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Für den radikalen Umbruch vom Galaxy S7 zum Galaxy S8 vor einem Jahr war in erster Linie das neue Display verantwortlich. Denn das Panel erlaubte erstmals nicht nur schmale Ränder am oberen und unteren Ende, sondern ließ das Smartphone dank verändertem Seitenverhältnis auch schmaler, dafür aber auch länger werden. Was zunächst wie ein klarer Vorteil wirkte, entpuppte sich im Test schnell als auch mit Nachteilen behaftet. Nicht nur, dass die Ergonomie sich verschlechterte, auch die nutzbare Display-Fläche enttäuschte.
Doch einen Grund für einen erneuten Wechsel des Displays scheint Samsung darin nicht gesehen zu haben. Denn im Galaxy S9 und Galaxy S9+ kommen grundsätzlich die gleichen Panels wie vor einem Jahr zum Einsatz. Es bleibt dementsprechend bei 5,8 und 6,2 Zoll sowie einer Auflösung von 2.960 x 1.440 Pixeln und einem Seitenverhältnis von 18,5:9. Die Pixel-Dichte beträgt somit erneut 570 und 530 ppi (Galaxy S9/Galaxy S9+), die Gesamtfläche 85,38 und 97,56 cm². Allerdings bezieht sich die angegebene Diagonale auf die theoretische Entfernung zwischen die jeweils diagonal gegenüberliegenden Ecken, die aufgrund der Rundung aber nicht vorhanden sind. Zieht man zudem den gebogenen rechten und linken Rand ab, bleibt eine nutzbare Display-Fläche von 79,59 und 94,44 cm² übrig; die Diagonalen betragen dann 5,6 und 6,1 Zoll. Was das im Vergleich mit Smartphones im Format 16:9 bedeutet, haben wir bereits im Test des Galaxy S8 deutlich gemacht: Letztlich ist das Galaxy S9+ in Bezug auf die Display-Fläche kleiner als ein 16:9-Konkurrent mit 5,9 Zoll, das Galaxy S9 bietet weniger als ein 5,4-Zoll-Pendant.
Dass Samsung die Displays aber nicht vollends unverändert übernommen hat, zeigen die Messwerte. So erreicht das Galaxy S9+ in der Spitze nun 632 cd/m², beim Vorgänger waren es maximal 564 cd/m². Allerdings gilt auch in diesem Jahr wieder, dass das Limit nur für einige Sekunden gehalten wird. Anschließend sinkt die Helligkeit, um die Energiebedarf nicht über einen zu langen Zeitraum in die Höhe zu treiben und um Schäden am Panel zu vermeiden. Und erneut gilt: Der Spitzenwert kann nicht per Schieberegler in den Einstellungen erreicht werden. Im komplett manuellen Modus erreicht das Display 339 cd/m². Da Samsung wieder auf die Super-AMOLED-Technik setzt, ist Schwarz wirklich Schwarz, der Kontrast geht somit ins Unendliche.
Auswirkungen haben die Veränderungen aber auch auf die Farbdarstellung. Wer es bei den Werkseinstellungen belässt, muss zwar erneut mit einem kräftigen Blaustich leben, der fällt mit etwa 7.500 Kelvin aber geringer als beim Vorgänger aus. Wer hingegen den manuellen Eingriff wagt, kann rund 6.600 Kelvin erreichen. Weiße Inhalte werden dann nahezu optimal dargestellt. Steigern konnte man sich ebenso bei der Abdeckung einzelner Farbräume: Bei sRGB werden nun 135 % erreicht, bei DCI-P3 sind es laut DisplayMate nun 113 %; den Experten zufolge beträgt die punktuelle Maximalhelligkeit 1.130 cd/m². Nötig ist ein derart hoher Wert für die Mobile-HDR-Zertifizierung, die das Galaxy S9+ erhalten hat. Rein subjektiv bietet das Smartphone einer sehr gute Farbdarstellung mit kräftigen, aber nicht unnatürlichen Tönen. Daran ändert auch der Blick von der Seite aufs Display nicht. Störend sind allenfalls die Spiegelungen, die die Biegung rechts und links verursacht.
Beibehalten hat Samsung die gute Always-on-Funktion. Ist sie aktiviert, werden auf Wunsch Uhrzeit und Informationen zu Anrufen und Nachrichten in Abwesenheit dauerhaft anzeigt. Zur Wahl stehen dabei mehrere Layouts, auch die Nutzung des rechten und linkes Display-Rands ist möglich.
Kein Fortschritt in Sachen Ausdauer
Tatsächlich nichts verändert hat Samsung beim Thema Energieversorgung. Mit 3.000 und 3.500 mAh (Galaxy S9/Galaxy S9+) bleibt es bei der Kapazität der Vorgänger, was vor allem auf das Gehäuse mit nahezu identischen Maßen zurückzuführen sein dürfte. Eine logische Konsequenz der unveränderten Akkus ist höchstwahrscheinlich auch das Beibehalten der bisherigen Ladelösungen.
