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Neuer Name, neue Lücke: Mit dem nova bringt Huawei einen Vertreter der oberen Mittelklasse in den Handel, der eine hohe Effizienz, aber auch eine überdurchschnittliche Kamera bieten soll. Gleichzeitig darf nicht zu viel Druck auf die hauseigenen Mitbewerber ausgeübt, ehemalige Flaggschiffe dürfen aber nicht aus dem Auge gelassen werden. Ein Spagat, der alles andere als einfach ist, wie der Test zeigt.
Einen guten ersten Überblick über die Gemengelage - 5 Zoll großes Full-HD-Display, 3 GB RAM, 32 GB Speicher, überdurchschnittliche Kamera - bietet der Preis. Huawei verlangt unverbindliche 379 Euro, noch weicht der Handel davon nur unwesentlich ab, aufgerufen werden etwa 350 Euro. Mit etwa 420 Euro ist das P9 gerade noch in Reichweite, Sonys Xperia Z3+ ist mit 320 Euro jedoch günstiger. HTC One M9 und Samsung Galaxy S6 sind mit jeweils rund 370 Euro hingegen fast identisch bepreist. Wer gegenüber einem größeren Display nicht abgeneigt ist, kann das nova Plus für unverbindliche 429 Euro in den Kreis der Kandidaten aufnehmen.
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Nimmt man die UVP als Kriterium zur Einsortierung, landet das nova zwischen dem P9 lite (299 Euro) und dem GX8 (399 Euro).
Für das obere Mittelfeld reicht es
Ins Auge sticht zunächst das Versprechen der hohen Effizienz. Während der Vorstellung des nova im Rahmen der IFA nannte Huawei vergleichsweise gute Ausdauerwerte, bei üblicher Nutzung soll das Netzteil erst nach zwei Tagen wieder benötigt werden - selbst für Pokémon Go wurden überraschend hohe Ausdauerwerte genannt. Doch möglich gemacht wird das nicht durch einen ungewöhnlich großen Akku oder einen revolutionären neuen SoC. Stattdessen setzt man auf bewährte Technik. Mit 3.020 mAh wird eine für Geräte dieser Größe übliche Kapazität geboten, mit Qualcomms Snapdragon 625 ein zwar recht frischer, aber technisch eher konservativer Chip.
Gefertigt wird der Anfang 2016 vorgestellte SoC im 14-nm-Verfahren, Bestandteil sind in erster Linie acht bis zu 2,0 GHz schnelle Cortex-A53-Kerne sowie eine Adreno 506. Die direkten Vorgänger sind die Snapdragon-Modelle der 61x-Reihe, technologisch bewegt sich der Snapdragon 625 ungefähr eine Generation hinter dem Snapdragon 820. Eine hohe Effizienz erwartet man deshalb zunächst nicht, eher eine solide Leistung irgendwo im oberen Mittelfeld der Tabelle. Da zumindest landet das Smartphone, dem Huawei 3 GB Arbeitsspeicher spendiert, in den meisten Benchmarks.
Im 3DMark reicht es für etwa 13.800 und 460 Punkte (Ice Storm Unlimited/Slingshot), im PCMark für gut 5.700 Punkte. AnTuTu 6 spricht von insgesamt fast 64.000 Punkten, Geekbench 3 von knapp 940 und 4.700 Punkten in der Single- und Multi-Wertung. Nicht ganz mithalten kann die GPU. Die Adreno 506 gehört zur aktuellen Generation, fungiert dort aber als so etwas wie das Einstiegsmodell. Dennoch werden die für Android 7.0 wichtigen Anforderungen erfüllt: Zwar bietet die GPU nur OpenGL ES 3.1, Vulkan 1.0 wird jedoch unterstützt; einem Update auf Nougat steht diesbezüglich also nichts im Wege. Anders sieht es bei grafisch anspruchsvollen Applikationen aus. Wer ein Smartphone in erster Linie als mobile Konsole nutzt, dürfte an Grenzen stoßen, 10 und 23 fps in den GFXBench-Szenarien Manhattan und T-Rex (jeweils Offscreen) sind eindeutig.
Bei den ganz alltäglichen Dingen sieht es hingegen anders aus. Im Test gab es weder beim Surfen im Internet, beim Umgang mit Mails, Dokumenten oder den wichtigsten Programmen negative Auffälligkeiten. Insgesamt kann man dem nova somit eine Alltagstauglichkeit unterstellen, eine besondere Effizienz aber nicht.
Im Alltag hält das nova gut durch
Zumindest dann nicht, wenn man die üblichen Laufzeit-Benchmarks betrachtet. Die Video-Schleife durchlief das nova nicht ganz sieben Stunden lang mit einer Ladung, im PCMark-Test waren es rund sechseinhalb Stunden. Zwei Werte, die im Vergleich eher durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich ausfallen, aber - wie so häufig bei Huawei - nur eine geringe Aussagekraft bezüglich des üblichen Einsatzes bieten.
