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Alles neu, doch die Geschichte wiederholt sich: Mit dem G5 wagt LG seit zwei Monaten einen vollumfänglichen Umbruch, doch wie schon bei den Vorgängern bricht der Preis rasant ein. Zwischenzeitlich wurden nur noch 400 Euro verlangt, womit sich ein später Blick auf das Smartphone lohnt. Ob sich das Warten auch für Interessenten gelohnt hat, zeigt der Test.
Unabhängig vom Fazit sollte mit dem Kauf aber auf den richtigen Moment gewartet werden. Denn nachdem die unverbindliche Preisempfehlung in Höhe von 699 Euro nur Tage gehalten werden konnte, wurde Mitte Juni mit 399 Euro kurzzeitig ein überraschender Tiefpunkt erreicht. Seitdem versuchen die Händler jedoch wieder höhere Preise durchzudrücken. Zum Testzeitpunkt wurden für das G5 mindestens 460 Euro verlangt. Ein erneuerter Rückgang ist aber wahrscheinlich.
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Vor allem drei Punkte repräsentieren den Neuanfang, den LG wagt: Ein neues Design, ein kleineres Display und natürlich der Magic Slot.
Das G5 bietet das teilweise bessere Display
Der Bildschirm fällt aber nicht nur aufgrund der kleineren Diagonale, aus 5,5 wurden 5,3 Zoll, auf, sondern auch dank der Always-on-Funktion. Ähnlich wie beim Galaxy S7 von Samsung kann der Nutzer sich auch bei eigentlich abgeschaltetem Display über alle wichtigen Dinge informieren lassen, unter anderem sind so Uhrzeit und verpasste Anrufe sofort erkennbar. Technisch daran interessant ist, dass LG dies trotz eines IPS-Panels realisiert - OLED-basierte Lösungen eignen sich dafür prinzipiell eher. Beim G5 hat man es aber geschafft, dass nur das Segment des Displays beleuchtet und damit ablesbar wird, in dem auch die Darstellung erfolgt. Das minimiert den Energieverbrauch.
Davon abgesehen gibt es gegenüber dem Vorgänger G4 noch ein paar andere Unterschiede. Mit 404 cd/m² fällt die maximale Helligkeit um knapp ein Fünftel geringer aus, gleichzeitig bietet das G5 mit 2.030:1 das deutlich bessere Kontrastverhältnis. Auf dem Papier besser, in der Praxis eher irrelevant ist die verbesserte Farbtemperatur. Die liegt nun bei rund 8.700 statt 9.500 Kelvin, der Blaustich ist aber nach wie vor erkennbar.
Gleiches gilt für die Schärfe. Da LG die Auflösung - 2.560 x 1.440 Pixel - nicht verändert hat, steigt die Pixel-Dichte auf 554 ppi. Einen Unterschied sieht man nicht.
Der Snapdragon 820 wird auch im G5 gebremst
Nicht immer spürbar dürfte der neue SoC sein. Während LG beim G4 auf den Snapdragon 810 verzichtete und stattdessen mit dem kleineren Schwestermodell 808, der sich keinerlei Blöße gab, vorliebnahm, gewährt man Qualcomm nun eine zweite Chance nach den Temperaturproblemen. Wie schon im HTC 10 steckt auch im G5 mit dem Snapdragon 820 der derzeit schnellste Chip der Kalifornier. Die Details zum SoC haben wir bereits im Test des HTC-Flaggschiffs sowie in einem separaten Test eines Entwicklergeräts beschrieben.
Deshalb gibt es an dieser Stelle nur die Eckdaten. Zwei Cluster mit jeweils zwei Kryo-Kernen sowie Taktraten von maximal 1,6 und 2,15 GHz und eine GPU vom Typ Adreno 530 bilden das Grundgerüst. Der Arbeitsspeicher fasst 4 GB und entspricht dem LPDDR4-Standard.
In den Benchmarks schneidet das G5 wie erwartet ab. Mit rund 63.000 und 117.000 Punkten in AnTuTu 5 und 6 sowie 29.300 und 1.900 Punkten in 3DMark (Ice Storm Unlimited/Slingshot) platziert sich das Smartphone in der Spitzengruppe. Die CPU-Leistung bewertete Geekbench 3 mit etwa 2.200 und 5.100 Punkten (Single/Multi), GFXBench 3 attestiert der GPU rund 46 und 83 fps in den Durchläufen Manhattan und T-Rex Offscreen.
