[Worklog] Red Devil von hitzestau – Eisberg voraus!
Eigentlich wollten wir Euch an dieser Stelle ein Review zum Eisberg 240L Prestige von Cooler Master präsentieren. Aber auf Grund unserer gemachten Erfahrungen kommt jetzt alles ein wenig anders. Oder um es anders auszudrücken: Wir sind mit unserem PC voll gegen den Eisberg geknallt und haben nun den Salat...
Der Eisberg 240L ist eine so genannte Kompaktwasserkühlung: Im CPU-Block sind Pumpe und AGB verbaut. Der Radiator ist mit zwei Schläuchen mit dem Block verbunden und die Kühlflüssigkeit ist auch schon drin. So weit, so gut. Vom Hersteller Cooler Master wird er als erweiterbar beworben. Konkret heisst das, man kann die Schläuche vom Radiator oder CPU-Block lösen und eine weitere Komponente wie etwas eine Grafikkarte in den Kreislauf einbauen. Alles was man dafür braucht ist – abgesehen von der Karte und einem passenden Waterblock – ein bisschen Schlauch und zwei Tüllen.
Hier zeigen wir Euch ein offizielles Produktfoto von der Webseite:
Cooler Master Eisberg 240L Prestige. Quelle: Cooler Master
Im Lieferumfang sind enthalten:
- Radiator
- Schläuche mit Knickschutz, inkl. Tüllen
- CPU-Block mit integrierter Pumpe und AGB
- Kühlflüssigkeit (eingefüllt im System)
- 2 Lüfter (120mm) mit Schraubenset
- Montagekits für CPU-Sockel
- Kabel
Theoretisch tönt dies sehr verlockend und scheint ein einfacher Einstieg in die Welt der Wasserkühlung zu sein. Um den Eisberg 240L nicht nur in seiner Grundkonfiguration zu testen, sondern auch seine Erweiterbarkeit, haben wir uns schon vor dem Einbau bei Aquatuning passende 10/8-Anschlüsse und ebenso grossen Schlauch besorgt.
Und dann konnte es losgehen mit dem Einbau im Red Devil-System...
Der Einbau bedeutete natürlich auch, vom Prolimatech-CPU-Kühler mit dem Enermax-Lüfter Abschied zu nehmen, die uns über ein Jahr gute Dienste geleistet hatten. Um den Prolimatech-Kühler zu demontieren, mussten wir das Mainboard aus dem Gehäuse herausnehmen. Aber auch um den CPU-Block des Eisberg zu verschrauben, muss das Mainboard aus dem Gehäusen entfernt werden.
Beim ersten probeweisen Positionieren von CPU-Block und Radiator im Gehäuse haben wir schnell ein grundlegendes Problem festgestellt. Wenn man wie wir Radiator und Lüfter im Deckel einbaut, bleibt nicht allzu viel Raum oberhalb des CPU-Blocks. Der Radidator ist zwar mit 30mm Höhe nicht besonders dick, aber man darf die Lüfter und die gummierten Puffer / Shrouds (Dicke etwa 5 mm) nicht vergessen. Da die Schläuche in der Länge vorbestimmt sind, wurde die Schlauchführung schnell kritisch, da diese oben gegen den Radiator oder die Lüfter drückten. Im Lieferumfang sind zwei Typen von Schrauben dabei: Kurze, um den Radiator direkt an eine Halterung oder Gehäusewand zu schrauben. Die Langen sind dafür gedacht, die Lüfter auf dem Radiator zu montieren und ihn am Gehäuse zu verschrauben. Allerdings sind diese so lang, dass man die oben erwähnten Gummipuffer verwenden muss. Für eine Montage ohne Puffer sind die Schrauben zu lang.
