Laufzeit
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Versuchte Samsung beim Galaxy Alpha noch den Spagat zwischen Metallgehäuse und einfach austauschbarem Akku, war dies schon beim Galaxy A3 und Galaxy A5 nicht mehr möglich. Gleiches gilt für das Galaxy S6 edge - auch hier ist der Energiespeicher mehr oder minder fest mit der restlichen Hardware verbunden. Für den Nutzer soll dies keinen Nachteil bedeuten, wie das Unternehmen im Rahmen der Präsentation mehrfach betonte. Denn zum einen will man an der Langlebigkeit gearbeitet haben, zum anderen hat man viel Wert auf das schnelle und flexible Laden gesetzt.
Was in der Theorie etwas nebulös klingt, entpuppt sich im Alltag unter Umständen als gelungen. Denn das Smartphone kann nicht nur per Kabel, sondern auch drahtlos aufgeladen werden, unterstützt werden dabei ab Werk die beiden wichtigsten Standards Qi und PMA. Muss es schnell gehen, sollte der Griff zum mitgelieferten kabelgebundenen Ladegerät erfolgen. Denn dann kann die integrierte Schnellladefunktion genutzt werden, dank derer das Wiederbefüllen des Akkus mit bis zu 15 W erfolgt. Glaubt man der Werbung, kann dann binnen 10 Minuten so viel Energie übertragen werden, dass im Anschluss eine übliche Nutzungsdauer von 4 Stunden möglich ist; im Test waren es lediglich knapp 3 Stunden.
Davon abgesehen überzeugt das schnelle Laden aber fast völlig, für eine vollständige Ladung des 2.600 mAh fassenden Akkus werden nur etwa 2 Stunden benötigt. Wichtig ist jedoch: Genutzt werden kann die Schnellladefunktion nur mit dem mitgelieferten Ladegerät und -kabel. Dass man beides durchaus im Gepäck haben sollte, zeigen die Laufzeitmessungen. Bei einer Helligkeit von 200 cd/m² erreichte das Galaxy S6 edge im Standard-Video-Durchlauf rund 8 Stunden.
Zum Vergleich: Das Galaxy S5 schaffte vor einem Jahr rund zwei Drittel mehr. Ähnlich sieht es im Alltag aus. Hier erreichte der Vorgänger knapp zwei Tage, das neue Modell bringt es nicht einmal auf 1,5 Tage; am frühen Morgen vom Netz getrennt, musste es am späten Nachmittag des Folgetags wieder geladen werden. Die Gründe für das schlechtere Abschneiden gegenüber dem Galaxy S5 liegen auf der Hand. So ist die Akkukapazität um etwa 8 Prozent gesunken, gleichzeitig benötigt das QHD-Display deutlich mehr Energie als die Full-HD-Anzeige des Vorgängers.
Wer auf längere Betriebszeiten abseits einer Lademöglichkeit angewiesen ist, kann auf den mittlerweile bekannten Ultra-Energiesparmodus zurückgreifen. Dieser verlängert die Laufzeit um ein Vielfaches, allerdings auf Kosten der Funktionalität. Denn auch beim Galaxy S6 edge bedeutet das Einschalten des Sparbetriebs das Ausschalten vieler Features.
Im PCMark für Android, den wir erstmals zusätzlich eingesetzt haben, erreichte das Testgerät rund 6,5 Stunden. Simuliert werden hier verschiedene Einsatzgebiete wie das Surfen im Internet und die Wiedergabe von Videos.
Gehäuse
Teil der Überarbeitung im Zuge des Generationswechsels war auch und vor allem das Gehäuse. Nachdem Samsung sich über lange Zeit hinweg Kritik für die Materialwahl bei den Galaxy-S-, aber auch bei den Galaxy-Note-Modellen gefallen lassen musste, wagte man in Form des Galaxy Alpha ein erstes Experiment. Anstelle von Kunststoff kam hier Metall zum Einsatz, mit dem Galaxy A3 und Galaxy A5 verfeinerte man die neue Design-Linie, die nun mit dem Galaxy S6 edge ihren vorläufigen Höhepunkt erlebt.
Dabei ist es Samsung gelungen, sowohl die schnelle Erkennbarkeit des Herstellers zu gewährleisten als auch nahezu jedes sonst so typische äußere Merkmal zu überarbeiten. In der Frontalen dominieren zunächst die für die Südkoreaner typischen Linien: Die Ecken sind abgerundet, Eyecatcher gibt es nicht, nur eine der drei Android-Tasten ist permanent erkennbar. Wechselt die Perspektive, werden die umfangreichen Veränderungen erkennbar. Der Rahmen, der nun aus Metall besteht, wirkt deutlich schlichter und ruhiger und weist an beinahe jedem Punkt eine Rundung auf. Bei der edge-Variante besonders auffällig ist dabei der linke und rechte Rand unterhalb des gebogenen Displays. Denn hier nutzt Samsung die Kurven zur Veränderung der Fomensprache, der sonst bündig mit der Front abschliessende Rahmen steht ein Stück weit ab und bildet eine schmale Kante.
