Seit der Einführung des 80-PLUS-Programms vor knapp acht Jahren ist der Netzteilwirkungsgrad immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. Das für Kunden einfach zu verstehende System hinter 80 PLUS ermöglicht auch eine werbewirksame Vermarktung des Qualitätsfaktors Wirkungsgrad. Da das System der Zertifizierung bei dem Unternehmen, welches hinter 80 PLUS steht, nicht unbedingt als manipulationssicher zu betrachten ist und sich insgesamt auch eher an den Interessen der Unternehmen als an den der Endkunden orientiert, sollte 80 PLUS nicht überwertet werden. Keinesfalls darf man es als Qualitätssiegel für das gesamte Netzteil verstehen, denn die Effizienz ist nur ein Merkmal von vielen, welche für ein gutes Netzteil relevant sind. Vor dem Kauf eines Netzteils sollte man sich daher auch weiterhin aus verschiedenen objektiven Quellen informieren.
Unabhängig von 80 PLUS: Das Schöne am Thema Netzteileffizienz ist, dass der Kunde mittlerweile mehrere Gründe für den Kauf eines darin besonders guten Netzteils finden kann. Er kann es zum wirklichen Einsparen von Energiekosten nutzen, er kann sein grünes Gewissen durch das eingesparte Kraftwerks-CO2 etwas beruhigen, aber der wahrscheinlich wichtigste Grund ist, dass eine hohe Effizienz auch an neueste und beste Technik glauben lässt. Daher ist ein Blick auf die Qualität der Ausgangsspannungen weiterhin wichtig, denn ein gutes Netzteil soll effizient UND stabil arbeiten.
Wirkungsgrad
Da sich mit unserer Teststation neben der Leistungsaufnahme aus dem Stromnetz auch die an den (imaginären) PC abgegebene Leistung bestimmen lässt, können wir damit auch quantitative Vergleiche der getesteten Netzteile vornehmen. Wir bestimmen dabei einmal die Effizienz über den Lastbereich des Netzteils selber und dann noch zum praxisnahen Vergleich an drei für alle Netzteile gleichen Punkten.
Die Effizienzmessungen lassen wir bei einer sehr niedrigen Last von 5 % beginnen, was hier je nach Modell den Bereich von knapp über 30 bis knapp über 40 W an abgegebener Leistung entspricht. Bei dieser geringen Last außerhalb des normalen Arbeitsbereiches eines Netzteils liegen die üblichen Wirkungsgrade meist noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Die neuen Corsair-RM-Modelle erreichen hier bereits einen sehr guten Wirkungsgrade im Bereich von 81,8 % bis 84,4 %. Corsairs Optimierungen auf den Niedriglastbereich hin können wir somit bestätigen.
Bei einer Last von 10 % werden dann Werte von 87,3 % (RM650 / RM750) und 88,2 % erreicht, was ebenfalls vergleichsweise gute Werte sind. Bei 20 % liegt der Wirkungsgrad bei 90,8 % (RM650), 91,4 % (RM750) und 92,2 % (RM850). Die Unterschiede hier haben einen recht einfachen Grund: Alle Modelle basieren prinzipiell auf der gleichen Technik, weisen aber unterschiedliche Gesamtleistungen auf. Das bedeutet, dass bei gleicher relativer Last von z.B. 20 %, das stärkere RM850 mehr Watt liefern muss als das kleine RM650. Damit arbeitet es - dank fast gleicher Technik - schon ein Stück weiter rechts, d.h. höher auf der Wirkungsgradkurve. Würden die Wirkungsgradkurven anstatt über die relative Last über die absolute Last (in Watt) aufgetragen, dann ist zu sehen, dass alle drei Kurven sehr dicht übereinander liegen.
