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Ansprechend gestaltet und leicht, aber auch ein zu dunkles Display und ein am Ende zu hoher Preis: Das im August getestete Blade V6 konnte nur in einigen Punkten überzeugen. Mit dem Axon Mini steht nun das nächste ZTE-Smartphone vor dem Verkaufsstart. Optisch gibt es einige Parallelen, doch technisch liegen teilweise Welten dazwischen. Gilt das auch für die Bewertung?
Zugegeben, einfach hat ZTE es hierzulande nicht. Denn die Mittelklasse ist inzwischen derart gut besetzt, dass Verbraucher für vergleichsweise wenig Geld auch Geräte von bekannten Herstellern erhalten können. Hat man sich noch keinen guten Ruf oder eine gewisse Bekanntheit erarbeitet, wird es sehr schwer. Über den Preis will man das beim chinesischen Hersteller augenscheinlich nicht ausgleichen. Denn mit 300 Euro ist das Axon Mini alles andere als ein Preisbrecher, so viel kann schon früh verraten werden.
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Überraschend gutes AMOLED-Display
Darüber täuscht auch das Display nicht hinweg. Auch wenn 1.920 x 1.080 Pixel bei 5,2 Zoll auf Basis eines AMOLED-Panels Erinnerungen an die Oberklasse wecken: Samsung bietet diese Eckdaten zusammen mit Oberklasse-Komponenten bereits zu Straßenpreisen von klar unter 300 Euro. Das soll über die durchaus vorhandenen Qualitäten der Anzeige aber nicht hinwegtäuschen.
Farbdarstellung, Kontrast und Blickwinkelstabilität sind wie bei den organischen Anzeigen üblich sehr gut und mit einer Spitzenhelligkeit von 390 cd/m² bietet man einen für AMOLED-Displays durchaus überdurchschnittlichen Wert. Gleiches gilt für die Farbtemperatur. Denn wo derartige Panels gerne ins Blaue abdriften, zeigt sich das Axon Mini mit durchschnittlich rund 6.700 Kelvin erstaunlich neutral.
Eine Schwäche haben die Entwickler am Ende aber übersehen. Denn je größer der Anteil heller Farben auf dem Display ist, desto weiter sinkt die Helligkeit herab. Ist die Anzeige komplett mit einer weißen Grafik gefüllt, bleiben am Ende nur noch knapp 280 cd/m² übrig.
Klassenüblicher SoC
Dass das Axon Mini in der Mittelklasse einzuordnen ist, zeigt der SoC so deutlich wie keine anderen Komponenten des Smartphones. Der von Qualcomm bezogene Snapdragon 616 ist zwar nicht einmal ein halbes Jahr verfügbar, dennoch wirkt er etwas angestaubt. Kein Wunder, denn im Grunde genommen handelt es sich lediglich um eine leicht überarbeitete Version des bereits 2014 vorgestellten Snapdragon 615, der für so manchen Smartphone-Käufer als Ausschlusskriterium gilt. Der einzige offensichtliche Unterschied zwischen beiden Modellen: Das langsamere Cluster des Snapdragon 616 rechnet mit maximal 1,2 GHz, 200 MHz mehr als beim Snapdragon 615; beim schnellen Cluster bleibt es bei 1,7 GHz.
Der Aufbau ist hingegen identisch. Jedes der zwei Cluster verfügt über vier Cortex-A53-Kerne, bei der GPU vertraut man auf eine Adreno 405, beim DSP auf den Hexagon V50. Arbeitsspeicher wird nur gemäß LPDDR3 mit einem Takt von 800 MHz unterstützt, die integrierten Funkmodule verstehen sich auf LTE Cat 4, Bluetooth 4.0 und schnelles WLAN (802.11ac). Zwar spricht ZTE auch von NFC, einen entsprechenden Punkt gibt es in den Systemeinstellungen aber nicht.
