Kamera
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Nicht nur das gebogene Display hat man im Galaxy Note Edge erprobt, auch weite Teile der Hauptkamera kamen dort ebenso wie im Schwester Galaxy Note 4 erstmals zum Einsatz. So kennt man von dort den mit 16 Megapixeln auflösenden Sensor ebenso wie den optischen Bildstabilisator. Neu ist hingegen das Objektiv, das nun mit Blende f1.9 aufwarten kann, was hohe Erwartungen an die Lichtstärke der Kamera weckt. Aber Samsung selbst hat die Latte selbst sehr weit oben platziert. Denn das Unternehmen wurde auf dem MWC nicht müde, das Galaxy S6 sowie das edge-Modell mit dem iPhone 6 zu vergleichen. Auf zahlreichen Vergleichsbildern, die nach eigenen Angaben nicht manipuliert waren, wurden die Vorteile der eigenen Kamera vor allem beim Einsatz im Dunkeln hervorgehoben. Unterschiede waren klar zu erkennen. Mit dem Galaxy S6 getätigte Aufnahmen wirkten deutlich heller und boten kräftigere Farben.
Schon in Barcelona deutet sich an, dass dahinter aber nicht nur die Hard-, sondern zu einem guten Teil auch die Software steckt und heller nicht immer besser sein muss - wie die Testaufnahmen bestätigen. Zunächst einmal belegen die Aufnahmen jedoch Samsungs Aussage: Bei Dunkelheit getätigte Aufnahmen sind im Vergleich zum iPhone 6 Plus sichtbar heller. Allerdings dreht die Kamera derart stark an der Helligkeit und anderen Werten, dass sich die Aufnahmen des Galaxy S6 edge ein gutes Stück von der Realität entfernen. Aber auch die Farben leiden teilweise darunter, künstliches Licht wirkt auf den Aufnahmen weitaus wärmer als es tatsächlich ist. Im Gegenzug schafft es der Sensor jedoch auch, bestimmte Töne natürlicher festzuhalten, auffällig ist dies vor allem bei Rot und Grün. Ein klares Unentschieden gibt es hingegen beim Bildrauschen. Hier neigt das Galaxy S6 edge ebenso früh oder spät zu Fehlern wie Apples Smartphone, die Wertung für das Festhalten von feinen Details entscheiden die Kalifornier hingegen klar für sich - Samsungs Flaggschiff lässt so manche Feinheit verschwinden.
Anders sieht es bei besseren Lichtverhältnissen aus. Hier ist Samsung mitunter im Vorteil und bietet qualitativ sehr gute Aufnahmen, Helligkeit und Farben stimmen hier oftmals nahezu vollständig mit dem Motiv überein. Einzige Ausnahme: Stellenweise driften eigentlich graue Flächen minimal ins Blaue ab. Entschädigt wird man mit einer Vielzahl von Optionen, die überwiegend gut innerhalb der Kamera-Applikation untergebracht sind - Samsung schafft es leider erneut nicht, alle Funktionen innerhalb einer Übersicht zu platzieren. Gut umgesetzt ist der Verfolgungs-Fokus: Ein einmal gewähltes Motiv bleibt auch dann scharfgestellt, wenn sich dieses bewegt. Wer sich nicht auf die Automatik-Modi verlassen will, kann mit der Einstellung Pro Einfluss auf diverse Faktoren nehmen, darunter ISO, Weißabgleich und Belichtungsdauer. Die Möglichkeit, Aufnahmen als RAW zu sichern, bietet das Galaxy S6 edge ab Werk aber nicht. Dabei hat Google mit Android 5.0 die notwendigen Grundlagen hierfür geschaffen.
Lob und Tadel gelten im gleichen Umfang auch für die Video-Fähigkeiten des Smartphones. In der Grundeinstellung sichert die Kamera Bewegtbilder in Full-HD-Auflösung, auf Wunsch kann aber auch 4K-Material erstellt werden. Dann gelten jedoch diverse Einschränkungen: Stabilisator und Verfolgungs-Fokus sind deaktiviert, ebenso HDR und Effekte. Unabhängig von der Auflösung bleiben Videos lange Zeit fehlerfrei, Artefakte treten erst bei sehr schnellen Bewegungen auf.
Auf einem guten Niveau bewegt sich auch der Frontsensor, bei dem Samsung sich auf 5 Megapixel verlässt. In puncto Detailreichtum fällt dieser klar hinter die Hauptkamera zurück, für Selfies und Videotelefonate reicht die Qualität jedoch meistens aus.
Software
Ebenfalls beinahe bei Null begonnen hat man in puncto Software. Denn nicht nur, dass Samsung erstmals ein Smartphone mit Android 5.0 ausliefert, auch der immer wieder kritisierte eigene Aufsatz TouchWiz wurde überholt. Wie sehr man sich hier die Kritik zu Herzen genommen hat, zeigen schon die ersten Augenblicke. Zwar hat man zahlreiche Icons nur leicht überarbeitet, die gesamte Farbgebung wirkt aber deutlich sachlicher als in der Vergangenheit. Gleiches gilt für das Uhrzeit-Wetter-Widget, das bereits beim ersten Einschalten prominent Informationen liefert.
