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Die Harmony 1100 von Logitech ist mit ihren 310 Euro der teuerste Proband in unserem Testfeld und durch ihre ungewohnte Form wahrscheinlich auch eine der extravagantesten Fernbedienungen auf dem deutschen Markt. Doch ob teuer gleich gut ist, wollen wir im Folgenden erörtern. Die Verpackung macht einen sehr hochwertigen Eindruck und wirkt keineswegs instabil. Öffnet man sie, kommen zunächst Ladestation und Fernbedienung zum Vorschein. Beide Produkte sind komplett in Schwarz gehalten und tragen das Logitech-Logo. Unter den beiden Komponenten finden sich Software, eine Anleitung und ein Netzteil sowie das zur Kommunikation mit dem PC notwendige USB-Kabel.
Nachdem man den Akku eingelegt hat, kann die Fernbedienung zum ersten Mal gestartet werden. Diese Prozedur geht recht schnell vonstatten - doch von Benutzen kann an dieser Stelle noch nicht die Rede sein. So müssen die Geräte zunächst über die mitgelieferte Software eingerichtet werden. Diese ist relativ groß (ca. 54 MB) und benötigt eine dauerhafte Verbindung zum Internet. Wieso für die Anzeige einer Weboberfläche allerdings eine recht große Software benötigt wird, ist unverständlich - andere Hersteller in unserem Testfeld haben dies deutlich besser gelöst. Doch zunächst zur Fernbedienung, die nach der recht schnellen Grundeinstellung zum ersten Mal einsatzbereit ist. Sollte die Batterie schwach sein, ist die Aufladeschale der erste Ansprechpartner. Repräsentativ kann die Fernbedienung so im Wohnzimmer bei Nichtgebrauch geparkt werden.
Sofort fällt auf, dass man die Fernbedienung eher mit beiden Händen in der Hand halten muss, um die volle Kontrolle zu erlangen. So hat der Hersteller nur die nötigsten Knöpfe als Hardkeys untergebracht - dazu gehören das Steuerfeld, Lautstärke- und Programmwahltasten. Einen Ziffernblock oder die Videotexttasten sucht man vergebens - diese und weitere Funktionen werden auf dem 3,5-Zoll-Touchscreen angezeigt. Der reagiert sehr gut und bietet eine ausreichende Helligkeit, wobei letztere in mehreren Stufen geregelt werden kann, um z.B. die Akkulaufzeit zu erhöhen. Negativ aufgefallen ist uns, dass der Touchscreen recht anfällig für etwas stärkeren Druck auf die Ränder ist und dies durch Verfärbungen in der Mitte des Displays zum Vorschein kommt - für ein Produkt dieser Preisklasse eigentlich nicht wünschenswert.
Die Software ist recht gut zu bedienen, sind Codes nicht verfügbar, lassen sich diese anlernen oder über den Kundensupport von anderen Nutzern besorgen. Für die normale Einrichtung benötigt man so gut wie keine Hilfe, ist man technisch einigermaßen versiert. Hat man jedoch Probleme, die über die integrierte Funktion nicht gelöst werden können, fängt das Basteln an. So kann eine Einrichtung der Harmony schnell zum Geduldsspiel werden, wenn man perfektionistisch veranlagt ist - ein freies Wochenende sollte man zur kompletten Einrichtung mindestens einplanen. Nicht zuletzt, weil die Übertragung auf die Fernbedienung nach jeder Änderung mehrere Minuten in Anspruch nimmt - unverständlich, die Konkurrenz von One-For-All überträgt Daten von und auf die Fernbedienung in wenigen Sekunden.
Spezifikationen "Logitech Harmony 1100": | Lieferumfang: |
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Ebenso wirbt der Hersteller mit einem frei konfigurierbaren Touchscreen - in Wirklichkeit ist man jedoch an einige Vorgaben gebunden. So können in der Anzeige nicht mehr als neun Tasten gleichzeitig angezeigt werden, wodurch die Darstellung des klassischen Tastenfelds von 1-9 mit 0 und den beiden Sondertasten nicht möglich ist und man erst auf eine andere Seite umspringen muss - wieso hier nicht die Freiheit gewährt wird, selbst zu entscheiden, wie viele Knöpfe auf einer Seite erscheinen dürfen, ist unverständlich. Eine weitere schlechte Nachricht gibt es für Wechsler von alten Harmony-Fernbedienungen, denn nur von bestimmten Modellen wird der in der Software angepriesene Wechsel unterstützt - wer also nicht von einer recht aktuellen Fernbedienung auf die Harmony 1100 wechselt, ist gezwungen, ein neues Profil von Grund auf zu erstellen.
Ist die Fernbedienung jedoch erst einmal fertig eingerichtet, wünscht man sich die alten Fernbedienungen nicht zurück. Die Harmony übernimmt alle Aufgaben bis zur Perfektion, erleichtert viele Dinge durch integrierte Aktivitäten sogar. Diese schalten z.B. automatisch den Fernseher und den SAT-Receiver ein und stellen beide Geräte auf die richtigen Kanäle. Anschließend können die Lautstärke über den Fernseher, die Programme dann aber über den SAT-Receiver gewechselt werden - ohne, dass man sich durch verschiedene Menüs arbeiten muss. Das Display lässt viele Möglichkeiten offen, so können auch Senderlogos als Favoriten einprogrammiert werden. Bei längerer Benutzung wird jedoch klar - das Luxusgadget hat auch in der Bedienung seine Schattenseiten. So ist ein blindes Bedienen fast unmöglich und durch die wenigen Hardwaretasten ist eine Bedienung manchmal komplizierter, als sie sein müsste. Denn im Display lassen sich nur recht wenige Tasten gleichzeitig anzeigen - ob sich das mit einem Firmwareupdate noch ändern wird, ist unbekannt.
Insgesamt ist dieses Stück Hardware eher etwas für Liebhaber des Außergewöhnlichen, denn durch ihre ungewohnte Form und die große Umstellung, die dies hinter sich herzieht, ist sie wohl kaum in einem Familienhaushalt zu integrieren, es sei denn, die ganze Familie ist technikaffin.
Ob sich der zweite Testkandidat - die Logitech Harmony One - eine bessere Alltagstauglichkeit erkämpfen kann, lesen Sie auf der nächsten Seite.