Alle drei Modelle erreichen im Bereich von 30 bis 40 % Last ihr Wirkungsgradmaximum. Das RM650 erreicht 92,7 %, das RM750 92,8 % und das RM850 92,9 %. Hier liegen also alle drei Modelle auch sehr dicht beieinander. Bei zunehmender Last beginnt wie üblich die Wirkungsgradkurve wieder abzufallen und erreicht bei Volllast solide Werte im Bereich von 89,9 % (RM650) bis 88,7 % (RM850)
Die neuen Corsair RM sind nach regulären 80 PLUS-Kriterien eingestuft, d.h. wir haben im Testverlauf wie üblich unsere Spannungsquelle jeweils kurz auf 115-V-Netzspannung umgestellt. Die Anforderungen für 80 PLUS Gold umfassen zu erreichende Mindestwerte an drei Lastpunkten (20 %, 50 % und 100 %).
Lastpunkte | 10 % | 20 % | 50 % | 100 % |
80 PLUS Gold (Mindestwerte) | - | 87 % | 90 % | 87 % |
Corsair RM650 | 86,4 % | 89,9 % | 90,8 % | 87,3 % |
Corsair RM750 | 86,4 % | 90,3 % | 90,6 % | 86,7 % |
Corsair RM850 | 87,4 % | 91,2 % | 90,4 % | 86,9 % |
An drei von drei für 80 PLUS Gold relevanten Lastpunkten erreichen die gemessenen Wirkungsgrade des RM650 allesamt die geforderten Mindestwerte sicher. Das RM750 und RM850 liegen beim Volllast-Messpunkt etwas unter dem geforderten Wert, was wir aber Messungenauigkeiten und unserer Prüfumgebung zuschreiben müssen. Allgemein ist der Volllastpunkt eine Herausforderung für fast alle Netzteile. Die rund drei bis vier Prozentpunkte Vorsprung am 20-%-Lastpunkt, welche die Corsair RM herausholen können, sind unserer Meinung nach für normale Systeme wichtiger als wenige Zehntel am Volllastpunkt.
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Interessant ist auch der direkte Vergleich an drei festen Lastpunkten, da sich hier die Netzteile direkt miteinander vergleichen lassen, als ob man sie in demselben Rechner verwendet.
Der erste Punkt mit 90-Watt-Leistungsaufnahme entspricht älteren Office-PCs oder einem modernen Mittelklasse-System im Idle. Die neuen Corsair RM erreichen hier zwischen 89,0 und 89,2 %. Auch wenn sie damit deutlich hinter dem erst Anfang des Jahres vorgestellten High-End-Modells Corsair AX850 Titanium liegen, so ist ihr Vorsprung auf ältere Modelle deutlich. Das RM850 aus der Vorgängerserie wird um mehr als 3 Prozentpunkte übertroffen, aber auch im Vergleich zum älteren RM650i oder dem neueren RM750x sehen die neuen RM-Modelle auch hier gut aus.
Bei etwas höheren Werten, in diesem Falle 250-W-Leistungsaufnahme des Systems, bleibt die Lage unverändert. Alle drei neuen RM-Modelle liegen dicht beieinander im Bereich von 92,7 bis 92,9 % und sind im Vergleichsfeld etwas nach oben gerutscht. Das alte RM850 bleibt abgehängt, aber auch das Corsair Vengeance 650M Silver, welches bei 90 W noch knapp die Nase vorne hatte, können die neuen RM deutlich abhängen.
Am dritten Messpunkt, bei 500-W-Leistungsaufnahme, kann sich das neue RM850 naturgemäß etwas von seinen schwächeren Brüdern absetzen, aber der Abstand ist nicht allzu groß. Es ist schön zu erkennen, dass die neue RM-Serie auf Effizienz im eher niedrigen Lastbereich getrimmt wurde, denn das alte RM850 schafft bei dieser schon höheren Leistung das neue RM850 endlich knapp zu schlagen. Aber auch in Corsairs Produktpalette höher eingeordnete Modelle wie das RM750x oder das HX850 können sich hier endlich von den neuen RM-Modellen absetzen.
Insgesamt zeigen die neuen Corsair RM eine gute Effizienz. Insbesondere bei sehr niedrigen bis knapp mittleren Lasten zeigen sie eine vergleichsweise gute Performance, mit dem sie mit älteren bzw. nominal höherwertigen Netzteilen aus dem eigenen Haus gleichziehen, wenn nicht diese sogar überholen können.