So leistungsstark das G5 angesichts dieser Werte auch ist, das Maximum kann LG nicht aus dem SoC herauskitzeln. Denn ähnlich wie HTC schafft man es nicht, die Abwärme des Snapdragon 820 in den Griff zu bekommen; die Rückseite erwärmte sich im Test auf bis zu 45 °C. Besonders deutlich wird das bei den CPU-Taktraten: Beide Cluster können den jeweiligen Spitzentakt nicht über einen längeren Zeitraum halten.
Der Nutzer wird davon aber eher nichts spüren. Denn auch trotz Drosselung laufen selbst die forderndsten Programme flüssig.
Auch Telefonieren klappt
Zur Spitzengruppe gehört der Snapdragon 820 aber nicht nur in Hinblick auf die Rechenleistung, auch das dazugehörige Modem X12 spielt eine große Rolle. Es unterstützt nicht nur alle global relevanten 3G- und 4G-Frequenzbänder, sondern erlaubt auch hohe Übertragungsraten. In Deutschland spielt das keine Rolle, denn noch bietet keiner der drei hiesigen Netzbetreiber mehr als Cat 6 - und das noch nicht einmal voll ausgeschöpft - an. Unabhängig davon könnte das G5 technisch im Down- und Upstream 450 und 50 Mbit/s erreichen, in 3G-Netzen sind es die üblichen 42,2 Mbit/s.
Wichtiger ist jedoch, dass sich das Smartphone auch unter schlechten Bedingungen keine Blöße gibt, Verbindungsabbrüche oder ein ungewöhnlicher Wechsel vom 4G- ins 3G-Netz kamen im Test nicht vor. Beim Telefonieren profitiert man ebenfalls von guten Sende- und Empfangseigenschaften, ebenso von der guten Geräuschunterdrückung sowie dem klaren ausreichend lauten Lautsprecher auf der Front. Dessen Kompagnon, der unter anderem für die Freisprechfunktion dient, würde mehr mittlere und tiefe Frequenzen vertragen. Zudem stören hier Verzerrungen, die ab einem Pegel von etwa 65 % auftreten.
Komplett fällt die weitere Bestückung mit Schnittstellen aus. ac-WLAN ist in dieser Preisklasse ebenso selbstverständlich wie Bluetooth 4.2 und NFC. Und als eines der letzten aktuellen Smartphones verfügt das G5 auch über einen Infrarotsender. Wenig überraschend ist, dass LG die Dual-SIM-Variante des G5 nicht offiziell in Deutschland anbietet, diverse Händler listen sie aber. Wer mit der Standardversion auskommt, muss sich so zumindest keine Gedanken um die Erweiterung des 32 GB großen internen Speichers machen - Platz für eine microSD-Karte ist vorhanden. Wer ein Kabel anschließen will: USB Typ-C hat es ins Smartphone geschafft, allerdings nur auf Basis des langsamen 2.0-Standards.
Und dann wäre da noch der Fingerabdrucksensor, den LG auf die Rückseite des Gehäuses gesetzt hat. Bei der Integration verlässt man sich voll und ganz auf die von Google implementierte Software-Lösung - mit allen Vor- und Nachteilen. Die Erkennungsrate war im Test hoch, die Handhabung ist einfach. Man sollte bei der Nutzung aber darauf achten, den Finger nicht zu fest aufzulegen. Sonst kann es passieren, dass das Display unmittelbar nach dem Entsperren direkt wieder abgeschaltet wird. Denn der Sensor ist gleichzeitig auch der Standby-Schalter.
Der Magic Slot
Keine Schnittstelle im eigentlichen Sinne verbirgt sich hinter dem Magic Slot, über den die bislang nur zwei verfügbaren Module eingebunden werden. Die Bezeichnung hat LG für den Einschub an sich gewählt, verzichtet jedoch darauf, technische Einzelheiten zur Kommunikation zwischen Smartphone und Modul zu nennen. Angeboten werden mit Cam Plus ein Kameragriff, der über einen dedizierten Auslöser sowie einen eigenen 1.200-mAh-Akku verfügt, sowie mit DAC ein von Bang & Olufsen entwickeltes Audio-Modul.
Mit knapp 100 und 150 Euro sind beide kein echtes Schnäppchen, so etwas wie einen Mehrwert dürfte nur der Kameragriff bieten - aber auch nur aufgrund des zweiten Akkus. Am Ende dürfte eine Powerbank die bessere und günstigere Wahl sein.