TEST

Fractal Design Ion+ Platinum Series im Test

effizient und leise - Fractal Design Ion+ - Äußeres und Technik

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Die Ion+ stellen bei Fractal Design die Top-Serie dar, nachdem die nun schon in die Jahre gekommenen Newton R3 seit geraumer Zeit schon nicht mehr im aktuellen Portfolio zu finden sind. Aktuell sind noch die niedriger positionierten Integra M und Edison M auf dem Markt zu finden.

Der Lieferumfang umfasst eine recht stabile Tasche, in der gerade nicht benötigte Anschlusskabel verstaut werden können, und welche es sogar auf die Frontseite der Verpackung geschafft hat. Weiterhin gehören ein Netzkabel, vier Montageschrauben und ein Satz Klettkabelbinder zum Lieferumfang, ebenso wie ein eher knappes Handbuch.

Fractal Design weicht bei beim Design der Ion+ erfreulicherweise vom 08/15-Standard ab und hat den Ion+ einen individuellen Look gegeben, ohne dabei natürlich über die Stränge zu schlagen. So blieb Fractal bei der Farbgebung beim klassischen Anthrazit, aber diese ist nun einmal im PC-Bereich der Standard und wird auch von den meisten hochwertigen PC-Gehäusen verwendet. Die abgeflachten Längskanten des Netzteilgehäuses sowie das lineare Lüftergitter kennen wir auch schon von den Modellen anderer Premium-Netzteilmarken.

Der Deckel des Gehäuses mit dem innen montierten 140-mm-Lüfter ist dabei ein eigenes, abnehmbares Teil. Auch das kennen wir schon, aber bei den Ion+ umfasst dieses Deckel-Bauteil auch Teile der Seiten und weist an den Seiten eine geschwungene Trennlinie auf. Auf der Innen- und Außenseite werden die Schraubenlöcher durch aufgeklebte Label verdeckt, die auf der einen Seite die Leistungsdaten und auf der anderen Seite weitere technische Infos und Prüfzeichen aufweisen.

Auf der Innenseite ist das voll-modulare Kabelmanagement untergebracht, welches der üblichen Bauart entspricht und in zwei Reihen angeordnet ist. Das Layout inkl. Anzahl der Buchsen scheint bei allen vier Modellen der Serie gleich zu sein. Unsere beiden Testsamples mit 660 und 860 W sind hier ebenfalls gleich ausgestattet.

Neben dem Anschlussfeld des Kabelmanagements ist ein kleiner Kipp-Schalter untergebracht, mit dem sich die Lüftersteuerung zwischen Semi-Passiv- und Aktiv-Modus umschalten lässt. In der letzten Zeit hatten eigentlich alle Netzteile mit diesem Feature den Schalter an der Außenseite in Nähe des Netzschalters montiert, was den Modus-Wechsel auch ohne Öffnen des PC-Gehäuses erlaubt. Wie häufig man als User in der Praxis den Modus tatsächlich umschalten wird, darüber lässt sich wahrscheinlich streiten, von daher ist der innen angebrachte Schalter kein Thema. Bei Überkopf-Montagerichtung des Netzteils ist er jedenfalls leicht erreichbar.

Die Konstruktion mit dem größeren Deckelsegment, welches auch etwas mehr die Seitenflächen umfasst, und dem außen angebrachten Label mit den technischen Daten hat allerdings zumindest einen theoretischen Nachteil, denn sie verringert die Fläche, die für den Austritt der warmen Luft aus dem Netzteil nach außen zur Verfügung steht. Rein praktisch ist dieser unserer Einschätzung nach aber zu vernachlässigen, denn direkt hinter der geschlossenen Fläche befindet sich innen der (25 mm hohe) Lüfter. Auch wenn hier ein Lochgitter wäre, würde hier de facto keine Luft austreten können. Und Fractal hat die Lochgitterflächen in den verbliebenen Bereichen maximiert, so z.B. um den Netzschalter herum.

