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Samsung Galaxy S8 im Test - Technik toll, Format mau (Video-Update)

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Für Samsung bricht eine neue Zeitrechnung an. Denn das Galaxy S8 ist nicht nur Topmodell Nummer 1 nach dem Desaster rund um das Galaxy Note 7, mit dem erstmaligen Einsatz des Infinity Display ist eine gravierende Design-Änderung verbunden. Der Test zeigt, warum die Fakten anders als die Marketing-Versprechen aussehen.

Ob die Akkuprobleme des Galaxy Note 7 am Ende dazu geführt haben, dass das Galaxy S8 später als üblich vorgestellt und in den Handel gebracht wurde, verrät man nicht. Gut möglich ist es aber, schließlich hat Samsung während der Präsentation des neuen Aushängeschilds mehrfach auf die neuen Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Akkus hingewiesen. Hier sollen diverse physische Tests schon während der Produktion der Smartphones sicherstellen, dass es nicht erneut zu derartigen Problemen kommt. Denn ein zweites Mal dürfte auch Samsung einen solchen Vorfall nicht ohne weiteres überstehen.

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Allerdings ist noch gar nicht absehbar, ob die Südkoreaner wirklich nur mit einem Kratzer davongekommen sind. Ob der Ruf des Unternehmens und das Vertrauen der Verbraucher Schaden genommen haben, werden erst die Verkaufszahlen das Galaxy S8 und Galaxy S8+ zeigen.

Eine Art Präventivmaßnahme wäre da vielleicht ein attraktiver Preis für die beiden neuen Modelle gewesen. Doch Samsung verzichtet darauf, im Gegenteil. Für das Galaxy S8 verlangt man unverbindliche 799 Euro, für das Galaxy S8+ ruft man 899 Euro auf. Gegenüber den Vorgängern sind das jeweils 100 Euro mehr, allerdings sind Galaxy S7/Galaxy S7 edge und Galaxy S8/Galaxy S8+ nicht direkt miteinander vergleichbar. Zum Testzeitpunkt - eine Woche vor dem Verkaufsstart - wich kein Händler nennenswert von Samsungs Empfehlung ab.

Größer ist kleiner

Was tun, wenn ein Mehr an Leistung vom Nutzer nicht mehr bemerkt wird und Kameras Fotos schießen, deren Qualität bereits ein hohes Niveau erreicht? Entweder man versucht es wie HTC über das Design oder man sucht sich ein Bauteil, das nicht nur technisch, sondern auch optisch werbewirksam genutzt werden kann - oder sich gar in der Praxis als nützlich erweist. Dass Samsungs Wahl auf das Display fiel, ist keine Überraschung.

Die Südkoreaner verfügen über große Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Panels und haben schon 2014 mit dem Galaxy Note Edge gezeigt, dass eine Anzeige nicht immer plan sein muss. Wenige Monate später legte man mit dem Galaxy S6 edge und Galaxy S6 edge+ nach, im vergangen Jahr folgten das Galaxy S7 edge und das glücklose Galaxy Note 7. Im Galaxy S8 - und Galaxy S8+ - kommt nun die nächste Evolutionsstufe zum Einsatz, Samsung selbst dürfte vermutlich eher von einer Revolution sprechen.

Das, was hier als Infinity Display beworben wird, hat einen gravierenden Einfluss auf das Design, das man von Samsung bislang kennt. Denn soll eine Anzeige so viel Fläche wie möglich einnehmen, muss die Front von allem anderen befreit werden. Auf ein Smartphone übertragen bedeutet das: Die Platzierung von Sensoren, Lautsprecher, Frontkamera und allem, was eigentlich rund um das Display sitzen soll, muss auf alternative Unterbringungsmöglichkeiten geprüft werden. Welchen Rattenschwanz das nach sich zieht, zeigen die unterschiedlichen noch folgenden Kapitel des Tests.

Samsung hat sich aber nicht nur die Frage gestellt, wie man so wenig Gehäuse wie möglich um das Display herum bauen kann. Gleichzeitig wurde mit der Idee gespielt, ein eigentlich viel zu großes Display in ein eigentlich viel zu kleines Gehäuse zu bekommen. Nur der Verzicht auf breite Rahmen rund um die Anzeige hat den Südkoreanern allem Anschein nach nicht gereicht. Entsprechend wurde das Format geändert. Bis Ende Februar galt ein Verhältnis von 16:9 als gesetzt. Dann stellt LG mit dem G6 ein Smartphone vor, dass mit 18:9 mit dieser fast ehernen Regel brach. Samsung setzt nun noch etwas drauf und vertraut auf 18,5:9.

