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Motorola Moto X im Test

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Was kann man von einem Smartphone erwarten, das zunächst in der Heimat keinen großen Erfolg verbuchen konnte und in Europa nicht nur deutlich später, sondern auch noch um ein Alleinstellungsmerkmal ärmer auf den Markt gekommen ist? So einiges, denn das Motorola Moto X ist kein gewöhnliches Smartphone.

Dabei bedarf es nicht einmal der Individualisierungsmöglichkeiten, die US-Kunden zur Verfügung stehen. Während man dort zwischen zig Farben und Materialien wählen kann, blieb für Deutschland nur Schwarz und Weiß übrig. Für mehr Aufsehen sorgte kurz vor dem Start hierzulande die Tatsache, dass der Preis deutlich gesenkt wurde. Waren zunächst 399 Euro aufgerufen, wollten die Händler zum Erstverkaufstag nur noch 349 Euro haben - diese Marke hat noch immer Bestand.

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Optik, Verarbeitung, Hardware

Nimmt man das Moto X in Augenschein, findet man keinen Grund für die Preissenkung. Das Gerät wirkt weder unattraktiv noch billig, im Gegenteil. Zwar muss sich auch Motorola der klassischen Smartphone-Formen bedienen, das Design fällt aber überraschend eigenständig aus. In der Frontalen meint man einen Einfluss Samsungs herauslesen zu können, spätestens im Profil sind solche Überschneidungen aber nicht mehr zutreffend. Denn durch die leicht gebogene Rückseite mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Radien bietet das Motorola-Handy eine gewisse optische Spannung, die ein Stück weit aber vom zweigeteilten Gehäuse gestört wird. Dieser rund um das Smartphone verlaufende Spalt trübt den sehr guten Eindruck: Zwar sind zwischen Vorder- und Rückseite keine Kanten zu spüren oder unterschiedliche Spaltmaße zu entdecken, durch die zwei verschiedenen Materialien, die hier aufeinandertreffen, wird aber das Erscheinungsbild verschlechtert; allerdings handelt es sich um ein sehr geringes Manko, ist die weitere Verarbeitung doch auf einem sehr hohen Niveau. Keine Überraschung bieten die Bedienelemente. Die Tasten für Standby und Lautstärke - jeweils sauber eingefasst und ohne überflüssiges Spiel - sind am rechten Gehäuserand untergebracht, Kopfhörerbuchse und Micro-USB-Port am oberen und unteren Ende.

Schlichtes und kompaktes Äußeres

Schlichtes und kompaktes Äußeres

Doch ein anderer Aspekt steht klar im Vordergrund. Denn wer das Moto X zum ersten Mal sieht, kann kaum glauben, dass hier ein 4,7 Zoll messendes Display verbaut wird, das Gehäuse wirkt deutlich kleiner. Möglich wird dies durch einen sehr schmalen Rand links und rechts neben der Anzeigen sowie vergleichsweise wenig verschwendeten Raum darüber und darunter - auch, weil Motorola auf Onscreen-Tasten zur Android-Bedienung setzt. Deshalb kommt das Moto X mit 129,3 x 65,3 x 10,4 mm aus. Zum Vergleich: Ein HTC One mit gleich großem Display bringt es in Höhe und Breite auf 137,4 x 68,2 mm, ein Nokia Lumia 625 auf 133,2 x 72,2 mm und ein Nexus 4 auf 133,9 x 68,7 mm.

Doch Motorola versucht sich nicht nur bei Äußerem mit Understatement, auch im Innern wartet die ein oder andere Überraschung - was dem Hersteller unmittelbar nach der Vorstellung des Gerät viel Kritik einbrachte. Denn wo andere Anbieter ihre Flaggschiffe mit Quad-Core-SoCs mit 2 und mehr GHz bestücken, beschränkt man sich beim Moto X auf eine 1,7 GHz schnelle Dual-Core Lösung. Konkret handelt es sich um den mittlerweile leicht angestaubten Qualcomm MSM8960DT mit Krait-300-CPU, der jedoch mit einer vergleichsweisen leistungsstarken GPU vom Typ Adreno 320 versehen ist. Während das CPU-GPU-Gespann auch in einigen anderen Smartphones verwendet wird, weist das Kürzel DT auf eine Sonderlösung hin.

