Überzeugende Kamera-Software, schwache Hardware
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Ein Thema für sich ist bei HTC-Smartphones meist die Hauptkamera. Zwar präsentierte man in den letzten Jahren mehrfach interessante Ansätze, überzeugen konnte aber keiner. Deshalb überrascht es nicht, dass auch das One A9 insgesamt nur durchschnittliche Aufnahmen abliefert.
Der 13-Megapixel-Sensor auf der Rückseite bietet bei guten Lichtverhältnissen ordentliche Fotos und Videos, schon bei bewölktem Himmel bleiben Einbußen aber nicht aus. Farben wirken dann schnell blass, Details gehen verloren. Mit weiter schwächer werdendem Licht sinkt die Qualität trotz Blende f2.0 schnell, einzig Bildrauschen bleibt lange Zeit aus. Kommt der Blitz zum Einsatz, sollte auf Nahaufnahmen verzichtet werden. Denn unter dessen Helligkeit auf den ersten gut eineinhalb Metern leiden feine Strukturen und Farben. Dass HTC einen optischen Bildstabilisator verbaut, mag man angesichts der gebotenen Qualität kaum glauben.
Kaum besser schneidet das Frontmodul mit seinen 4 Megapixeln ab. Für Selfies und Video-Chats reicht das Gebotene, solange die äußeren Bedingungen optimal sind.
Enttäuschend ist die rückseitige Kamera trotz vorhandener Stärken vor allem angesichts der Software. Denn HTC bietet hier eine der besten Lösungen, sowohl hinsichtlich des Aufbaus als auch der Funktionen. Der HDR-Modus überzeugt mit seiner Geschwindigkeit, im Pro-Modus können Nutzer zahlreiche Parameter einstellen, um die Qualität der Aufnahmen zu steigern. Und zu guter Letzt können Fotos im RAW-Format gesichert werden, um nachträglich umfangreiche Änderungen vornehmen zu können.
Frisch und durchdacht
Generell zeigt sich beim One A9, dass HTC gute Software abliefern kann. Denn nicht nur, dass es sich um eines der ersten Smartphones mit Android 6.0 handelt, auch die eigene Oberfläche wird von Version zu Version besser. Optisch hält sich Sense 7.0 deutlich stärker zurück als beispielsweise Samsungs TouchWiz, in Hinblick auf die Performance liegt man ebenfalls weit vorn. Hinzu kommen interessante Details wie das adaptive Widget Sense Home, das entsprechend der jeweiligen Situation passende Apps einblendet.
Von den in Android 6.0 integrierten Neuerungen macht man unter anderem in Form des Fingerabdrucksensors Gebrauch. Denn erstmals unterstützt Googles Betriebssystem eine derartige Komponente nativ, womit unter anderem die Authentifizierung im Play Store möglich ist. Wichtiger ist jedoch, dass die Erkennung des Fingers schnell und zuverlässig vonstattengeht. Auch bei ausgeschaltetem Display reicht das Auflegen, um das Smartphone binnen einer Sekunde zu entsperren; hier bewegt man sich auf einem Niveau mit Huawei.
Zur Verfügung stehen aber auch die anderen Änderungnen der Plattform. Dazu gehören beispielsweise die Nutzung von Google Now innerhalb von Applikationen, die unter Doze zusammengefassten Energiesparmaßnahmen oder die filigranere Verwaltung von Zugriffsrechten durch Apps. Enttäuschend ist lediglich, dass USB Typ-C nicht genutzt wird.
Hochwertiges Gehäuse mit Macken
Das Highlight des Smartphones ist aber ganz klar das Gehäuse. Die Ähnlichkeit zum iPhone 6 ist kaum zu übersehen, wer am Ende aber von wem abgeschaut hat, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Denn insgesamt ist das One A9 eines der derzeit formschönsten Android-Geräte. Auf Schnörkel wird weitestgehend verzichtet, womit das 145,8 x 70,8 x 7,3 mm große Handy kühl, aber hochwertig wirkt.
Frei von optischen Mängeln ist es aber nicht. Denn der Eindruck wird vom Fingerabdrucksensor ebenso wie von der abstehenden Kamera gestört, in Hinblick auf ein harmonisches Äußere stört zudem der nicht mittig am unteren Rand platzierte USB-Port.
Besser sieht es da schon bei Verarbeitung aus, bei der es nichts zu kritisieren gibt. Die 143 g schweren Aluminiumhülle kommt ohne negative Auffälligkeiten auf, die am rechten Rand untergebrachten Tasten sind sauber eingefügt und bieten ein sehr gutes haptisches Feedback.
Abzüge gibt es aber in puncto Ergonomie. Zwar liegt das Smartphone aufgrund der abgerundeten Ränder gut in der Hand, die Rückseite ist aber etwas zu glatt geraten. Zudem geht HTC regelrecht verschwenderisch mit dem Platz um. Denn das Display nimmt nur gut zwei Drittel der Front ein, was ein schlechter Wert ist – hier bleibt das Unternehmen seiner Linie treu.
Fazit
Tolles Gehäuse, gute Software, ausreichend Leistung: Angesichts dieser drei Punkte müsste es sich beim One A9 um ein überdurchschnittliches Smartphone handeln, das eine Empfehlung verdient hat. Leider aber schafft HTC es nicht, ein durchgängig hohes Niveau zu halten. Beispiel Kamera: Hier bieten Aufnahmen meist eine annehmbare Qualität, wenn die Bedingungen stimmen. Ist dies nicht der Fall, taugen die Fotos meist nur noch als Schnappschüsse. Beispiel Akku: Wird das One A9 nicht übermäßig genutzt, sind gute Laufzeiten möglich. Genauso ist es aber möglich, den Energiespeicher ohne ein einziges Spiel oder das Abspielen von Videos binnen weniger Stunden komplett zu leeren.
Und genau darin lässt sich das Dilemma erkennen. Denn in so manchem Punkt ist das One A9 mehr Schein als Sein, dem gelungenen Design müssen sich alle anderen Punkte unterordnen. Im Grunde genommen wäre dies kein Problem, wären da nicht der Preis. Denn mit knapp 550 Euro rufen Händler derzeit eine Summe auf, für die diverse, deutlich bessere Geräte erhältlich sind. Das Samsung Galaxy S6 ist beispielsweise für 100 Euro weniger zu haben, das Huawei P8 für knapp 360 Euro. Mit dem One M9 und One M8s stellt sich HTC aber auch selbst ein Bein. Ersteres bietet in vielen Bereichen mehr und ist mit 480 Euro günstiger, für letzteres werden 350 Euro verlangt. Und selbst das für seinen Preis kritisierte Nexus 5X unterbietet das One A9 im Handel.
Für das One A9 sprechen deshalb am Ende trotz aller Stärken kaum noch Argumente. Es ist ein elegantes Smartphone, das angesichts des Gebotenen schlicht zu teuer ist.
Positive Eindrücke des HTC One A9:
- aktuelles Android
- gute Telefonieeigenschaften
- sehr hohe Verarbeitungsqualität
- schneller und präziser Fingerabdrucksensor
- überzeugende Kamera-Software
Negative Eindrücke des HTC One A9:
- Akku fest verbaut
- Quick Charge ab Werk nicht nutzbar
- teils schlechte Akku-Laufzeiten
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