In diesem Zusammenhang muss man noch ein anderes Problem erwähnen, dass natürlich sehr Gehäuse-spezifisch ist. Wenn man Radiator, Shrouds und Lüfter am Deckel innerhalb des Gehäuses befestigt, ist in der Höhe zu wenig Platz für eine Grafikkarte mit Waterblock. Dessen Anschlüsse stossen gegen den Radiator bzw. die Lüfter. Zum Glück hatten wir andere Schrauben im Haus, so dass wir die Lüfter ohne Shrouds montieren konnten. Dann passte es von der Höhe auch mit dem Waterblock.
Um einen besseren Winkel hinzubekommen, haben wir uns entschieden, die Original-Tüllen gegen die 45Grad-Winkelstücke auszutauschen. Dazu mussten wir auch die Kühlflüssigkeit komplett aus dem System entfernen.
Die Tüllen vom CPU-Block zu lösen ging nur mit der Zange. Die Überwurfmutter liess sich gar nicht lösen, um den Schlauch abziehen zu können. Schlussendlich haben wir den Schlauch einfach abgeschnitten, da wir ja eh andere Anschlüsse verwenden wollten.
Beim Hantieren mit dem CPU-Block haben wir, nachdem wir die neuen Tüllen aufgeschraubt hatten, immer wieder kleine Flüssigkeitstropfen am Rande der Gewinde festgestellt. Wir haben das als Reste vom Auslaufen lassen der Kühlflüssigkeit oder von einer ausgespülten Tülle angesehen.
Aber auch das ganze Handling mit einer Kompaktkühlung erschien uns zunehmend unpraktisch. Radiator und CPU sind ja ständig mit den Schläuchen verbunden. Wenn man Radiator und Lüfter im Gehäuse montieren oder den CPU-Block auf dem Mainboard verschrauben will, ist garantiert immer etwas davon im Weg.
Die Überwurfmuttern der neuen Anschlüsse liessen sich nicht richtig über den Schlauch drehen. Etwas genervt haben wir uns entschieden, die vormontierten Schläuche komplett zu entfernen und das ganze System auf 16/10-Anschlüsse und -Schlauch umzurüsten. Beides hatten wir zum Glück noch zu Hause. Zudem konnten wir dann die Schlauchlänge auch selber bestimmen und auf die Platzverhältnisse im Gehäuse anpassen.
Zur Vorbereitung der Montage auf dem Mainboard haben wir die Anschlüsse durch Verschlusskappen ausgetauscht, damit keine Reste der Flüssigkeit auf das Mainboard gelangen. Hier schon mal ein "Probesitzen" auf dem Mainboard.
Auf dem CPU-Block sollten 90Grad Winkelstücke zum Einsatz kommen. Dazu haben wir den Blocks nochmals vom Mainboard runtergenommen und die Winkelstücke montiert.
Auf den Radiator haben wir Schnellkupplungsstücke von Koolance eingeschraubt, um den Einbau zu vereinfachen.
Die Montage des CPU-Blocks auf dem Mainboard entpuppte sich als alles andere als problemlos. Cooler Master liefert zwar Schraubensets und Halterungen für die verschiedenen Sockel mit, aber anschreiben können sie die einzelnen Tüten nicht. Um die Bedienungsanleitung zu lesen, mussten wir eine Lupe verwenden… Und welche Schritte man genau machen muss, wird nicht erklärt, für PC-Schrauber-Neulinge ist der Eisberg 240L definitiv nicht gedacht. Es fehlt die Erklärung, wo Lüfter und Pumpe angeschlossen werden. Auch die mitgelieferte Kühlpaste hat uns nicht überzeugt.
Wir haben den restlichen Einbau nicht mehr fotografisch dokumentiert. Da wir jetzt mit Radiator und CPU getrennt arbeiten konnten und die Schläuche in der Länge angepasst waren, ging der Einbau ohne weitere Schwierigkeiten von statten.
Um den Kreislauf zu befüllen, haben wir via die Koolance-Schnellkupplungen den Cooler Master und den Radiator mit dem Kreislauf von unserem Benchtable verbunden. So ging das Befüllen ganz leicht und ohne den Fillport auf dem CPU-Block im engen Gehäuse zu verwenden.