Der Grund für diese Entscheidung liegt auf der Hand: Je weiter man sich von 1:1 entfernt, desto weniger Fläche nimmt ein Display bei gleichbleibender Diagonale ein. Für das Gehäuse bedeutet dies, dass es zwar länger werden muss, gleichzeitig aber auch schmaler wird. Und insgesamt nimmt es auch eine geringere Grundfläche ein. Und das führt letztlich dazu, dass man ein größeres Display in ein nicht größer werdendes Gehäuse bekommt. Doch genau hier trennen sich Werbung und Tatsachen voneinander.

Für das Galaxy S8 verspricht Samsung ein 5,8 Zoll großes Display mit 2.960 x 1.440 Pixeln bei einem Verhältnis von 18,5:9 auf Basis eines Super-AMOLED-Panels. Daraus resultiert eine Display-Fläche von 85,38 cm². Das klingt zunächst nach viel, doch das 0,3 Zoll kleinere Galaxy S7 edge erreichte kaum schlechtere 83,39 cm². Und das Galaxy Note 7 mit seinen 5,7 Zoll brachte es auf 89,57cm². Deutlich wird also, dass die Diagonale ohne weitere Daten keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Größe des Displays zulässt und Vergleiche künftig für Verbraucher schwerer werden. Doch beim Galaxy S8 gibt es noch einen anderen Haken. An keiner Stelle misst das Display eigentlich 5,8 Zoll.

Displays im Vergleich   
  Diagonale Format Fläche
Galaxy S8 5,8 Zoll 18,5:9 85,38 cm²
Galaxy S8 (planer Bereich) 5,6 Zoll 18,5:9 79,59 cm²
Galaxy S8+ 6,2 Zoll 18,5:9 97,56 cm²
Galaxy S8+ (planer Bereich) 6,1 Zoll 18,5:9 94,44 cm²
Galaxy S7 5,1 Zoll 16:9 71,70 cm²
Galaxy S7 edge 5,5 Zoll 16:9 83,39 cm²
Galaxy Note 7 5,7 Zoll 16:9 89,57 cm²
LG G6 5,7 Zoll 18:9 83,84 cm²
Huawei Mate 9 5,9 Zoll 16:9 95,96 cm²
Xiaomi Mi Mix 6,4 Zoll 17:9 109,27 cm²

Dabei handelt es sich nach eigenen Angaben um einen Wert, der nur dann erreicht werden würde, wenn man von Ecke zu Ecke einmal quer über das Display messen würde. Samsung setzt allerdings nicht wie bislang üblich auf „kantige“, sondern auf „runde“ Ecken - ähnlich wie LG bei seinem G6. Das macht optisch natürlich einiges her, gleiches gilt natürlich auch für die rechts und links eingearbeitete Biegung der Anzeige. Die kennt man bereits von den beiden vorherigen Galaxy-S-Generationen. Zieht man die - und damit auch die „runden“ Ecken - ab, landet man offiziell bei 5,6 Zoll und 79,59 cm². Auf das klassische 16:9-Format übertragen wäre das eine Diagonale von etwa 5,4 Zoll, was den Einsatz im Gehäuse des Galaxy S7 edge möglich machen würde.

Das zeigt, dass ein großer Teil des Aufwands, den Samsung betrieben hat, für die Praxis völlig unnötig gewesen ist.

Denn wie schon bei den Vorgängern entpuppt sich die Biegung am rechten und linken Rand im alltäglichen Einsatz nur sehr selten als nützlich. Zwar lassen sich hier unterschiedliche Widgets und Tools unterbringen, es kann aber wieder nur eine der beiden Seiten genutzt werden und andere Hersteller bieten eine vergleichbare Funktionalität in Verbindung mit Standard-Displays. Ärgerlicher dürfte für viele hingegen sein, dass die äußeren Tasten der Tastatur wie schon beim Galaxy S7 edge kritisiert wieder leicht auf der Biegung sitzen und dadurch schlechter bedienbar sind. Und im Landscape-Format werden Inhalte wie Fotos oder Videos nicht auf den planen Teil des Displays beschränkt. Das führt unter anderem zu Verzerrungen und Spiegelungen, teilweise auch zu falsch dargestellten Farben.