Denn Motorola belässt es nicht bei zwei CPU-Kernen, sondern greift auch auf zwei Co-Prozessoren zurück und bezeichnet den gesamten Chip als X8. Anders als CPU und GPU sind die beiden Helferlein nicht für zahlreiche verschiedene Berechnungen zuständig, sondern verfügen über jeweils eigene, ganz konkrete Aufgabengebiete. So kümmert sich ein Co-Prozessor ausschließlich um die Sprachsteuerung, der zweite übernimmt das sogenannte konzeptuelle Computing. Dahinter verbergen sich verschiedene alternative Bedienmöglichkeiten, beispielsweise das Aktivieren der Kamerafunktion über das schlichte Bewegen des Geräts, aber auch das teilweise Einschalten des Displays beim Umdrehen. Der dahinter stehende Sinn ist klar: Würde man die eigentliche CPU mit solchen Aufgaben betrauen, würde der Energiebedarf höher ausfallen, da ein gewisses Bereitschaftslevel immer gehalten werden müsste. Die spezialisierten Co-Prozessoren begnügen sich hingegen mit wenig Energie, leisten dafür aber auch deutlich weniger. Dabei kann man Motorola eine gewisse Vorreiterrolle zugestehen. Denn mit dem iPhone 5s und seinem M4-Co-Prozessor verfolgt Apple eine sehr ähnliche Strategie.

Bewährte Anordnung: Standby- und Lautstärketasten am rechten Rand

Bewährte Anordnung: Standby- und Lautstärketasten am rechten Rand

Aber zur Technik des Moto X gehört viel mehr als nur der SoC. So stecken im Innern 2 GB Arbeitsspeicher, was auch in den kommenden Monaten mehr als genug sein sollte, der 16 GB große interne Speicher könnte hingegen etwas zu knapp bemessen sein. Denn eine Erweiterungsmöglichkeit ist nicht vorgesehen, das Modell mit 32 GB Kapazität wird zudem in Europa nicht angeboten. Eine Ausweichmöglichkeit wäre die Cloud, die über die schnellen Funktechniken gut zu erreichen ist. Das gilt sowohl für die Übertragung in Mobilfunknetzen, bei der auf LTE mit bis zu 100 Mbit/s im Downstream zurückgegriffen werden kann, als auch im WLAN; hier unterstützt das Modul den ac-Standard im 2,4- und 5,0-GHz-Band. Komplettiert wird die Drahtlosausstattung von Bluetooth 4.0 und NFC.

Fest mit dem Gehäuse verbunden ist der 2.200 mAh fassende Akku. Mit diesem bewegt man sich hinsichtlich der Kapazität im üblichen Rahmen angesichts der Gerätegröße, in Hinblick auf die SoC-Lösung und das Display auf OLED-Basis könnte das Moto X hier jedoch überdurchschnittlich abschließen - dazu jedoch später mehr.

Verarbeitung ohne Mängel

Verarbeitung ohne Mängel

Eine besondere Erwähnung hat aber auch die Kamera verdient. Denn Motorola bedient sich hier der „Clear Pixel“-Technik: Der Bildsensor mit seinen 10 Megapixeln verfügt über einen zusätzlichen Subpixel, der einzig und allein für den Weißanteil zuständig ist. Davon profitieren sollen vor allem die Aufnahmen, die in eher dunklen und sehr hellen Umgebungen getätigt werden.

Ergonomie & Haptik

Die angesichts der Display-Größe kompakten Ausmaße haben nicht nur auf die Optik, sondern auch auf die Ergonomie Auswirkung. Denn im direkten Vergleich mit anderen Geräten der 4,7-Zoll-Klasse liegt das Moto X deutlich besser in der Hand und kann weitaus einfacher bedient werden. Während es beispielsweise beim Nexus 4 auch mit großen Händen schwierig ist, mit nur einem Daumen alle Ecken zu erreichen, gibt es diesbezüglich beim Motorola-Smartphone keine größeren Probleme - auch, weil das Display etwa 73 Prozent der Front einnimmt.

Hohe Ergonomie dank gut geformter Rückseite

Hohe Ergonomie dank gut geformter Rückseite

All dies ist aber auch auf die Form der Rückseite zurückzuführen. Denn durch die Rundungen liegt das Gerät sicher an der Hand, auch, weil der Hersteller auf eine leichte Texturierung zurückgegriffen hat. Einzig das Gewicht in Höhe von 130 g fällt gegenüber der Konkurrenz leicht negativ auf, „schwerer Brocken“ ist das Moto X deshalb aber noch lange nicht. Allerdings hat man es nicht geschafft, den Schwerpunkt des Geräts richtig zu setzen. Dieser liegt im Zentrum des Geräts, für die Bedienung mit einer Hand wäre eine tiefere Lage von Vorteil.

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