Dann kam der grosse Moment, das erste Einschalten des PC nach dem Einbau. Doch anstatt normal hochzufahren, bekam der Bildschirm kein Signal von der Grafikkarte und der Bootvorgang wurde nicht initialisiert. Wir haben das erstmal auf BIOS-Probleme geschoben, die wir von dem Board schon zu genüge kannten. Was aber sofort auffiel, war die unangenehm laute Pumpe. Das war schon ein kleiner Schock, eine Wasserkühlung sollte doch leise sein?!
Wir haben ein wenig mit der Pumpe herumexperimentiert. Auch die Lüfter auf dem Radiator drehen bei voller Stärke sehr laut. Für die Pumpe gibt es drei Leistungsstufen (steuerbar über ein Kabel mit drei Strängen: für 12V, 7V, 5V). Nur bei 5V ist die Lautstärke als akzeptabel zu bezeichnen. Wie es dann aber mit der Durchflussmenge oder der Kühlleistung aussieht, konnten wir nicht feststellen. Ob ein erweiterter Kreislauf mit 5V überhaupt sinnvoll zu betreiben wäre (Durchlaufmenge und Kühlleistung), muss ebenfalls unbeantwortet bleiben.
Da der PC auch nach mehrfachem Neustart nicht hochfahren wollte, haben wir den Bildschirm noch auf die CPU-interne Grafikkarte umgehängt, was aber auch keine Verbesserung gebracht hat. Also haben wir uns an eine Fehleranalyse gemacht und das Gehäuse geöffnet: Dabei haben wir Feuchtigkeit auf dem Mainboard neben dem CPU festgestellt. An einem Gewinde des CPU-Blocks war Flüssigkeit ausgetreten.
Wir standen also mit defekter Hardware da und ohne funktionierenden PC. Dass wir frustriert waren, könnt Ihr sicher verstehen, Archangel wollte seinen PC endlich auf Wasserkühlung bringen. Da es schon drei Uhr morgens war, musste eine Lösung her. Als erstes haben wir die RAM herausgenommen und auf dem Benchtable getestet. Sie funktionierten ohne Probleme. Dasselbe galt für das Netzteil. Also hatte es Mainboard und CPU getroffen! Als wir am folgenden Tag den CPU abgenommen haben, war deutlich zu sehen, dass die CPU-Kontakte feucht waren, der Sockel stand sogar unter Wasser. Und es handelt sich dabei ja nicht um reines Wasser, in der Kühlflüssigkeit sind immer verschiedene Zusätze mit drin.
Jetzt hatten wir den "Eisberg"-Salat. Unser nächster Schritt war jetzt, neue Hardware zu beschaffen um den PC wieder in Betrieb nehmen zu können. Die Frage war, wo bekommen wir um drei Uhr morgens ein Z77-Board her? Eine Online-Recherche bei verschiedenen Shops ergab, dass solche so gut wie nicht mehr zu kaufen sind, also stand ein Architekturwechsel auf Z97 an. Als nächstes mussten wir herausfinden, in welchen Läden in Basel ein Mini-ITX Board sozusagen im Regal stand, denn eine Online-Bestellung mit ein paar Tagen Wartezeit wollten wir nicht in Kauf nehmen, da Archangel mit seinem PC wieder arbeiten wollte. Schlussendlich haben wir uns für ein Board von Gigabyte (Z97N-WiFi) und einen CPU von Intel (i7 4790K) entschieden. Beides war bei STEG am nächsten Morgen verfügbar. Zudem kam uns eine etwas verrückte Idee, die auch Archangel wieder aufgeheitert hat: Wir haben einige nicht mehr benutzte Wasserkühlungs-Komponenten zu Hause eingelagert – warum nicht daraus ein komplett neues Wasserkühl-System für das Red Devil-Gehäuse zusammenbauen? Das war also unser Plan für den folgenden Tag, der Bericht vom Zusammenbau folgt dann im nächsten Post.