Denn erneut kann drahtlos und per Kabel geladen werden. Wer sich für die drahtlose Variante entscheidet, kann Ladepads mit Qi- (WPC-) und PMA-Standard nutzen. Nur der Einsatz eines Samsung-Pads erlaubt dabei jedoch schnelles Wiederbefüllen. Das höchstmögliche Tempo per Kabel wird ebenfalls nur dann erreicht, wenn ein Originalladegerät verwendet wird. Mit maximal 15 W fällt dessen Ausgangsleistung aber vergleichsweise gering aus, Huawei bringt es inzwischen beispielsweise auf rund 22 W. Dennoch konnte im Test ein vollständiger Zyklus - 0 bis 100 % - innerhalb von etwa 100 Minuten abgeschlossen werden.
Überraschend ist, dass das Galaxy S9+ sowohl in den Akku-Benchmarks als auch im simulierten Alltag nicht mit der vorherigen Generation sowie dem Galaxy Note 8 (Test) mithalten kann. Im PCMark hielt das Smartphone nicht ganz 8,5 Stunden durch - immerhin knapp eine Stunde weniger als das Galaxy S8 und fast eineinhalb Stunden weniger als das Galaxy Note 8. Ein lokal hinterlegtes Full-HD-Video konnte annähernd 15 Stunden mit einer Ladung wiedergegeben werden, rund eine halbe Stunde weniger als beim Galaxy Note 8.
Aber auch im Praxiseinsatz landet das Galaxy S9+ hinter den Topmodellen des letzten Jahres. Mit einigen kurzen Telefonaten pro Tag, dem Surfen per WLAN und LTE sowie dem Einsatz der üblichen Messenger konnte fast genau zwei Tage auf das Ladegerät verzichtet werden - am Ende musste es nach nicht ganz 49 Stunden wieder angeschlossen werden. Wer häufiger spielt oder längere Zeit surft, muss sich jedoch auf tägliches Laden einstellen. Auffälligkeiten im Verlauf des Tests: Der Energiebedarf im Standby schwankte stark, zudem waren überdurchschnittlich viele Ladezyklen notwendig, bis die Akkustandsanzeige präzise arbeitete.
Vorläufige Einschätzung
Was nach dem ersten Teil des Tests galt, gilt auch nach dem zweiten: Wirklich belastbare Argumente, warum der Griff zum Galaxy S9+ und nicht zum Vorgänger erfolgen sollte, gibt es auch nach den nächsten drei Kategorien - Ausstattung, Display, Akku - nicht.
Erneut bedeutet das aber nicht, dass das Galaxy S9+ ein schlechtes Smartphones ist, im Gegenteil. Die Ausstattungsliste lässt kaum Wünsche offen und wird in ihrem Umfang von keinem Konkurrenten überboten, auch wenn nicht alles den Erwartungen gerecht wird. So dürften sich viele von den Laustsprechern mehr versprechen, wirbt Samsung doch mit Dolby Atmos und AKG. Das letztere Tochter Hand angelegt hat, zeigt im Vergleich zu früheren Samsung-Smartphones Wirkung, ein mobiles Soundsystem ist das Galaxy S9+ aber dennoch nicht.
Auch beim Display hat Samsung aus dem Vollen geschöpft und bietet nicht nur eine gute Farbdarstellung und Helligkeit, sondern auch Beigaben wie die HDR-Zertifizierung und die erneut gute gelöste Always-on-Funktion. Ärgerlich ist nur, dass die Display-Biegung erneut nicht viel mehr als ein optisches Gimmick ist und man bezüglich der Display-Diagonalen ein wenig schummelt.
Beim Thema Laufzeit sieht es hingegen ein wenig anders aus, hier darf man durchaus enttäuscht sein. Denn trotz effizienterem Betriebssystem und modernerem SoC ist es Samsung nicht gelungen, die Laufzeiten zu verbessern. Kann man bei der Video-Wiedergabe noch von einem guten Wert sprechen, sieht es unter höherer Last - simuliert mit dem PCMark - anders aus. Hier rutscht Samsung ins Mittelfeld ab. Im Alltag schlägt man sich dann wieder ordentlich, wobei es hier stark vom individuellen Nutzen abhängt. Besser als der Vorgänger - oder das Galaxy Note 8 - schneidet das Galaxy S9+ den Beobachtungen zufolge aber auf jeden Fall nicht ab.
Positive Aspekte des Samsung Galaxy S9+:
- hohe Systemleistung
- Speicher erweiterbar
- hohe Verarbeitungsqualität
- gute Telefonieeigenschaften
- Always-on-Display
- Display mit guter Farbdarstellung und Helligkeit
Negative Aspekte des Samsung Galaxy S9+:
- SoC wird gedrosselt
- Display-Form und -Format verschlechtern Ergonomie
- Akku fest verbaut
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