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Huawei P9 Plus im Test

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Darf es ein bisschen mehr sein? Eine Frage, die viele mit der Wurst- oder Käsetheke assoziieren, stellt nun auch Huawei. Mit dem P9 Plus will man vor allem in zwei wichtigen Punkten mehr als beim Grundmodell P9 bieten, allerdings verbunden mit einem saftigen Aufpreis. Ob der gerechtfertigt ist, zeigt der Test.

Zwar wurde das P9 Plus gemeinsam mit dem P9 im April vorgestellt, die Markteinführung erfolgte aber etwas später als beim kleineren Schwestermodell - erst Ende Mai konnten die ersten Händler Lagerbestände vermelden. Seitdem hat sich in puncto Preis jedoch kaum etwas getan. Mit etwa 670 Euro wird die UVP in Höhe von 699 Euro nur knapp unterboten. Zum Vergleich: Das P9 ist inzwischen für 480 Euro zu haben.

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Größeres Diplay plus Press Touch

Das erste Plus gibt es beim Display, allerdings nicht nur in Form einer größeren Diagonale. Die steigt im Vergleich zum P9 zwar um 0,3 auf 5,5 Zoll, interessanter ist jedoch der Wechsel des Panel-Typs. Denn aus IPS wurde Super AMOLED, was nicht nur den Kontrast deutlich verbessert, sondern auch für kräftige Farben und sehr großzügige Blickwinkel sorgt.

Die Auflösung hat Huawei hingegen nicht verändert. Es bleibt also bei 1.920 x 1.080 Pixeln, was eine Pixel-Dichte von 401 ppi bedeutet. Theoretisch eine Rolle spielt die Diamant-Matrix des Panels, die in puncto Darstellungsqualität dem herkömmlichen RGB-Aufbau unterlegen ist. Hinter dem P9 bleibt das P9 Plus aber auch beim Thema Helligkeit zurück. Bei maximaler Einstellung werden 379 cd/m² erreicht, was für sehr helle Umgebungen zu wenig ist. Die ab Werk eingestellten 7.600 Kelvin sorgen für einen klaren Blaustich, in den Display-Optionen kann der gewünschte Wert aber mithilfe eines Farbrades ausgewählt werden. Möglich sind Werte zwischen rund 6.200 und 8.900 Kelvin.

5,5 statt 5,2 Zoll, Super AMOLED statt IPS: Das P9 PLus weicht beim Display vom P9 ab

5,5 statt 5,2 Zoll, Super AMOLED statt IPS: Das P9 PLus weicht beim Display vom P9 ab.

Hinzugekommen ist Press Touch. Die an Apples Force Touch erinnernde Möglichkeit, durch Druck auf das Display Befehle auszuführen, funktioniert beim P9 Plus zuverlässig, ist angesichts der äußerst geringen Zahl an kompatiblen Applikationen noch nicht mehr als eine Spielerei.

Mehr Akku, noch mehr Laufzeit

Plus Nummer zwei findet man beim Akku. Das auf 152,3 x 75,3 x 7,0 mm angewachsene Gehäuse nimmt Huawei zum Anlass, um den Energiespeicher im Vergleich zum P9 um rund 13 % auf 3.400 mAh wachsen zu lassen. Die Laufzeiten fallen hingegen um bis zu knapp zwei Drittel besser aus: Im PCMark erreicht das P9 Plus 7,5 (+35 %), in der Video-Schleife 11,5 Stunden (+64 %). Im Alltag kam das Smartphone etwa 2,5 Tage ohne Ladegerät aus - gegen 10 h vom Stecker getrennt, musste es am übernächsten Tag gegen 20 h wieder angeschlossen werden.

Im größeren Gehäuse steckt ein größerer Akku - mit deutlichen Auswirkungen auf die Laufzeiten

Im größeren Gehäuse steckt ein größerer Akku - mit deutlichen Auswirkungen auf die Laufzeiten.

Zurückzuführen sind diese Verbesserungen aber nicht nur auf den Akku, sondern in erster Linie auf das Display. Dessen Super-AMOLED-Panel kommt mit deutlich weniger Energie aus, als das IPS-Pendant im P9. Genauso wie bei dem ist der Energiespeicher fest verbaut und kann nicht drahtlos geladen werden. Immerhin hat Huawei aber auch hier eine Schnellladetechnik verbaut.

Leistung wie das P9, Ton wie das HTC 10

Unverändert übernommen wurde der SoC. Auch im P9 Plus verrichtet ein Kirin 955 mit je vier Cortex-A53- und -A72-Kernen sein Werk und liefert mehr als ausreichend Leistung. Zwar kann er nicht in allen Bereichen mit Qualcomms Snapdragon 820 oder Samsungs Exynos 8890 mithalten, Grenzen erreicht der Chip aber dennoch nicht. Gegenüber dem P9 fällt lediglich der von 3 auf 4 GB vergrößerte Arbeitsspeicher auf, der interne Speicher wurde von 32 auf 64 GB verdoppelt; eine microSD-Karte findet Platz.

