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EVGA GeForce GTX 780 Ti Classified im Test - Fazit

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Für die GeForce GTX 780 Ti Classified von EVGA gilt, was wir eigentlich für jedes Modell der Classified-Serie anmerken müssen: Die Modifizierungen am PCB und hier vor allen an der Strom- und Spannungsversorgung sind derart umfangreich und wirken positiv auf das Overclocking, dass eigentlich auch nur solche Anwender, die in dieser Hinsicht viel vor haben, zur Classified greifen müssen. Sie ist aktuell das teuerste Modell der GeForce GTX 780 Ti, bietet dafür aber auch so einiges mehr als die übrigen Vertreter.

Dafür muss man die EVGA GeForce GTX 780 Ti Classified mit ihrem ACX-Kühler aber auch von der Leine lassen. EVGA ist mit einem Basis-Takt von 1.020 und einem Boost-Takt von 1.085 MHz einfach zu konservativ. Den Speicher lässt man ebenfalls mit den Vorgaben von 1.750 MHz arbeiten. Innerhalb der von NVIDIA angebotenen Taktstufen für den Vollausbau der GK110-GPU liegt man damit im mittleren Bereich und teilt sich die potenzielle Leistung mit Modellen von Gigabyte und MSI. An den Spitzenreiter mit 1.085 MHz Basis- und 1.150 Boost-Takt, die Gigabyte GeForce GTX 780 Ti GHz Edition, kommt sie ab Werk nicht heran.

Etwas Hintergrund zu diesem Thema: Bereits NVIDIA selektiert nach der Fertigung seine GPUs, nicht nur nach den Defekten, um sie in die verschiedenen Desktop-, Quadro- und Tesla-Karten einzuteilen, sondern auch nach Qualität, die Einfluss auf den Takt hat. Die Hersteller bestellen eine gewissen Anzahl an den Karten, die einen festen Wert erreichen. Allerdings verpflichten sie sich je nach Menge auch, entsprechend weniger "gute" Karten zu verkaufen. Einmal ein paar Zahlen, die uns zu Ohren gekommen sind: Wenn ein Hersteller beispielsweise Karten mit 1.020/1.085 MHz verkauft, dann müssen das in etwa 35 Prozent des Gesamtvolumens seins. Das heißt aber auch, dass 65 Prozent der abgenommenen Karten langsamer sein müssen. Das staffelt sich dann entsprechend höher, wenn man wie Gigabyte auch Karten mit 1.085/1.150 bestellt. Je besser selektiert NVIDIA bereits an die Hersteller liefert, umso mehr langsamere Karten müssen diese auch abnehmen. Damit will NVIDIA natürlich verhindern, dass man auf den "schlechteren" Karten sitzen bleibt. EVGA könnte aufgrund der Kühlungen und Änderungen am PCB seine Karten also leicht mit höheren Taktraten ausliefern, muss dabei aber auch im Hinterkopf behalten, welche Politik NVIDIA verfolgt. Dies als Hintergrund zur Einordnung, warum sich ein Hersteller für ein explizites Overclocking ab Werk entscheidet.

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Der ACX-Kühler hält die GPU der EVGA GeForce GTX 780 Ti Classified auf einer Temperatur, welche den höchsten Boost-Takt ermöglicht. 1.162 bzw. 1.176 MHz liegen durchgängig an. Das reicht, um vor den meisten Konkurrenten zu bleiben. Einzig der Gigabyte GeForce GTX 780 Ti GHz Edition muss man sich geschlagen geben. Nicht weiter erwähnen müssen wir eigentlich, dass EVGA die Referenzversion der GeForce GTX 780 Ti weit hinter sich lässt. Die AMD Radeon R9 290X hat man ebenso im Griff. Aber es ist sicherlich nichts Neues - wer sich für eine GeForce GTX 780 Ti entscheidet (dabei spielt es keine Rolle für welches Modell), der muss sich bei aktuellen Spielen auch bei 2.560x1.600 keinerlei Sorgen machen. Durchweg sind die höchsten Qualitätseinstellungen, einschließlich der anisotropischen Filterung und den verschiedenen Anti-Aliasing-Modi möglich. Für UltraHD bzw. 4K müssen einige Einschränkungen gemacht werden.

Auf aktuellen High-End-Karten zum entscheidenden Faktor ist der Kühler geworden. NVIDIA hat mit der GeForce GTX 780 Ti dabei weniger Probleme als AMD mit der Radeon R9 290X und R9 290 - zumindest auf die Referenzkühlung bezogen. Mit den ersten Custom-Modellen der Radeon R9 290X ging es aber zunächst einmal darum, überhaupt den maximalen Takt zu erreichen. Vielleicht sind die Hersteller daher etwas vorsichtiger bei der werksseitigen Übertaktung der Radeon R9 290X. Die Partner von NVIDIA können da schon etwas aggressiver an das Thema herangehen, schließlich sind die eigenen Kühlungen in der Lage die GPU deutlich unter der Ziel-Temperatur zu halten. Oftmals schaffen das die Hersteller aber nur, indem sie die Lüfter (zu) schnell arbeiten lassen. Auch hier scheint EVGA den richtigen Mittelweg gefunden zu haben. Sowohl im Idle-Betrieb wie auch unter Last messen wir eine geringe Lautstärke, die im Vergleich zur Referenzversion eine deutliche Verbesserung darstellt. Die Leistungsaufnahme bleibt dabei im Rahmen, auch unter Last. Man merkt der GeForce GTX 780 Ti Classified förmlich an, dass sie mit angezogener Handbremse arbeitet.

