" tatsächlich noch "selbst machen" und nicht "in Auftrag geben und zusammen bauen". Ich hatte - wie einige hier - extreme Vorbehalte gegen "Fertigsysteme" und das nicht ganz zu unrecht. Was in den Foren auch Gang und Gebe war, war die "Fertigkäufer" zu beschimpfen. Wie ich sehe, hat sich daran nix geändert.
Ich denke es ist Zeit hier einige deutliche Worte finden. Für die Theoretiker hier ist es mal Zeit in der Wirklichkeit anzukommen. Computer fertig zu kaufen wird wahlweise als kapitalistisch oder sozialistisch, auf jeden Fall ideologisch betrachtet. Das ist es aber nicht. Die Zeiten, in denen "Konsumenten" sich nach festen Mustern verhalten ist lange vorbei. Einen Computer aus Komponenten zusammenzubauen ist keine Kunst, schon gar keine Hohe. Einen Server aus Komponenten zusammenzustöpseln genauso wenig. Ein OS zu installieren ist genauso wenig eine Kunst, Module in ein Linux zu integrieren ist genauso wenig eine Kunst wie Programme unter Windows zu installieren.
Der Punkt ist was Anderes: Sich selbst den
optimalen Rechner zu bauen ist durchaus eine Herausforderung, und das selbe für jemand anderen zu tun eine noch größere. Und derjenige wird nur zufrieden sein, wenn ich beim Besprechen auf die Wünsche höre, die Prioritäten, die Usecases. Etwas zwischen den Zeilen lese, und verstehe dass ich das System nicht für mich baue, sondern für jemand anderen. Und seien die Anforderungen noch so absurd ("Es sollte möglichst klein sein aber die Externe Festplatte muss oben drauf liegen").
Jemand der da frägt ist kein "Sozialist" oder der sich Entscheidungen abnehmen lässt. Ich mein, das optimale System kann durchaus auch eins von der Stange sein. Ich hatte auch mal den Fall, dass der optimale Rechner für eine gute Freundin ein System von der Stange war. Was ist daran verwerflich?
Die andere Frage - und da wird's philosophisch - ist doch wie viel Selbstbestimmung da dabei ist, wenn ich mir - sagen wir mal - blind ein Barebone kaufe und nach Anleitung bestücke und dann ein Livesystem aufspiele. In dem Fall ist die Entscheidung eine Illusion, weil ich sie nicht wirklich selbst getroffen habe, sondern der Anleitungsschreiberling. Insofern ist der Unterschied zwischen einem Eigenbau und einem Fertigsystem absolut keiner.