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Der alphabetischen Sortierung nach ist das Xilence XQ Series Platinum das letzte Netzteil im Test. Netzteile von Xilence begleiten uns nun auch viele Jahre, mal mehr und mal weniger erfolgreich. Die aktuelle XQ Series macht aber einen sehr interessanten Eindruck, was zum einen an der Top-Effizienz nach 80PLUS Platinum liegt, und zum anderen an dem eigenwilligen Gehäuse- und Lüftungskonzept. Auch die restlichen Daten mit voll-modularem Kabelmanagement und 5 Jahren Garantie wirken vielversprechend. Der Teil der XQ Series mit Platinum-Effizienz umfasst drei Modelle zwischen 750 und 1000 Watt. Das 850W-Modell ist aktuell mit einem Straßenpreis von ca. 160 Euroin unserem Preisvergleich vertreten.
Das XPXQ-850.R4, so die etwas sperrige Modellnummer, kombiniert einige interessante Ideen. Bislang gab es zwei wesentliche Kühlkonzepte für Netzteile, einmal die Variante mit 120- bis 140-mm-Lüfter im Deckel und dann die Varianten mit 80-mm-Lüfter(n), die die Luft längs durch das Netzteil bewegen. Zuletzt wählten fast alle Hersteller die "Top-Blow-Variante" mit großem Lüfter im Deckel, da ein größerer Lüfter bei gleichem Luftdurchsatz üblicherweise leiser arbeitet. Auch bleibt die innere Gehäusewand frei, was für ein modulares Kabelmanagementsystem hilfreich ist. Ein Nachteil in diesem Konzept liegt allerdings darin, dass die Luft unter dem Lüfter um 90° zum Luftaustritt umgelenkt werden muss, was zu Hotspots führen kann bzw. den Einsatz den Luftfluss störender "Luftleitbleche" erfordert. Die längs durchströmte Variante hat Vorteile bei der Kühlung, allerdings auch Nachteile bei der verwendbaren Lüftergröße und vor allem konkurriert der Lufteinlass auf der Innenseite mit dem Platz, den ein Kabelmanagementsystem benötigt.
Xilence kombiniert mit dem Konzept des XPXQ-850.R4 beide traditionellen Lüftungskonzepte von Netzteilen. Durch die schräge Anordnung der Lüfter erreicht man relativ einfach eine bessere Längsdurchströmung und der verbleibende Raum an der Innenseite reicht aus, um ein modulares Kabelmanagementsystem ohne Einschränkungen unterzubringen. Wie groß die Vorteile oder gar Nachteile der prinzipiell besseren Längsdurchströmung dieses Designs sind, ob nicht durch die gewählte Bauteil- und Lüfteranordnung doch Hotspots entstehen können, lässt sich so nicht beurteilen, ebenso wenig, wie stark eventuell Nachteile der mit 60 mm sehr kleinen Lüfter zum Tragen kommen.
Das Stahlblech des 165 mm langen Gehäuses ist mit einem mittleren Glanzfinish aufgewertet, das etwas an einen Mix aus Edelstahl und gezogenem Aluminium erinnert. Der Typenschildaufkleber wirkt daneben und im Kontrast zu den roten und schwarzen Elementen von Lüfter und Kabelmanagement etwas deplatziert.
Im großen Karton des Xilence XQ Series Platinum 850W lassen sich zwei weitere Kartons finden. In einem ist - gepolstert durch Schaumstoffteile - das Netzeil untergebracht, im anderen lassen sich Netzkabel, Anschlusskabel, Kabelbinder und Schrauben finden. Ein Handbuch haben wir bei unserem Testsample vermisst, beigelegt war nur eine Garantiekarte.
Technisch scheint das Xilence XPXQ-850.R4 auf aktuell hohem Stand zu sein, denn vermutlich ist eine LLC-Resonanzwandler-Topologie mit den entsprechenden aktuellen Technologien auf der Sekundärseite verwendet worden. Die fünf 12V-Schienen sind mit je 18 Ampere nach heutigem Empfinden recht schwach ausgelegt. Zusammen bieten sie aber die gesamte Netzteilleistung von 850 Watt an. Die Nebenspannungen, welche zusammen mit 130 Watt belastbar sind, sind mit je 20 Ampere angegeben. Als zweites Netzteil im Test neben dem be quiet! Dark Power Pro 850W ist das Xilence XPXQ-850.R4 seitens 80PLUS mit dem Effizienzlevel "Platinum" gekennzeichnet.