Denn im praxisnahen Einsatz konnte das nova durchaus zwei Tage durchhalten, am Ende musste das Ladegerät nach etwa 55 Stunden wieder angeschlossen werden. Damit gehört das Smartphone zu den besten Modellen seiner Klasse und kann auch diverse Oberklassevertreter unter Druck setzen. Es gilt aber dennoch die Faustformel: Je weniger Androids Energiesparfunktion Doze zum Einsatz kommt, desto stärker verkürzt sich die Laufzeit. Denn weder der SoC noch das Display entpuppten sich als auffällig genügsam.
Huawei bietet aber auch keine wirklichen Extras. Wie üblich ist der 3.020 mAh fassende Akku fest verbaut, geladen wird mit maximal 10 W. Qualcomms Schnellladetechnik Quick Charge 3.0, die der SoC unterstützt, kommt zum Einsatz, ebenso wenig gibt es Möglichkeiten zum drahtlosen Laden. Immerhin erleichtert USB Typ-C das Anschließen des Ladegeräts.
Ein wenig Ausstattung fehlt
Mit dem Preis und der Einsortierung innerhalb der Huawei-Familie im Hinterkopf überrascht die Ausstattungsliste nicht. Das zum SoC gehörende LTE-Modem bietet hohe Übertragungsraten, die Antennen sorgen für stabile Daten- und Telefonverbindungen. Die beiden Lautsprecher - einer auf der Front, einer am unteren Rand - reichen qualitativ für Gespräche aus, die Musikwiedergabe leidet unter den schwachen mittleren und hohen Frequenzbereichen. Störende Nebengeräusch werden zuverlässig herausgefiltert, vom Gesprächspartner wird man dank guter Mikrofone klar und deutlich verstanden.
Auch der Datenaustausch per WLAN funktioniert tadellos, könnte aber schneller sein. Denn das entsprechende Modul beherrscht maximal den in diesem Preisbereich nicht mehr zeitgemäßen n-Standard. Bluetooth wird in Version 4.1 geboten, NFC ist ebenfalls mit an Bord. Die USB-Typ-C-Buchse arbeitet ebenso wie das WLAN-Modul nicht mit dem höchstmöglichen Tempo, wie schon beim P9 verbirgt sich hinter dem Anschluss nur USB 2.0.
Wirklich störend ist das im Alltag nicht. Denn der 32 GB große interne Speicher kann maximal mit knapp 66 MB/s beschrieben werden, beim Lesen sind es immerhin 186 MB/s. Wem der Speicher nicht ausreicht: An Platz für eine microSD-Karte hat Huawei gedacht. Wer sich für die Dual-SIM-Variante des nova entscheidet, muss zwischen zweiter SIM und microSD-Karte wählen.
Vom P9 übernommen wurde der Fingerabdrucksensor, der Level 4 entspricht und somit nicht so leicht wie bei vielen Konkurrenten getäuscht werden kann. Die Einrichtung geht schnell vonstatten, bei der Nutzung überzeugte er durch die sehr hohe Erkennungsrate. Das Entsperren des nova gelingt auch bei ausgeschaltetem Display.
Helles Display mit Blaustich
Mit 5,0 Zoll gehört das nova mittlerweile schon zu den kleineren Smartphones, nur wenige Neuheiten bieten kleinere Displays. Zum Vergleich: Das ebenfalls kompakt wirkende P9 fällt mit 5,2 Zoll größer aus, gleiches gilt für das Galaxy S7 mit seinen 5,1 Zoll. Mit 1.920 x 1.080 Pixeln fällt die Auflösung hingegen so aus, wie es in diesem Preisbereich inzwischen üblich ist. 441 ppi sprechen für eine mehr als ausreichende Schärfe, das IPS-Panel bietet großzügige Blickwinkel und eine gute Farbdarstellung. Wie gewohnt kann die Farbtemperatur des Displays angepasst werden. Ab Werk erstrahlt Weiß mit sehr blaustichigen 9.200 Kelvin, die Vorschläge „Warm“ und „Kalt“ sind mit 7.800 und 10.500 Kelvin alles andere als optimal. Wer selbst Hand anlegt, kann immerhin 7.500 Kelvin erreichen - am Ende aber auch nicht optimal.
Besser sieht es bei Helligkeit und Kontrast aus. Bei maximaler Einstellung liefert das Display 533 cd/m², was auch für hellere Umgebungen, nicht aber für direktes Sonnenlicht reicht. Das Kontrastverhältnis liegt bei 1.493:1, was ein sehr ordentlicher Wert ist, den selbst so manch teureres Smartphone nicht erreicht.