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HTC One A9 im Test

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Für das One A9 musste HTC schon unmittelbar nach der Vorstellung viel Kritik einstecken. Vor allem der in Deutschland hohe Preis sowie das Design wurden dabei oft genannt, teilweise nicht ganz zu unrecht. Dass das Smartphone aber auch über so manche Stärke verfügt, zeigt der Test.

Zunächst dürfte sich so mancher aber fragen, was das One A9 überhaupt sein soll. Denn während der Preis für die Oberklasse spricht, erwartet man Teile der Ausstattung eher in der Mittelklasse. Dort aber hat HTC mit dem One M8s aber bereits ein durchaus vielversprechendes Smartphone platziert, das dem neuen Gerät stark ähnelt. So oder so: Auch in puncto Produktstrategie müssen die Taiwaner einiges ändern, wenn sie zurück in die Erfolgsspur wollen.

Parallelen zum iPhone sind unübersehbar, eine Kopie ist das One A9 aber nicht

Parallelen zum iPhone sind unübersehbar, eine Kopie ist das One A9 aber nicht.

Ausreichend Leistung

Die erste Parallele zwischen A- und M-Modell gibt es beim SoC. Denn in beiden kommt ein Snapdragon der 600er-Reihe zum Einsatz – im M8s ein 615, im A9 ein 617. Letzterer weicht im Wesentlichen nur in zwei Punkten ab: Taktraten und Modem. Der Aufbau ist hingegen identisch. Vorhanden sind zwei Cluster zu je vier Cortex-A53-Kernen, eine Adreno 405 sowie die üblichen weiteren Bestandteile. Das schnellere Cluster erreicht in der Spitze 1,5 GHz, das langsamere 1,2 GHz. Gegenüber dem Snapdragon 615 sind dies 200 MHz mehr und weniger.

Auf die Leistung hat dies mehr Auswirkungen, als es zunächst scheint. Im Vergleich mit dem Moto X Play – dort wird ein Snapdragon 615 verbaut – fällt die CPU-Leistung um bis zu 75 % höher aus, wovon am Ende auch die GPU profitieren kann. So werden im 3DMark (Ice Storm Unlimited) mit knapp 9.200 Punkten 20 % mehr erreicht, ähnlich sieht es in AnTuTu aus. Nicht vergessen darf man dabei jedoch, dass unterschiedliche Android-Versionen zum Einsatz kommen, was durchaus Auswirkungen hat.

Das Snapdragon 617 bietet eine ausreichende Leistung

Das Snapdragon 617 bietet eine ausreichende Leistung.

Dass der Snapdragon 617 spürbar potenter ist, lässt sich jedoch nicht leugnen. Für den Alltag reicht die gebotene Leistung mehr als aus, selbst in grafisch anspruchsvollen Titeln treten keine spürbaren Einbußen auf. Und auch hinsichtlich der Benutzeroberfläche gibt es keine Probleme, Ruckler oder anderes gab es im Test nicht.

Gehobene Ausstattung

Dass ein neues Modem verbaut wird, dürfte den meisten Nutzern gar nicht auffallen. Zwar bietet dies Unterstützung von mehr LTE-Bändern und erreicht bis zu 300 Mbit im Downstream, hierzulande macht beides aber keinen Unterschied; derartige Übertragungsraten werden kaum angeboten. In Hinblick auf die weiteren Übertragungsstandards weicht das One A9 hingegen nicht ab. Schnelles WLAN (802.11ac) bietet das One M8s ebenso wie Bluetooth 4.1 oder NFC. Einzig einen Infrarot-Sender bietet HTC im neuen Modell nicht. Beim Telefonieren gibt das One A9 eine gute Figur ab. Beide Lautsprecher sind überdurchschnittlich, Nebengeräusche werden zuverlässig unterdrückt. Ähnlich gut sieht es bei Datenverbindungen aus. Auf 3G wird erst bei sehr schlechten Bedingungen heruntergeschaltet.

In Sachen Ausstattung kann das One A9 mit der Oberklasse mithalten

In Sachen Ausstattung kann das One A9 mit der Oberklasse mithalten.

Die weitere Ausstattung birgt keine Überraschungen. Der interne Speicher kann per microSD-Karte erweitert werden, der Fingerbadrucksensor arbeitet schnell und präzise. Ob HTC hierzulande auch das 32-GB-Modell anbieten wird, ist noch offen – gelistet wird bislang nur die Variante mit 16 GB. Während diese mit 2 GB RAM auskommen muss, stehen in der anderen Konfiguration 3 GB zur Verfügung.