Bis auf eine Ausnahme gibt es auch bei den Schnittstelen keine Veränderungen. In LTE-Netzen werden dank Cat 6 bis zu 300 Mbit/s erreicht, ac-WLAN ist ebenso wie Bluetooth 4.2 und NFC mit an Bord. Neu ist hingegen der Infrarot-Sender, den Huawei in der oberen Kante platziert hat, den auf der Rückseite platzierten Fingerabdrucksensor kennt man hingegen. Hinter der Typ-C-Buchse steckt aber wie auch schon im P9 nur USB 2.0. An den Telefonie- und Datenübertragungseigenschaften gibt es nichts zu kritisieren, eine Dual-SIM-Funktion bietet die offiziell in Deutschland vertriebene Version des P9 Plus nicht.

Das Huawei P9 Plus liefert dank Kirin 955 mehr als genügend Leistung

Das Huawei P9 Plus liefert dank Kirin 955 mehr als genügend Leistung.

An das HTC 10 erinnert die Lautsprecherbestückung. Denn der auf der Front verbaute Lautsprecher kann gleich drei Rollen einnehmen: Beim Telefonieren verhält er sich wie gewöhnlich, beim Freispeicher oder Wiedergeben von Musik etc. fungiert er hingegen entweder als Hochtöner (Portrait-Modus) oder als einer von zwei Stereo-Lautsprechern (Landscape-Modus); der andere steckt wie üblich im unteren Ende des Smartphones. Klanglich überzeugt diese Konstruktion, auch wenn man sich - wie bei jedem Gerät dieser Größe - etwas betontere Mitten und Tiefen wünschen würde.

Wieder mit Leica

Von einer Kleinigkeit abgesehen stimmt die Kamera-Hardware mit der des P9 überein, weshalb an dieser Stelle auf Details verzichtet wird - diese können dem separaten Kamera-Test des P9 entnommen werden.

Auch im P9 Plus steckt die Doppel-Kamera mit Leica-Optik

Auch im P9 Plus steckt die Doppel-Kamera mit Leica-Optik.

Auch beim Plus-Modell verbaut Huawei auf der Rückseite zwei 12-Megapixel-Sensoren mitsamt Leica-Optik (Blende f2.2), einen Dual-LED-Blitz sowie einen Laser-Fokus. Auf der Front kommt wieder ein 8-Megapixel-Chip zum Einsatz, der hier aber mit einer deutlich lichtstärkeren Optik ausgestattet ist. Statt Blende f2.4 wie beim P9 heißt es hier Blende f1.9. Für Selfies ist das ein klarer Vorteil. Schließlich verkürzen sich bei guten Lichtverhältnissen die Belichtungszeiten, bei schlechtem Licht bleibt Bildrauschen länger aus. Damit entfällt eine Schwäche des P9, etwas zu hell fallen die Aufnahmen mitunter aber dennoch aus. Insgesamt landet die Frontkamera aber klar über dem Durchschnitt.

Farbe oder Schwarzweiß? Jeder der beiden Sensoren hat ein eigenes Einsatzgebiet

Farbe oder Schwarzweiß? Jeder der beiden Sensoren hat ein eigenes Einsatzgebiet.

Über beinahe jeden Zweifel erhaben ist die Hauptkamera. In bestimmten Situationen und Modi muss das P9 Plus einige wenige Konkurrenten vorbeiziehen lassen, spätestens im Pro-Modus und mit ein wenig Erfahrung lassen sich aber gute bis sehr gute Resultate erzielen; den Spitzenplatz muss sich das P9 künftig also mit seinem Schwestermodell teilen. Gleiches gilt aber auch für die Schwächen. Einen optischen Bildstabilisator vermisst man spätestens beim Aufzeichnen von Videos, die auch im P9 Plus maximal in Full HD auflösen können. Und auch hier vermisst man eine HDR-Automatik.

Ach das nachträglich Ändern der Schärfe kennt man vom P9

Auch das nachträglich Ändern der Schärfe kennt man vom P9.

An der Software hat Huawei hingegen ein paar wenige Details geändert, das betrifft jedoch fast ausschließlich die Korrektur kleinerer Fehler. Entsprechend gleicht die Kamera-Applikation der des P9. Bis man alle Funktionen und Einstellmöglichkeiten entdeckt und ausprobiert hat, dürfte einige Zeit vergehen. Das liegt aber in erster Linie nicht an einem unübersichtlichen Aufbau, sondern eher an der schieren Zahl an Möglichkeiten. Lobenswert ist vor allem die Live-Preview, die weniger versierten Fotographen beim Ausprobieren des Pro-Modus‘ hilft.