Laut Hersteller ist eine semi-passive Lüftersteuerung verbaut, die ab ca. 20 Prozent Last die Lüfter hochfahren soll. Gleichzeitig sollen auch zwei Temperaturfühler an unterschiedlichen Stellen die Temperatur messen und die Lüfter dementsprechend ansteuern. Beim Test dachten wir erst, dass die Lüftersteuerung einen Defekt hatte, da wir ein Verhalten wie z.B. Seasonics X-Series erwartet hatten. Die Last auf dem Xilence wurde immer höher gefahren und die Lüfter sprangen nicht an, auch nicht bei kurzzeitigem "Vollgas" mit 100 Prozent Last. Tatsächlich arbeitet die Lüftersteuerung beim XPXQ-850.R4 nur mit den Temperaturwerten, die anliegende Last wird nicht berücksichtigt. Beim langsamen Durchlauf durch die Laststufen sind die Lüfter dann nach einiger Zeit um 60 Prozent Last angesprungen, die austretende Luft war sehr warm. Die Lüfterdrehzahl steigerte sich dann von 950 U/min nach dem Einschalten der Lüfter über 1400 U/min bei 80 Prozent Last bis hin zu 2050 U/min bei Volllast. Je nach Einbaulage und -situation ist das Verhalten aufgrund der jeweils anliegenden Temperatur vermutlich verschieden.
Im Betrieb arbeiten die beiden Lüfter dann erstaunlich leise. Bei knapp 900 U/min sind sie sehr leise und nur direkt am Netzteil wahrnehmbar und selbst bei Volllast ist nur unauffälliges und moderates Lüfterrauschen zu vernehmen. Die austretende Luft ist aber durchgängig sehr warm. Die Lüftersteuerung ist wohl eher auf geringe Lautstärke als möglichst gute Kühlung optimiert.
Das XilenceXPXQ-850.R4 ist mit einem voll-modularen Kabelmanagementsystem ausgestattet. Alle Kabel inklusiv dem ATX-Stecker lassen sich - wie beim Seasonic X-850 - abnehmen, sei es für den Transport oder die Verlegung im Gehäuse. Die Buchsen auf dem XPXQ-850.R4 sind je nach Anwendung räumlich getrennt und entsprechend beschriftet. Über die fünf Steckplatze für Peripherieanschlüsse oben rechts lassen sich bis zu zwölf SATA- und sechs 4-Pin-Molex-Stecker realisieren. Unten links ermöglichen zwei Buchsen den Anschluss von zwei Kabeln mit je einem 8(4+4)-Pin-Anschluss.
Über die sechs roten Buchsen oben werden die PCI-Express-Kabel für die insgesamt sechs möglichen PCI-Express-Anschlüsse angeschlossen. Bei sechs sechs-poligen Buchsen würde man auch von sechs einzelnen Anschlusskabeln ausgehen, also einen Stecker pro Kabel erwarten. Xilence legt allerdings nur drei Kabel bei, die aber jeweils zwei Abgriffe haben. Zwei Kabel mit der 8(6+2)-Pin-Variante, eines mit reinen 6-Pin-Steckern. Beim 850W-Modell bleiben also drei der sechs Buchsen unbelegt, während sich im "worst case" bis zu 300 Watt (150W pro 8-Pin-Stecker) über den konstruktiv gleichen sechspoligen Anschluss am Netzteil quälen, der - auf einer Grafikkarte montiert - laut PCI-Express-Norm nur max. 75 Watt führen dürfte. Der sechspolige Stecker wird die rechnerischen 8,5 Ampere pro Kontakt mitmachen, aber eine optimale Lösung sieht anders aus. Und nein, die restlichen drei roten Buchsen sind nicht für die 1000W-Version reserviert, denn die hat laut Herstellerhomepage die exakt gleiche Kabelkonfiguration bzgl. der PCI-Express-Stecker.
Alles in allem ist das Xilence XQ Series Platinum ein Hingucker. Das Design mag Geschmackssache sein, aber es ist eine willkommene Abwechslung zu allen anderen Netzteilen am Markt. Das Kühlungskonzept scheint zu funktionieren und das sogar angenehm leise. Die Ausstattung an Anschlussmöglichkeiten ist gut, nur ist das Anschlusskonzept der PCi-Express-Verbindungen scheinbar nicht ganz bis zum Ende durchdacht worden sein. Effizienz und Leistung scheinen auch zu stimmen.