Mit Blick auf Videos gibt es aber auch noch eine andere Einschränkung. Denn Filme und Serien werden zu einem großen Teil in 16:9 zur Verfügung gestellt, was bei einer 18,5:9-Anzeige zu Balken rechts und links führt. Und selbst Samsungs Versprechen, dass man beim Surfen im Netz durch die im Vergleich längere Anzeige weniger Scrollen müsste, ist mit einem Nachteil verbunden. Denn das stimmt unter Umständen nur dann, wenn man mit einer kleineren Darstellung vorliebnimmt. Da das Display des Galaxy S8 schmaler als bei einem 16:9-Pendant mit gleicher Diagonale ausfällt, werden Web-Inhalte ohne Skalierung etwas kleiner dargestellt. Lediglich bei Seiten mit vollem Responsive-Design trat dieses Problem im Test nicht auf.

Abseits der Frage, ob man von all diesen Einschränkungen betroffen ist oder wäre, bleibt der wichtige Blick auf die Messwerte übrig. Mit einer Pixel-Dichte von 570 ppi ist das Display des Galaxy S8 mehr als ausreichend scharf, von der genutzten Pentile-Matrix dürften Nutzer deshalb nichts bemerken. Die könnte aber ein Grund für die Blaustichigkeit der Anzeige sein. Ab Werk wird Weiß mit mehr als 7.800 Kelvin dargestellt, selbst ohne direkten Vergleich ist der hohe Blauanteil erkennbar. Legt man selbst Hand an, ist ein besserer Wert als 6.900 Kelvin aber dennoch nicht zu erreichen. Spätestens ein Blatt Papier neben dem Galaxy S8 macht das Problem deutlich. Dafür erfüllt das Display den DCI-P3-Standard hinsichtlich der Farbraumabdeckung, den sRGB-Raum deckt es zu mehr als 120 % ab. Und wie bei Super-AMOLED-Panels zuletzt üblich, werden Farben sehr kräftig, aber nicht unnatürlich dargestellt. Schwarz ist zudem wirklich Schwarz, einer der großen Vorteile der Technik.

Samsung verspricht aber nicht nur ein kontrastarkes Display mit Stärken bei der Farbdarstellung, sondern auch mobilen HDR-Genuss. Das Smartphone hat die Zertifizierung für Mobile HDR Premium erhalten und soll entsprechende Inhalte problemlos darstellen. Das Problem: Derzeit stellen weder Netflix noch Amazon passende Angebote zur Verfügung, auch wenn beide grundsätzlich schon länger über HDR-Inhalte verfügen. Und selbst eine entsprechende Playlist bei YouTube unterstützt das Galaxy S8 nicht. Ob und wann die großen Content-Anbieter dies ändern werden, ist noch nicht bekannt.

Messbar ist hingegen die Helligkeit des Displays. Im manuellen Modus erreicht es in der Spitze 358 cd/m² - allerdings nur dann, wenn man den entsprechenden Regler nach vorheriger Warnung des Geräts in den roten Bereich zieht. Bei automatischer Helligkeitsregulierung konnte bei komplett weißem Display dank kurzzeitigem Boost 538 cd/m² gemessen werden. Dieser Wert steigt, je geringer der Weiß-Anteil des darzustellenden Inhalts wird. Laut DisplayMate sind dann mehr als 1.000 cd/m² möglich. Für Mobile HDR Premium wäre das aber nicht nötig. Für das Zertifikat müssen in der Spitze 550 cd/m² sowie 90 % des DCI-P3-Farbraums erreicht werden.

Wer die volle Auflösung des Displays nutzen will, muss dies explizit einstellen. Denn ab Werk nutzt das Galaxy S8 lediglich FHD+ mit 2.220 x 1.080 Pixeln. Darüber hinaus lässt sich in den Optionen festlegen, mit welcher Skalierung Schriften und anderes dargestellt werden. Ebenso kann eingestellt werden, welche Applikationen im Vollbild-Modus ausgeführt werden. Nur diese nutzen den gesamten Bildschirm, alle anderen werden in 16:9 dargestellt. Hilfreich ist, dass optimierte Programme im Untermenü klar gekennzeichnet werden. Auch gibt es den Hinweis, dass andere im Vollbildmodus unter Umständen nicht korrekt ausgeführt werden.

Beibehalten hat Samsung die Always-on-Funktion. Ist sie aktiviert, werden auf Wunsch Uhrzeit und Informationen zu Anrufen und Nachrichten in Abwesenheit dauerhaft anzeigt. Zur Wahl stehen dabei mehrere Layouts, auch die Nutzung des rechten und linkes Display-Rands ist möglich.