@Paddy92 :
Deine Argumentation. So sehr Du es auch hinbiegst, die Fakten bleiben. Mit Intel gab es fast ein Jahrzehnt Fortschritt nur in homöopathischen Dosen, wer mehr als vier Kerne wollte, musste einen ordentlichen Aufpreis bezahlen. Das brauche ich nicht nachsehen, dass habe ich damals jeweils oft genug getan. Ja, die kleinste HEDT-CPU war meist nur 50-100$ teurer als die teuerste Mainstream-CPU, aber war ja auch extra beschnitten und erst ab 2014 überhaupt ein Sechskerner. Die ersten Sechskerner kosteten mindestens 200-300$ mehr als die günstigste CPU der HEDT-Plattform. Zur Erinnerung, AMD hatte bereits sechs Kerne im Mainstream, wenn auch von der Leistung her nicht auf der Höhe mit Intel.
Nicht nur der geringe Fortschritt bei der Leistung von maximal 10% pro Generation (minimal gestiegene Boosttaktraten miteingerechnet), der teils sichtbar eingebremst wurde (Wechsel von Lot auf Zahnpasta von Sandy zu Ivy Bridge), auch der Fortschritt bei der Ausstattung kam in Homöopathischen Dosen, damit man immer was "neues" bieten konnte. PCIe2.0 nur in der CPU bei S1366/1156, was es schon vorher bei S775 gab und mit dem Erscheinen von USB3.0 und SATA 6Gb/s schon zum Flaschenhals wurde. Erst nur 2xSATA 6Gb/s bei den 6er und 7er-PCHs, USB3.0 dann bei den 7er-PCHs. Erst die 8er-PCHs waren, was die 6er schon hätten sein können. PCIe3.0 gab es im PCH dann auch erst volle zwei Generationen nachdem es in der CPU eingeführt wurde, PCIe4.0 wird auch erst lange nach AMD dort landen.
Mit deiner tollen, angeblich garnicht so teuren HEDT-Plattform war man dann oft auch noch technisch hinter dem Mainstream. X79 von November 2011 entsprach P67 von Januar 2011, aber schon April 2012 kam Ivy Bridge Z77 mit integriertem USB3.0, Ivy Bridge-E erst mehr als ein Jahr später (September 2013!), S1150 mit Haswell, Z87 und 6xSATA und bis zu 6xUSB3.0 war aber schon im Juni 2013 erschienen. Trotzdem lies S2011v3 mit X99, der dem Z87 entsprach, und Haswell-E wieder bis August 2014 auf sich warten. Broadwell kam dann zwar erst zwei Jahre nach Haswell, im Juni 2015, brauchte einen 9er-PCH und war eine Totgeburt, Broadwell-E kam aber nochmal deutlich später, im Mai 2016, während S1151 mit Skylake schon im August 2015 erschienen war. Wieder stand X99 mit 28-40xPCIe3.0+8xPCIe2.0 gegen 16+20xPCIe3.0, S1151 hatte fast immer USB3.1 und 1-3xM.2 mit PCIe3.0x4, X99 hatte auf vielen Boards der ersten Generation M.2 nur mit PCIe2.0, erst viele Refreshs boten auch M.2 mit PCIe3.0 und USB3.1.
S2066 startete erst im Juni 2017, Kaby Lake war wieder im Januar 2017 gestartet. Die Zugeständnisse an die Varianten mit hoher Kernzahl wie das Mesh machten die HEDT-CPUs aber z.B. in Spielen langsamer als ihre Vorgänger, auch Coffe Lake ab Oktober 2017 war mit gleicher Kernzahl schneller. Die Plattform bot mal wieder nicht mehr, der X299 entspricht dem Z270.
Zusammenfassend kann man sehen, dass Intel Anfangs für mehr als vier Kerne einen deutlichen Aufpreis verlangte, zusätzlich zu den grundsätzlich teureren Mainboards. HEDT hat sich auch deshalb nie in großem Umfang durchgesetzt und jetzt, wo Intel mehr Kerne im Mainstream bietet, war S2066 wohl für lange Zeit die letzte HEDT-Plattform von Intel. Mir ist nichts über einen Nachfolger bekannt, obwohl Ice Lake-SP schon in den Starlöchern steht. Bei den vergangenen HEDT-Plattformen ergaben sich ab Ivy Bridge Zeiträume von oft über einem Jahr, in denen man im Mainstream die moderneren CPUs hatte, auch wenn es nicht nur um einen Shrink, sondern eine verbesserte Architektur und eine deutlich aufgewertete Plattform ging. Natürlich gab es Zeiträume, in denen Mainstream und HEDT auf einem Stand waren, die waren aber nichtmal ein Jahr lang, meist nur wenige Monate.
HEDT war einzig für die interessant, die wirklich was mit mehr Kernen und/oder massig PCIe-Lanes anfangen konnten, und nur diese PCIe-Lanes haben die Plattformen überhaupt konkurrenzfähig gehalten, weil man damit den veralteten PCH durch Zusatzchips ausgleichen konnte. Ich wage aber zu behaupten, dass durch die Exklusivität von CPUs mit mehr als vier Kernen in diesen Jahren deren Nutzen in Games auch so lange so beschränkt blieb. Jetzt haben wir seit 2017 echte 8-Kerner im Mainstream von AMD und oh Wunder, inzwischen kann man auch genau diese Kernanzahl in Games umsetzen und Intel hat jede Generation zwei Kerne draufgepackt - und so seine eigene HEDT-Plattform ins Abseits geschossen.
Was seit Coffe Lake mit S2066 passiert ist und das Ausbleiben eines Nachfolgers sprechen für mich Bände darüber, dass dieses Plattform Modell nur künstlich am Leben erhalten wurde und in einer normalen Konkurrenzsituation nicht überlebensfähig war. Das macht AMD nicht besser, Threadripper war von Anfang an genauso schlecht gemacht und genauso sinnlos und spätestens seit Zen2 gibt es auch soviele Kerne im Mainstream, dass TRX40 für Spieler völlig irrelevant und ie Zielgruppe winzig ist.
Ja, AMD war einige Jahre lang fast unkaufbar, Bulldozer war ein Armutszeugnis. Schon der Phenom war nur über den Preis konkurrenzfähig und spätestens mit Nehalem war AMD völlig abgehängt. Aber Intel hat diese Zeit auch schamlos ausgenutzt und den Fortschritt gebremst und hat jetzt verdientermaßen das Nachsehen.
Es mag sein, dass Intel schon mit Rocket Lake in Spielen wieder gleichzieht und mit Alder Lake wieder einen Vorteil hat, gegen Zen4 vermutlich nur einen leichten. Es mag sein, dass bei AMD auch nicht alles rosig ist. Ich fand z.B. auch die AM4-Plattform zu Zeiten von X370 und X470 im Vergleich zu Intel mit Z170/270/370 ziemlich bescheiden, auch wenn es für meine Belange keinen Unterschied gemacht hätte. Aber Intel zeigt immernoch, dass sie sich extrem schwer tun, kundendfreundlicher zu werden und ihre aus Profitdenkem resultierenden Gängeleien abzuschalten. Allein dafür werde ich schon AMD kaufen, um sowas nicht mehr zu unterstützen.