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Das SilverStone Zeus 1350W tritt, wie bereits in der Einleitung beschrieben, im High-End-Bereich an, wobei sich das "High-End" hier primär auf die Leistungsfähigkeit bezieht. Andere Hersteller versuchen sich am Spagat, zugleich Bestmarken in den Bereichen Leistungsfähigkeit, Effizienz und leisen Betrieb zu setzen, was in manchen Fällen auch recht ordentlich funktioniert. SilverStone hat in erster Linie die Merkmale Leistung und Qualität im Auge, welches bei bestimmten Anwendungsgebieten sicher legitim ist.
Auch optisch tanzt das Zeus 1350W etwas aus der Reihe, was sicher zu großen Teilen durch die Auslegung bedingt wird. Mit 4,5 Kilogramm bringt das Netzteil ein überdurchschnittlich hohes Gewicht auf die Wage und auch die Gehäuselänge von 230 Millimetern ist außergewöhnlich. Sonst erreichen nur wenige Netzteile überhaupt eine Länge von 200 Millimetern und das Zeus ist dann noch einmal gute drei Zenitmeter länger.
Das anthrazitfarbene Gehäuse des Zeus ist mit einer rauen Beschichtung versehen, die gegen feine Kratzer unanfällig ist. Der an der Außenseite positionierte 80-mm-Lüfter zieht die Luft von den relativ kleinen Einlassbereichen an Seite und Deckel einmal längs durch das Netzteil hindurch. An der Innenseite sind die Buchsen des vollmodularen Kabelmanagement-Systems zu finden
Das vollmodulare Kabelmanagement ist in der Anzahl der Steckplätze an die Leistungsklasse angepasst und bringt sehr gute Anschlussmöglichkeiten mit. Die Buchsen sind relativ klar aufgeteilt: In der oberen Reihe finden sich in blau sechs Buchsen für PCI-Express-Kabel, in der Mitte zwei 8-Pin-Buchsen zur Mainboard-Versorgung und in der unteren Reihe dann das ATX-Kabel und vier Ports zur Versorgung von Peripheriegeräten.
Über den zum Schutz gegen versehentliches Betätigen versenkten Schiebeschalter lässt sich das Zeus zwischen dem Multi-Rail-Betrieb mit sechs 12V-Schienen von jeweils 30 Ampere und dem Single-Rail-Modus mit einer 105-Ampere-Schiene umschalten. Die Umschaltung sollte nur im ausgeschalteten Zustand vorgenommen werden. Weiterhin erreicht man über die Löcher im Gehäuse neben dem Schalter drei Potis, mit denen sich die Spannungslage von 3,3 Volt, 5 Volt und 12 Volt feinjustieren lässt.
Das SilverStone ist eigentlich als Multi-Rail-Netzteil ausgelegt, auch wenn es als Besonderheit noch die besagte Umschaltmöglichkeit bietet. Manche Hersteller haben sich auf einen "Typ" festgelegt, aber SilverStone hatte auch schon beide Varianten im Angebot - diese Hybrid-Lösung könnte man fast als logischen Schritt sehen. Ob ein Single-Rail-Betrieb nun Vorteile auf Kosten eines höheren Betriebsrisikos mit sich bringt, darüber lässt sich schon seit Jahren vorzüglich schreiten. Bei vernünftiger Lastverteilung auf die Rails wird man allenfalls im Grenzbereich des Netzteiles vielleicht Unterschiede merken, von daher ist es sicher nicht verkehrt, zuerst im Multirail-Betrieb zu starten und den Single-Rail-Betrieb erst dann zu testen, wenn Instabilitäten auftreten sollten.