Weitaus wichtiger ist jedoch ein anderer Punkt. Denn Samsung hat zahlreiche Bedienelemente vereinfacht, in dem man Symbole gegen reinen Text getauscht hat. So weist nun beispielsweise kein kryptisches Piktogramm mehr darauf hin, dass es noch weitere Einstellungen gibt, dies übernimmt nun schlich das Wort „Mehr“. Besonders deutlich wird dieser Schritt innerhalb der Telefonie-App. Hier sorgt Text für eine vereinfachte Bedienung, vor allem für diejenigen Nutzer, die bislang keinen Kontakt zu Samsung- oder Android-Smartphones hatten. Ein angenehmer Nebeneffekt: Die Oberfläche bietet damit ein Alleinstellungsmerkmal, das auch optisch gefällt.
Aber auch zahlreiche andere Aspekte hat man verändert. So sind unter anderem zahlreiche der ab Werk installierten Partner-Applikationen problemlos deinstallierbar, in der Vergangenheit war dies nicht immer der Fall. Auffällig ist aber auch die Zusammenarbeit mit Microsoft. Den Redmondern hat man einen eigenen Ordner spendiert, in dem OneDrive, OneNote und Skype auf Benutzung warten. Die Dienste sind zwar nicht so prominent platziert wie Googles Pendants, dürften aber dennoch viel Zustimmung erfahren. Warum man jedoch auf Office verzichtet hat, ist unklar - der benötigte Speicherplatz könnte eine Rolle spielen.
Völlig neu ist der Smart Manager, bei dem man sich aber eindeutig von Huawei und anderen Mitbewerbern hat inspirieren lassen. Die App erlaubt die schnelle Überprüfung des Systemstatus’ auf einen Blick sowie das unkomplizierte Eingreifen. Angezeigt werden der Zustand des Akkus, des Arbeitsspeichers, des internen Speichers sowie die Systemintegrität in Hinblick auf unbefugte Zugriffe. Auf Wunsch lassen sich zu allen vier Punkten Details einblenden, hier können problemlos laufende Applikationen beendet werden, um RAM freizugeben, ebenso lassen die Energiesparmodi ein- und abschalten. Dank passendem Widget können die Daten auch übersichtlich auf dem Homescreen angezeigt werden. Nicht angetastet hat Samsung hingegen den generellen Aufbau. Hier bleibt es bei den traditionellen Touchscreens, die links von Flipboard mit seiner Nachrichtenübersicht begrenzt werden. Auch in Sachen App Drawer geht man keine Experimente ein.
Was sonst noch erwähnenswert ist? S Health wurde - erneut - leicht überarbeitet und stellt die gesammelten Fitness- und Gesundheitsdaten etwas übersichtlich als zuletzt bereit, darunter dank der entsprechenden Sensoren auch Puls und Blutsauerstoffsättigung, auf Wunsch kann der Multi-Windows-Modus genutzt werden, Knox soll private und berufliche Daten sicher voneinander trennen und von Samsung Pay fehlt jede Spur. Bei letzterem dürften die Südkoreaner mit dem Start in Europa ein Update bereitstellen.
Leider nur einen kurzen Absatz wert ist ausgerechnet die Software, die vom gebogenen Display Gebrauch macht. Denn wo das Galaxy Note Edge noch ausgefallene Seitenleisten wie das Zentimetermaß einblenden konnte, beschränkt sich Samsung nun auf die - gut gelungene - Nachtuhr, einen Infostream sowie VIP-Kontakte. Von letzteren lassen sich fünf Stück hinterlegen, die jeweils einer eigenen Farbe zugeordnet werden. Die Idee dahinter: Liegt das Smartphones mit dem Display nach unten auf dem Tisch, soll der Nutzer anhand des in der jeweiligen Farbe leuchtenden Display-Randes erkennen, wer gerade anruft oder eine Nachricht geschickt hat. In der Praxis funktioniert dies gut, so lange die Umgebung nicht zu hell ist. Zusätzlich kann die VIP-Leiste auch als eine Art Kurzwahlfunktion genutzt werden. Allerdings entpuppte sich die Nutzung der Leiste im Test schnell als fummelig, da das Aufrufen nicht immer im ersten oder zweiten Anlauf gelang.
Zu Android 5.0 im Hintergrund müssen nur wenige Worte verloren werden. In Hinblick auf die Leistung ist der Sprung von 32 zu 64 Bit gelungen, auch die Bedienbarkeit wurde - wenn man TouchWiz einmal ausklammert - weiter verbessert. Leider greift Samsung aber nicht alle Neuerungen auf, wie das Beispiel RAW zeigt.