TEST

Samsung Galaxy S9+ im Test (3/3)

Die Kamera ist nur manchmal besser - Software, Fazit

Portrait des Authors


Auch die Software erhält nur Feinschliff

Werbung

Bereits direkt zum Start nicht mehr aktuell ist die Software, mit der Samsung das Galaxy S9 und Galaxy S9+ ausliefert. Denn ab Werk ist lediglich Android 8.0 installiert, über das die eigene Oberfläche Samsung Experience 9.0 gelegt wird. Die Änderungen gegenüber den vorherigen Versionen halten sich in engen Grenzen. So gibt es für Homescreen, App Drawer und Einstellungen nun einen Landscape-Modus, der aber erst aktiviert werden muss und nicht in allen Bereichen effizient genutzt wird. Zum anderen fasst Samsung auf Wunsch die Gesichtserkennung und den Iris-Scan zum Intelligenten Scan zusammen. Allerdings arbeiten beide Sicherheitsmerkmale nicht Hand in Hand, stattdessen fungiert der Iris-Scanner nur als Rückfallebene. Bei guten Lichtverhältnissen arbeitet der Intelligente Scan schnell und zuverlässig, in allen anderen Fällen ist der Fingerabdrucksensor oder die Eingabe eines Musters die schnellere und komfortablere Wahl.

Optisch hat sich die Oberfläche nur in sehr wenigen, kleinen Details verändert, die Bezeichnung Feinschliff trifft es gut. Zwar ist Samsung im vergangenen Jahr näher an Vanilla Android gerückt, auch was bestimmte Funktionen angeht, größere Unterschiede gibt es aber immer noch. Auf diese trifft man beispielsweise in den Systemeinstellungen, aber auch bei der Darstellung von Piktogrammen. In weiten Teilen ist dies eine gute Entscheidung, denn vielerorts verzichtet Samsung nach wie vor auf nichtssagende Grafiken und verwendet stattdessen Text. Das mag optisch weniger attraktiv wirken, erleichtert aber vor allem Android-Neulingen die Bedienung.

Ebenfalls leicht weiterentwickelt wurde der Sprachassistent Bixby. Der kann erneut per Sprache oder Tastendruck gestartet werden, spricht aber nach wie vor kein Deutsch. Der zentrale Anlaufpunkt ist wieder Bixby Home, hier findet der Nutzer auf Wunsch beispielsweise App-Empfehlungen, neue Facebook-Beiträge oder wird an Termine erinnert. Die in die Kamera-App integrierte Funktion Bixby Vision erkennt nun zusätzlich Sehenswürdigkeiten und Lebensmittel, letztere ist im Zusammenspiel mit Samsung Health interessant - kann nun doch einfach die Kalorienzufuhr protokolliert werden. In Teilbereichen wie diesem ist Bixby der Konkurrenz voraus, in anderen hinkt der Assistent jedoch weiterhin deutlich hinterher und ist insgesamt in Deutschland lediglich die vierte oder gar fünfte Wahl hinter Siri, Google Home, Alexa und gegebenenfalls Cortana.

Beim vorinstallieren von Applikationen hält Samsung sich zurück. Neben eigenen Programmen wie Samsung Health oder dem eigenen App Store Galaxy Apps befinden sich auf dem Galaxy S9 noch fünf Programme von Microsoft (Word, Excel, PowerPoint, OneDrive, LinkedIn) sowie die üblichen Google-Apps. Zum Zeitpunkt des Tests (Anfang April) entsprach das Sicherheitspatch-Niveau März 2018. Wieder mit dabei ist im Übrigen die DeX-Funktion, dank der sich die beiden neuen Modelle in eine Art Desktop-PC verwandeln lassen. Die dafür benötigte Docking-Station gehört wie schon im vergangenen Jahr nicht zum Lieferumfang und wurde deshalb nicht berücksichtigt.

Fazit

Nach dem großen Umbruch im vergangenen Jahr versucht Samsung sich 2018 in sanfter Produktpflege. Vergleicht man Galaxy S8 und Galaxy S9, gibt es nur marginale Unterschiede: Hier ein wenig mehr Leistung, die aber nicht immer wirklich zur Verfügung steht - dort eine leicht verbesserte, aber immer noch nicht vollends überzeugende Kamera. Das Galaxy S9+ nimmt hingegen ein Stück weit die Rolle des Galaxy Note 8 mit seinem größeren Arbeitsspeicher und der Dual-Kamera ein, sieht man einmal vom fehlenden Stift ab.

Grundsätzlich schlecht ist ein solcher Feinschliff nicht, schließlich ist in vielen Bereichen ein Niveau erreicht, das keine großen jährlichen Sprünge mehr erlaubt. Warum Samsung sich diesen Stillstand aber besser als die Generation 2017 bezahlen lässt, darf hingegen sehr wohl hinterfragt werden. Denn wirklich neue Funktionen oder Merkmale bieten die beiden Galaxy-S9-Modelle nicht. Zwar gibt es nun endlich auch bei Samsung Stereo-Lautsprecher und wieder einen sinnvoll platzierten Fingerabdrucksensor, doch Gehäuse, Display und vieles andere kennt man bereits.

Mit all dem erreicht Samsung zugegebenermaßen gute Noten. Das Display gefällt mit seiner Farbdarstellung und Helligkeit sowie der Always-on-Funktion, der neue SoC liefert in allen Lebenslagen mehr als genügend Leistung und die Ausstattungsliste bietet keine Lücken. Auch an der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen.

Doch Fragen bleiben. Warum hält man an der übertriebenen Aufhellung von Fotos und Videos fest? Warum ist Bixby in Deutschland noch immer nur rudimentär einsetzbar? Wann stuft man die Ergonomie endlich wichtiger als das Design ein?

Für das Galaxy S9+ gilt somit das gleiche wie für das Galaxy S8 (Test) vor einem Jahr: Es ist ein beeindruckendes Stück Technik, das im Alltag aber nicht immer das liefert, was Datenblatt und Werbung versprechen. Spielt Geld keine Rolle, darf getrost zum Galaxy S9+ gegriffen werden. In allen anderen Fällen ist das Galaxy S8+ nahezu gleichwertig und günstiger.

Ähnlich sieht es bei fast allen direkten Konkurrenten aus. Im Handel derzeit etwas teurer sind das Google Pixel 2 XL (ca. 920 Euro) und das Huawei P20 Pro (ca. 899 Euro). Günstiger zu haben ist das Sony Xperia XZ2 (ca. 780 Euro).

Positive Aspekte des Samsung Galaxy S9+:

  • hohe Systemleistung
  • Speicher erweiterbar
  • hohe Verarbeitungsqualität
  • gute Telefonieeigenschaften
  • Always-on-Display
  • Display mit guter Farbdarstellung und Helligkeit
  • insgesamt gute Kameras

Negative Aspekte des Samsung Galaxy S9+:

  • SoC wird gedrosselt
  • Display-Form und -Format verschlechtern die Ergonomie
  • Akku fest verbaut
  • Kamera hellt Aufnahmen teilweise zu stark auf
  • Bixby weiterhin nur eingeschränkt nutzbar

Preise und Verfügbarkeit
Nicht verfügbar Nicht verfügbar Nicht verfügbar