Aufgepumptes Gehäuse

Auf den ersten Blick bloß vergrößert hat Huawei das Gehäuse. Das grundsätzliche Design wurde unverändert vom P9 übernommen, selbst Tasten, Karteneinschub, Anschlüsse und Mikrofone befinden sich an den gleichen Stellen. Und auch beim Material hat sich nichts getan, auch beim P9 Plus setzt man auf Aluminium. Das mag man bei der Rückseite zunächst aber nicht glauben. Nicht nur, dass die Optik von der des P9 an dieser Stelle abweicht. Auch die Haptik erinnert eher an Kunststoff. Dadurch wirkt das große Smartphone etwas weniger wertig als das kleinere Modell, einen schlechten Eindruck hinterlässt es aber dennoch nicht. Was auch an der erneut hohen Verarbeitungsqualität liegt.

Gleiches Design, unterschiedliche Maße: Erst im direkten Vergleich lassen sich die Geräte unterscheiden

Gleiches Design, unterschiedliche Maße: Erst im direkten Vergleich lassen sich die Geräte unterscheiden

In der Hand liegt das P9 Plus naturgemäß etwas schlechter, die rechts platzierten Tasten sowie den Fingerabdrucksensor erreicht man aber gut. Die im Vergleich zum P9 minimal glattere Rückseite spielt keine nennenswerte Rolle.

Angepasste Software

Die auf dem P9 Plus vorinstallierte Software entspricht mit Android 6.0 sowie EMUI 4.1 der des P9. Allerdings hat Huawei an einigen wenigen Stellen Anpassungen vorgenommen, zurückzuführen ist das aber lediglich auf die geänderte Hardware. So findet sich in den Audio-Einstellungen beispielsweise die Möglichkeit, den Stereo-Modus zu deaktivieren, ebenso lassen sich einzelne Press-Touch-Funktionen an- und abschalten. Für den Infrarot-Sender ist eine kleine Applikation vorgesehen, ansonsten sind die üblichen Tools verfügbar. Die Zahl der Werbe-Apps hält sich erfreulicherweise in sehr engen Grenzen.

Die Software stimmt mit der des P9 überein, sieht man einmal von Press Touch ab

Die Software stimmt mit der des P9 überein, sieht man einmal von Press Touch ab.

Wie immer gilt auch hier: Vom Stock-Android weicht EMUI teilweise sehr deutlich ab, auffällig sind in erster Linie der fehlende App Drawer sowie die weitreichenden Möglichkeiten zur Anpassung des Erscheinungsbilds.

Fazit: Das Plus gilt vor allem für den Preis

Mit dem P9 Plus macht es Huawei Interessenten schwer. Das große Smartphone bietet abgesehen vom handlicheren Format alle Stärken des kleineren Schwestermodells, als Dreingabe gibt es aber noch ein in Summe besseres Display, gute Stereo-Lautsprecher und längere Akkulaufzeiten. Aber ist das den saftigen Aufpreis wert, den Hersteller und Händler derzeit verlangen?

Das P9 Plus bietet alle Stärken des P9 plus einige mehr, ist aber zu teuer

Das P9 Plus bietet alle Stärken des P9 plus einige mehr, ist aber zu teuer.

Im Schnitt liegt der derzeit bei etwa 150 bis 190 Euro, selbst in einigen Wochen dürfte das Plus im Namen noch ein Plus auf dem Preisschild von mehr als 100 Euro bedeuten. Zum Vergleich: Bei Samsung liegen zwischen Galaxy S7 und Galaxy S7 edge 100 Euro, obwohl es auch dort mehr Akku und ein anderes Display gibt. Deshalb ist das Verhältnis aus Preis und Leistung beim P9 Plus schlechter als beim P9. Wer auf das Mehr an Laufzeit verzichten kann, sollte eher zum kleineren der beiden Smartphones greifen.

Wie aber sieht es aus, wenn es unbedingt ein großes Display sein soll? In einem solchen Fall heißen die Mitbewerber unter anderem Galaxy S7 edge, Xperia Z5 Premium und Nexus 6P. Alle drei genannten Modelle bieten eine vergleichbare Ausstattung und Leistung, allerdings auch die schlechtere Kamera. Dafür fallen die Preise bis zu 150 Euro geringer aus.

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Das P9 Plus kann deshalb nur denjenigen ans Herz gelegt werden, die die derzeit beste Smartphone-Kamera in Kombination mit einem großen Gehäuse haben wollen. Genießt die Kamera nicht die höchste Priorität, dürfte das Galaxy S7 edge die bessere Wahl sein. Ist hingegen das Format des Displays - ebesno wie das Plus an Laufzeit - egal, empfehlen wir das P9.

Positive Eindrücke des Huawei P9 Plus:

  • Speicher erweiterbar
  • Display mit hervorragendem Kontrast und guter Farbdarstellung
  • gute Akkulaufzeiten
  • hohe Systemleistung
  • Kamera mit sehr guten Ergebnissen bei Fotos
  • sehr hohe Verarbeitungsqualität
  • überdurchschnittliche Lautsprecher

Negative Eindrücke des Huawei P9 Plus:

  • Akku fest verbaut
  • nicht alle Vorteile des SoCs werden genutzt
  • Kamera mit Schwächen bei Videos

Preise und Verfügbarkeit
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