Die vom SoC erbrachte Leistung entspricht am Ende dem, was erwartet werden kann. In nahezu allen Benchmarks werden durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse erreicht, den leichten Taktvorteil gegenüber dem Snapdragon 615 kann man am Huawei G8 erkennen, das meist wenige Prozentpunkte hinter dem Axon Mini landet. Für die meisten alltäglichen Dinge reicht die Performance mehr als aus, beim gleichzeitigen Betrieb mehrerer Applikationen profitiert man vom 3 GB großen RAM. Wer das ZTE-Smartphone als Spielekonsole betreiben will, erreicht aber schnell die Grenzen. Für technisch anspruchsvolle Titel sind CPU und GPU meist zu schwach. Hier nimmt sich das Handy im Vergleich zum Blade V6 nichts.
Eine gute Figur gibt das Axon Mini beim Telefonieren ab. Lautsprecher und Mikrofon arbeiten zuverlässig, auch die Unterdrückung von störenden Nebengeräuschen überzeugt. Verzichten sollte man jedoch auf die Freisprechfunktion. Hier stört der sehr blechern klingende Lautsprecher, zudem empfanden Gesprächspartner im Test die Stimme als zu leise.
Mit 32 GB bietet das Smartphone viel Platz für Fotos, Musik und Apps, dank microSD-Slot kann zudem nachgerüstet werden. Dann steht jedoch die Dual-SIM-Fähigkeit nicht mehr zur Verfügung, beide Karten teilen sich den Platz. Gut umgesetzt hat ZTE die dazugehörigen Optionen. Der Nutzer kann auf mehr Punkte als bei vielen Konkurrenten Einfluss nehmen, zudem gefällt, dass beide SIMs für die Übertragung von Daten genutzt werden können.
Kamera mit Schwankungen
Keine Experimente geht ZTE bei den Kameras ein. Auf der Rückseite wartet der beinahe schon übliche 13-Megapixel-Sensor, der von einem Autofokus sowie einem Dual-LED-Blitz unterstützt wird, auf der Front hat man hingegen einen Sensor mit 8 Megapixeln untergebracht. Die erzielbaren Resultate decken in beiden Fällen ein sehr breites Spektrum ab - vor allem beim Blick auf die Hauptkamera.
Sind die Lichtverhältnisse ideal, werden Farben und Details beinahe naturgetreu festgehalten. Sobald die Helligkeit jedoch nur leicht vom Optimum abweicht, kommt es schnell zu Qualitätseinbußen. So fallen die Aufnahmen oftmals zu dunkel und blass aus, schon bei nur leichter Dämmerung - und ähnlichen Verhältnissen - kommt es früh zu Bildrauschen. Ein Stück weit begegnen kann man dem mit manuellen Modus, in dem einige wenige Parameter beeinflusst werden, oder der HDR-Einstellung. Diese sorgt für weitaus bessere Aufnahmen und sollte bei näherer Betrachtung grundsätzlich für alle Aufnahmen genutzt werden. Denn die Chance auf gute Fotos ist dann größer.
Wird der Hauptsensor für Videos herangezogen, sollte auf schnelle Bewegungen verzichtet werden. Denn obwohl maximal in Full HD aufgenommen werden kann, scheint der SoC schnell mit der anfallenden Datenmenge überfordert zu sein. Und auch für die Frontkamera gilt: Gutes Licht ist wichtig, unter schlechten Bedingungen muss mit unterdurchschnittlicher Qualität gerechnet werden.
Gewöhnungsbedürftig ist die Kamera-Applikation. Zwar präsentiert sie sich sehr aufgeräumt, an mancher Stelle war ZTE aber zu gründlich. Denn gerade in den ersten Stunden vermisst man die ein oder andere Einstellung, die sich zu tief in den Menüs versteckt. Einen Minuspunkt gibt es aber auch für die fehlende HDR-Automatik sowie die Tatsache, dass für die Berechnung derartiger Aufnahmen teilweise zu viel Zeit benötigt wird.