Damit kommen wir auch schon zum Thema Overclocking, einer Paradedisziplin der EVGA GeForce GTX 780 Ti Classified. Die Verwendung eines alternativen Voltage Regulation Module macht sich aber erst bezahlt, wenn man das BIOS von seinen Fesseln befreit. Dazu haben wir einfach das modifiziertes BIOS von Kingpin verwendet, ein Wechsel auf das zweite angebotene BIOS der Karte ist aber ebenso möglich. Nun erlaubt der "GTX Classified Controller" die volle Kontrolle über die drei wichtigsten Spannungen. Bis zu 1,5 Volt sind zunächst möglich, für eine Karte mit Luftkühler ist dieses Maximum aber schnell tödlich. Wir versuchten es mit etwa 1,3 Volt und spielten mit Takt und Spannung so lange, bis wir einen stabilen Betrieb bei einem möglichst hohen Takt erreicht hatten. Letztendlich erreichten wir einen GPU-Takt von 1.384 MHz. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass noch keine andere GeForce GTX 780 Ti in unseren Händen dies schaffte. Aber wie auch mit den Werkseinstellungen bleibt auch bei einem derartigen Overclocking-Ergebnis das Gefühl, dass noch deutlich mehr Potenzial in der Karte steckt, als wir zu Tage fördern können. Mit einem Wasser- oder gar LN2-Kühler versehen, sind sicherlich auch 1,4 - 1,5 GHz problemlos machbar.

Für alle High-End-Freunde bietet EVGA die GeForce GTX 780 Ti Classified K|NGP|N Edition an. Dabei handelt es sich noch einmal um handselektierte Chips, denen zusätzlich noch ein großzügiger Unterbau aus Strom- und Spannungsversorgung gegeben wird. EVGA baut diese Karte allerdings nur auf Anfrage und auch wenn wir uns über ein solches Sample gefreut hätten, ist uns natürlich bewusst, dass wir das Potenzial erst recht nicht hätten ausschöpfen können.

Alternativen? Für wen es eine GeForce GTX 780 Ti sein soll und wer sich auf die ab Werk eingestellten Taktraten verlassen will, für den muss es nicht zwingend das Classified-Modell von EVGA sein. MSI und Gigabyte bieten gleich schnelle Karten, im Falle der GeForce GTX 780 Ti GHz Edition ist man sogar durchweg teurer. Der ACX-Kühler bietet allerdings ein ausreichendes Potenzial, um höhere Taktraten zu erreichen, die wir bisher noch mit keiner anderen Karte gesehen haben. Geht es dann sogar auf eine Wasser- oder LN2-Kühlung, sehen wir als einzige Konkurrenz die KFA2 GeForce GTX 780 Ti HOF, die wir allerdings noch nicht selbst in Händen halten konnten.

evga 780ti classi s

Positive Aspekte der EVGA GeForce GTX 780 Ti Classified mit ACX-Kühler:

  • alle Spiele mit 2.560x1.600 flüssig spielbar
  • UltraHD/4K mit einigen Einschränkungen möglich
  • durchweg Anti-Aliasing und anisotropische Filterungen möglich
  • ACX-Kühler hält die GPU immer am Boost-Limit
  • GPU-Boost mit zahlreichen Optionen
  • ACX-Kühler im Idle- und Last-Betrieb leise
  • Spannungsmodifikation über Spezifikationen via Software

Negative Aspekte der EVGA GeForce GTX 780 Ti Classified mit ACX-Kühler:

  • hoher Preis
  • relativ hohe Leistungsaufnahme
  • konservatives werksseitiges Overclocking

Persönliche Meinung

Etwas schade finde ich, dass EVGA sich (aus welchem Grund auch immer) bei seinen High-End-Modellen nicht immer für den höchstmöglichen Takt entscheidet. Da wir die Karten zunächst einmal im Zustand testen, den die Hersteller ab Werk vorsehen, kann ein Classified-Modell nie das zeigen, was in ihm steckt. Wieder einmal aber war es eine Freude zu sehen, was mit einer GPU wie der GK110 möglich ist, selbst unter den wenig idealen Bedingungen einer Luftkühlung. Kingpin als Haus- und Hof-Overclocker hat bereits gezeigt, dass mit der EVGA GeForce GTX 780 Ti Classified 1.900 MHz und mehr machbar sind. Jetzt sind wir auf die ebenfalls in diese Richtung getrimmten Modelle von Galaxy (GeForce GTX 780 Ti HOF ) und MSI (GeForce GTX 780 Ti Lightning) gespannt. (Andreas Schilling)

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