Auf 12 Volt ist das ZM1350 der Klasse entsprechend leistungsfähig: Es stehen insgesamt bis zu 105 Ampere zur Verfügung, die sich im Multi-Rail-Betrieb auf sechs 12V-Schienen mit jeweils bis zu 30 Ampere aufteilen. Daraus resultiert eine nominale Leistungsfähigkeit auf 12 Volt von 1250 Watt, womit also nicht die gesamte Netzteilleistung allein auf 12 Volt zur Verfügung steht. Ein gewisser Bedarf auf 3,3 Volt und 5 Volt ist auch bei High-End-Systemen immer vorhanden, weswegen dies in der Praxis keine Rolle spielt. Manch Konkurrenzmodell bietet hier aber auf dem Papier "anteilig" mehr.
Die Nebenspannungen selber sind beim Zeus 1350 Watt mit bis zu 170 Watt belastbar, was einem überdurchschnittlich hohen Wert entspricht. Die Gesamtleistung von 1350 Watt garantiert SilverStone auch bei einer erhöhten Umgebungstemperatur von 50 °C und gibt als Besonderheit auch die Angabe von nutzbaren 1080 Watt bei hohen 60 °C Umgebungstemperatur. Kurzzeitig sind - bei niedrigeren Temperaturen - auch 1500 Watt als Gesamtleistung möglich.
SilverStone gibt für das Zeus das Vorhandensein aller wichtigen Schutzschaltungen an: Überstromsicherung (OCP), Überlastsicherung (OPP), Überspannungssicherung (OVP), Unterspannungsschutz (UVP) und Kurzschlussschutz (SCP) sind mit an Bord. Neu für uns ist die Schutzschaltung "Schutz vor Nichtbelastung" ("No Load Protection"), aber diese soll vermutlich nur ausdrücken, dass ein Betrieb ohne Last risikofrei möglich ist. In der Vergangenheit mochten es ja viele Netzteile nicht, ohne Last betrieben zu werden. Die Überstromsicherung auf 3,3 Volt und 5 Volt konnten wir mit der Kurzschlussstrom-Einstellung (~ 40A) unserer Chroma-Lastmodule mehr oder weniger schnell auslösen, für ausgiebige Tests auf 12 Volt fehlt es unserem Chroma-System leider etwas an Leistung.
Auffällig an der Außenseite ist die für 16 Ampere Eingangsstrom ausgelegte Netzbuchse. Für den Betrieb am heimischen 230-Volt-Netz würden auch die sonst üblichen "Kaltgeräte-Buchsen" reichen, die meist für mindestens 10 Ampere dimensioniert sind. Im Betrieb an 115V-Netzen hingegen sind die Eingangsströme aber ungefähr doppelt so groß, weswegen manche Hersteller den sicheren Weg wählen und entsprechend höherwertige Systeme verwenden. Weiterhin stechen außen am Netzteil ein Druckschalter und eine LED ins Auge. Mit dem Schalter lässt sich der Lüfter zwischen geregeltem und 100%-Betrieb umschalten, während die LED den aktuellen Betriebsstatus signalisiert.
Zum Einsatz kommt ein Full-Bridge-Design mit Synchronous Rectification auf der Sekundärseite, welches vermutlich vom langjährigen Auftragsfertiger "Seventeam" produziert wird. Als Primärkondensatoren werden zwei 105°C-Elkos von Hitachi eingesetzt, die mit 560 uF und 420 V ordentlich dimensioniert sind. Sekundärseitig sind durchweg 105°C-Elkos von Nippon Chemicon und Polymer-Kondensatoren zu finden. Die Lötqualität ist insgesamt eher durchschnittlich, wie man an der Tochterplatine mit den Anschlussbuchsen erkennen kann. Die riesigen Gehäusedimensionen erklären sich auch durch einen Blick auf das Innenleben, denn die Anschlussplatine des Kabelmanagements und der Lüfter sind beide neben der Hauptplatine untergebracht, welche selbst nicht gerade klein ist.
Von den Leistungswerten her macht das Zeus 1350W einen soliden Eindruck, auch wenn Design und Größe im Vergleich zu anderen High-End-Modellen eher gewöhnungsbedürftig sind. Aber werfen wir einen Blick auf die Ausstattung des ZM1350.