Das Display überzeugt nicht ganz

Weit mehr Ähnlichkeiten als beim SoC gibt es beim Display. Im One A9 bietet dieses verteilt auf 5 Zoll 1.920 x 1.080 Pixel, genauso sieht es im One M8s aus. Während letzteres jedoch mit einem IPS-Panel ausgestattet ist, setzt man im neuen Modell auf die AMOLED-Technik. Dass es sich um eine Pentile-Matrix handelt, ist mit bloßem Auge aber nicht zu erkennen. Denn mit 441 ppi wird eine mehr als ausreichende Schärfe geboten.

Verbesserungsbedarf gibt es dafür bei der Helligkeit. Denn bei maximaler Einstellung werden nur 358 cd/m² erreicht, was in sehr hellen Umgebungen zu wenig ist. Besser fällt die Bewertung der weiteren Darstellungsqualität aus. AMOLED-typisch fällt der Kontrast laut Messgerät unendlich aus, Farben werden satt, aber noch natürlich dargestellt. Und hinsichtlich der Blickwinkelstabilität ist das Display über jeden Zweifel erhaben.

Das Display ist ausreichend scharf, aber nicht immer hell genug

Das Display ist ausreichend scharf, aber nicht immer hell genug.

Für eine optimale Farbtemperatur darf der Nutzer sich im Übrigen nicht auf die Werkseinstellungen verlassen. Denn im gewählten AMOLED-Modus weisen weiße Fläche einen deutlichen Blaustich auf (gut 7.500 Kelvin), mit aktivierter sRGB-Option sind es deutlich bessere, aber ebenfalls keine optimalen 6.800 Kelvin.

Akku mit vielen Fragezeichen

Vor rund drei Jahren sprach HTC das aus, was viele Hersteller insgeheim ebenfalls gedacht haben dürften: Dem Kunden ist das Design wichtiger als der Akku. Ein Credo, an das man sich seitdem mal mehr, mal weniger gehalten hat. Beim One A9 hat der Akku beim Gestalten offensichtlich eine ganz wichtige Rolle gespielt – in negativer Hinsicht. Denn dieser bietet gerade einmal eine Kapazität von 2.150 mAh, was selbst angesichts der Maße des Gehäuses wenig ist.

Das kleine Akku wird per Micro-USB geladen

Das kleine Akku wird per Micro-USB geladen.

Dass damit keine guten Laufzeiten möglich sind, lässt sich selbst angesichts der sparsamen AMOLED-Displays erahnen. Im Video-Test brachte es das One A9 auf gerade einmal knapp sechs Stunden, einer der bislang schlechtesten Werte in unserer Datenbank. Nicht viel besser sieht es im PCMark aus, mit fünfeinhalb Stunden belegt man auch hier einen der hinteren Plätze. Dass es im Alltag dennoch für knapp zwei Tage reicht, liegt auch an Android 6.0. Dessen Energiesparmodi sorgen für einen geringeren Bedarf im Standby, was in Benchmarks kaum bis gar nicht simuliert werden kann.

Wer auf leistungsfordernde Apps verzichtet, kann mit einer Ladung durchaus zwei Tage auskommen. Schon längere Ausflüge ins Internet sorgen jedoch für spürbar kürzere Werte, die Leerung des fest verbauten Akkus war im Test so problemlos auch binnen eines Tages möglich.

Android 6.0 glänzt mit guten Energiesparmodi, was aber nicht immer hilft

Android 6.0 glänzt mit guten Energiesparmodi, was aber nicht immer hilft.

Prinzipiell ließe er sich auch schnell wieder laden, der Snapdragon 617 unterstützt immerhin Quick Charge 3.0. Schlecht nur, dass HTC weder ein entsprechendes Ladegerät beilegt noch die Software darauf vorbereitet hat. Die mitgelieferte Lösung bietet lediglich knapp 8 W, bei stärkeren wird eine Fehlermeldung eingeblendet. Zusätzlich wird die Leistungsaufnahme soweit heruntergeregelt, dass allein das auf volle Helligkeit gestellte Display mehr Energie benötigt als nachgereicht werden kann.

Dass lediglich per Micro-USB-Port geladen werden kann, verkommt zur Randnotiz.

Quellen und weitere Links

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