Aber vorher noch ein paar abschliessende Überlegungen zum Cooler Master Eisberg 240L Prestige und Kompaktwasserkühlungen im Allgemeinen: Beim ganzen Einbau des Eisberg 240 L sind uns Schritt für Schritt einige Mängel und Probleme aufgefallen:
- Die Bezeichnung "Kompaktkühlung" bedeutet nicht, dass sie speziell für kleine Gehäuse wie das BitFenix Prodigy geeignet sind. Die Höhe zwischen CPU und Radiator im Deckel und die Schlauchlänge können schnell zum Problem werden.
- Je nach Gehäuse kann auch die Höhe zwischen Mainboard und Radiator / Lüfter nicht ausreichen, um eine Grafikkarte mit Waterblock einzusetzen.
- Beim Eisberg 240L werden im CPU-Block Kunsstoffgewinde verbaut, die schnell ausleiern. Als wir die Anschlüsse handzahm festziehen wollte, überdrehten sie schnell im Gewinde oder schienen nicht sauber zu greifen. Am Schluss war es sogar möglich, die eingeschraubten 90 Grad Anschlüsse ohne zu drehen und ohne grossen Kraftaufwand einfach aus dem Gewinde herauszuziehen. Das geht definitiv nicht!
- Die Original-Tüllen sind so fest eingedreht, dass sie sich nur mit der Zange lösen lassen. Das gilt auch für die Überwurfmuttern.
- Man muss immer mit CPU-Block, Schläuchen und Radiator als Ganzes hantieren. Das ist nicht gerade praktisch für den Einbau.
- Die mitgelieferten Schraubenlängen berücksichtigen nur die Lüftermontage mit den Shrouds. Wer diese nicht einbauen will, muss sich selber passende Schrauben besorgen
- Die Bedienungsanleitung ist keine grosse Hilfe, was die Verkabelung von Lüftern und Pumpe angeht. Auf Grund unserer Erfahrung war das für uns kein Problem, aber für Neulinge – und an die richten sich solche Kompaktkühlungen ja auch – sollte schon mehr konkrete Hilfestellung mit dabei sein.
- Die Pumpe erreicht eine Lautstärke, die nicht akzeptabel ist.
- Hinter die "Erweiterbarkeit" machen wir ein nach unserer Erfahrung ein grosses Fragezeichen.
Abgesehen davon, dass wir als Endresultat der ganzen Aktion mit einem kaputten Mainboard und CPU dastanden, können wir von unserer ersten Erfahrung mit einer Kompakt-Wassserkühlung keine positive Bilanz ziehen. Wir denken, dass es auch für Einsteiger besser ist, auf Einzelkomponenten oder fixfertig zusammengestellte Sets wie die von Aquatuning zu setzen. Diese bestehen aus Grundkomponenten wie Pumpe, Radiator, Ausgleichsbehälter, Schlauch, Anschlüsse und Flüssigkeit. Die einzelnen Teile können auch separat gekauft werden. Zudem ist es auch möglich, ein ausgewähltes Set zu ergänzen, zum Beispiel um einen Durchflussmesser. So kann man Komponenten und Schlauchlängen auf die Platzverhältnisse im Gehäuse abstimmen. Zudem kann man die Pumpe besser einschwingt montieren. Und bei Einzelkomponenten ist auch die Erweiterbarkeit tatsächlich gegeben, das heisst man kann nachträglich den Kreislauf erweitern oder einzelne Komponenten austauschen, wenn man möchte.
Wie schon gesagt, wir haben uns von dieser Erfahrung jedoch nicht entmutigen lassen, sondern am folgenden Tag angefangen, einen neuen Wasserkühlungs-Kreislauf im Red Devil-System einzubauen. Welche Herausforderungen wir dabei zu meistern hatten, erzählen wir Euch im nächsten Bericht. Eines sei jetzt schon verraten: Es wurde noch einmal feucht-spritzig...