Software
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Trotz umfangreicher Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger hielt Google an der 4 in der Versionsnummerierung von „Kitkat“ fest. Dass man „Lollipop“ nun den Sprung auf 5 spendiert hat, zeigt das Ausmaß der Neuerungen. Zu diesen gehört zunächst einmal das native Unterstützen von 64-Bit-Prozessoren, womit mit iOS gleichgezogen wird. Die Vorteile sind nicht nur eine Steigerung der Performance gegenüber 32 Bit, sondern auch der mögliche Einsatz von mehr Speicher. Für die Leistung wichtiger ist jedoch der endgültige Wechsel der Laufzeitumgebung. Schon in früheren Versionen konnten Nutzer zwischen Dalvik und ART wechseln, mitunter kam es dabei jedoch zu Problemen mit bestimmten Applikationen. Nun setzt Google komplett auf ART, was im direkten Vergleich zu kürzeren Reaktionszeiten und einer leicht höheren Performance führt. Ein weiterer Vorzug: ART soll den Akku weniger belasten, zusammen mit Project Volta sollen die Laufzeiten sich spürbar verbessern.
Dahinter verbirgt sich ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Unter anderem sollen Datenübertragungen im Standby gebündelt erfolgen, zudem wurde die Prozessverteilung optimiert. Für Entwickler von Vorteil ist die neue Möglichkeit, den vermutlichen Bedarf ihrer Apps bereits während der Erstellung ermitteln zu können.
Weitere zunächst für den Nutzer unsichtbare Neuerungen betreffen die Kill-Switch-Funktion zum Sperren verlorener Geräte sowie die Unterteilung in private und berufliche Daten. Bei letzterem setzt Google in Teilen auf Samsungs Knox. Weitaus offensichtlicher ist jedoch die neue Optik der Benutzeroberfläche, die als Material Design bezeichnet wird. Neben neuen Farben fällt hier vor allem der verstärkte Einsatz von Animationen und 3D-Effekten auf, der dem Nutzer ein flüssiges System suggerieren soll.
Sieht man von diesen Neuerungen ab, handelt es sich im Kern lediglich um eine Weiterentwicklung der mit Google Now gestarteten an Kacheln orientierten Darstellung. Deutlich wird dies beispielsweise beim Öffnen von Ordnern oder der Übersicht der installierten Applikationen. Allein auf Android 5.0 wird Google das Material Design nicht beschränken, selbst die aktualisierten Apps für iOS greifen die neue Optik inzwischen auf. Insgesamt wirkt „Lollipop“ weitaus moderner als noch „KitKat“, merklich intuitiver ist die Oberfläche aber nicht geworden.
Kamera
Auch wenn die Zahl derer, die mit einem Tablet fotografieren, stetig zunimmt, die Hersteller sind diesem Trend noch nicht gefolgt. Zwar spendiert man den Geräten mittlerweile häufig aktuelle Sensoren, in Sachen Funktionsumfang bleiben die Lösungen aber klar hinter Smartphones zurück. In diesem Punkt machen weder HTC noch Google eine Ausnahme, wie der Blick auf das Datenblatt zeigt. Auf der Rückseite wartet ein 8-Megapixel-Sensor auf seinen Einsatz, der auf einen Autofokus und LED-Blitz zurückgreifen kann, in der Front steckt ein 1,6-Megapixel-Chip mit Fixfokus.
Während die Hardware eine generell gute Basis bietet, entpuppt wenig überraschend die Software als Hürde. Denn wie schon bei anderen Nexus-Modellen schöpft Google die Möglichkeiten nicht aus, sondern setzt auf eine sehr spartanische Kamera-Applikation, der selbst mit Android 5.0 eingeführte Neuerungen - die Unterstützung von RAW-Aufnahmen - fehlen. Ebenfalls auf der Liste der fehlenden Funktionen stehen unter anderem HDR, diverse Filter sowie die Möglichkeit, größeren Einfluss auf Parameter wie Weißabgleich, Belichtung und anderes zu nehmen. Einzig Panorama-Fotos inklusive Photosphere stechen ein wenig hervor. Ob die allenfalls durchschnittliche Bildqualität ebenfalls auf das Konto der Software geht, lässt sich nicht abschließend beurteilen.
Eindeutig ist aber, dass für Fotos der Griff eher zum Smartphone als zum Nexus 9 erfolgen sollte. Denn selbst bei guten Lichtverhältnissen tritt früh Bildrauschen auf, gleichzeitig wirken Farben blass. Details bleiben nur dann erhalten, wenn die Entfernung zwischen Kamera und Motiv nicht mehr als zwei oder drei Meter beträgt. Fotografiert man statt im Freien in geschlossenen Räumen, fällt die Qualität noch eine Stufe geringer aus, hier verschluckt die Kamera auch bei eigentlich ausreichender Helligkeit schnell Farbverläufe. zumindest etwas Abhilfe schafft der Einsatz des Blitzes, der jedoch - wie üblich - in der Nähe für zu viel, in der Ferne für zu wenig Licht sorgt.
Wie so häufig schneiden Videos nicht besser ab. Aufgrund der Sensorauflösung ist ist das Nexus 9 auf Full HD und weniger beschränkt, allerdings sorgt die Limitierung auf 30 Bilder pro Sekunde dafür, dass Sonderfunktionen wie Zeitlupe fehlen. Immerhin: Artefakte bleiben auch bei schnelleren Schwenkbewegungen aus.
Für Video-Telefonate ausreichend ist die Frontkamera, auch wenn Bildrauschen hier ebenfalls schnell unübersehbar ist. Für Selfies und andere Fotoaufnahmen ist sie jedoch unbrauchbar.