Dies dürfte nicht nur eine Frage der Optik sondern des inneren Aufbaus gewesen sein. Denn gegenüber dem gewöhnlichen Galaxy S6 stehen in der Breite 0,4 mm weniger zur Verfügung - einerseits nimmt das Display bedingt durch die Biegungen von vorne betrachtet in der Breite weniger Platz ein, andererseits dürfte die dazugehörige Elektronik bis weit an den inneren Rand heranreichen. Hier muss also Platz für die links und rechts untergebrachten Tasten für die Lautstärkeregelung sowie Standby geschaffen werden.
Aber der Rahmen bietet noch weitere Auffälligkeiten. So gibt es bedingt durch die Platzierung der Antennen vier Unterbrechungen, um einem "Antennagate" zu entgehen, zudem fallen der unten untergebrachte Lautsprecher sowie der Infrarotsender am oberen Rand auf; daneben findet die Nano-SIM Platz.
Für Samsung-Nutzer weitaus gewöhnungsbedürftiger als der Rahmen dürfte aber die Rückseite sein. Denn hier setzt man vollflächig auf Glas, was zum einen für eine hochwertige Optik sorgt, zum anderen aber auch das Risiko von Beschädigungen steigert - trotz aller Fortschritte ist Gorilla Glass noch immer empfindlich. Auffällig ist aber auch die Kamera. Zwar stand diese schon beim Galaxy S5 ab, angesichts der diesbezüglichen Kritik am iPhone 6 müsste Samsung jedoch einiges an Gegenwind registrieren. Denn hier ist nicht die Rede von einem halben Millimeter, sondern von zweien, die nicht nur die ansonsten gelungene Optik stören, sondern auch verhindern, dass das Gerät eben aufliegt und zum Wackeln neigt, sobald das Display in dieser Position bedient wird.
Für Kritik sorgt aber zusätzlich ausgerechnet die Verarbeitung. War man von Samsung zuletzt ein sehr hohes Niveau gewohnt, gibt es beim Galaxy S6 edge einige kleinere Makel. So weisen die seitlichen Tasten zu viel Spiel auf, die Spaltmaße zwischen Rahmen und Front sind nicht einheitlich, zusätzlich steht ersterer am oberen Ende des Smartphones im Vergleich zur Front spür- und sichtbar weiter ab. Während dies im Alltag kaum auffallen dürfte, könnte die unzureichende Trennung zwischen Display und Rahmen für mehr Unzufriedenheit sorgen. Denn bei eingeschalteter Anzeige schimmert das Licht durch die Abdeckung. Hier wirkt es, als ob die Farbschicht zu dünn ausgefallen ist, was angesichts des Preises nicht der Fall sein dürfte.
Zu guter Letzt schneidet das Gehäuse in Sachen Ergonomie nur mittelmäßig ab. Bedingt durch die Display-Diagonale ist an die Bedienung mit nur einer Hand naturgemäß nicht zu denken, ein Display-zu-Front-Verhältnis von nicht einmal 72 Prozent trägt zu einer Abmilderung aber auch nicht bei. Ungünstig fallen in Hinblick auf eine gute Bedienbarkeit aber auch zwei weitere Punkte auf. So ist die Standby-Taste am rechten Rand für eine durchschnittliche Hand zu tief platziert, was mitunter zu einer unfreiwilligen Betätigung führt, aber auch schon das in die Handnehmen des Smartphones ist - so merkwürdig es klingen mag - schwieriger als üblich. Denn durch das beidseitig gebogene Display ist der seitliche Rahmen schmaler als üblich, was gleichbedeutend mit weniger Grifffläche ist; tatsächlich sind es stellenweise nur rund 3 mm. Die am Rand runde Anzeige hat aber noch einen ganz anderen Nachteil. Denn anders als beim Galaxy Note Edge liegen mitunter wichtiger Bedienelemente mitten in der Rundung, bei eingeblendeter Tastatur beispielsweise die Tasten 1 und 0, was die Nutzung ein Stück weit verschlechtert. Unter der Biegung leiden aber auch angezeigte Inhalte, beispielsweise Videos, im im Landscape-Modus unten und oben verfälscht dargestellt werden.
Mit der Entscheidung, beide Seiten der Anzeige zu biegen, hat man immerhin ein Handicap des Galaxy Note Edge aus der Welt geschafft. Dort waren Linkshänder klar im Nachteil. Am Ende hat man noch einen Pluspunkt aufgegeben. Anders als der Vorgänger ist das Galaxy S6 edge nicht IP-Zertifiziert. Ausflüge ins Wasser oder in den Staub können somit schnell zu ernsthaften Beschädigungen führen.