Die Ion+ sind als moderne Single-Rail-Netzteile mit DC-DC-Technik aufgebaut, bei denen die gesamte Netzteilleistung allein über die 12-V-Schiene abgegeben werden kann. Auf 12 V stehen beim 660-W-Modell 55 A bzw. 660 W zur Verfügung. Beim Ion+860P sind es dementsprechend 71,6 A und 860 W.

Die Nebenspannungen sind beim Ion+ 660P mit jeweils 20 A belastbar, wobei die kombinierte Belastbarkeit bei 110 W liegt. Das 860P ist mit je 22 A und insgesamt 120 W geringfügig stärker aufgestellt.

Im direkten Vergleich unserer beiden Testsamples vom Ion+ 660P (im Bild oben links) und 860P (rechts) ist zu erkennen, dass beide Modelle gleich aufgebaut sind, d.h. auch das gleiche Schaltungsdesign verwenden. Einzig bei einzelnen Komponenten bzw. deren Dimensionierung sind Unterschiede zu finden. So weist z.B. das 860P aufgrund der höheren Leistung auch Primärkondensatoren mit höherer Kapazität auf. Netzteile müssen eine gewisse Stützzeit bieten, d.h. laut ATX Design Guide bei Ausfall der Netzspannung für weitere 16 ms weiter stabil arbeiten können. 16 ms klingt nicht nach viel, aber gibt einer - wenn vorhandenen - unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) genug Zeit, um einzuspringen. Die Vorgabe ist für den Betrieb bei Volllast ausgelegt. Dementsprechend braucht ein stärkeres Netzteil auch mehr "Speicherkapazität" in seinen Primärkondensatoren. 

Die verwendete Plattform basiert auf der in diesem Bereich zum Standard gewordenen LLC-Resonanzwandler-Topologie mit SR und DC-DC-Wandlern. Bei beiden Modellen stammen die Primärkondensatoren von Rubycon mit 400V Spannungsfestigkeit und 105°C-Rating. Beim 660P sind es zwei Elkos mit 390 uF Kapazität, beim 860P zwei Stück mit 470 uF.

Wichtig für das angeschlossene System und auch das Netzteil selbst sind funktionierende Schutzschaltungen. Wenn ein innerer oder äußerer Fehler auftritt, sollen diese weitere Schäden durch eine schnelle Abschaltung verhindern. Wichtig sind hierbei die Überlastschaltungen gegen zu hohe Ströme auf einzelnen Ausgangsleitungen (OCP) oder eine zu hohe Gesamtlast (OPP), sowie direkt gegen Kurzschlüsse (SCP), zu hohe oder niedrige Ausgangsspannungen (UVP/OVP) sowie einen Überhitzungsschutz (OTP). Letztere können wir mit unserem Equipment nicht direkt testen, aber laut Fractal Design ist diese bei den Ion+ mit an Bord, ebenso wie die weiteren aufgezählten Schutzschaltungen.

Bei beiden Ion+ konnten wir auf den Nebenspannungen funktionierende OCP feststellen. Diese lösten je nach Modell und Spannungsschiene im Bereich von 29 bis 32 A aus, was bei 20 bzw. 22 A nominaler Leistungsfähigkeit eine sinnvolle Dimensionierung darstellt. Auf 12 V führte beim 660P eine Belastung von knapp über 75 A zur Abschaltung, was einer Leistung von 900 W entspricht. Beim 860P waren es knapp 100 A respektive 1.200 W, die eine Abschaltung auslösten. Bei einem Single-Rail-Netzteil mit DC-DC-Technik, bei dem die Nebenspannungen aus der 12-V-Schiene generiert werden, sind OCP auf 12 V und OPP üblicherweise identisch. Anders ausgedrückt schalten die Netzteile bei einer gewissen Leistung ab, wobei es keine Rolle spielt, ob diese Leistung ausschließlich über 12 V oder teilweise auch über die Nebenspannungen abgegeben wird. 

Die Fractal Design Ion+ bieten also ein vollständiges Schutzschaltungskonzept, was bei qualitativ hochwertigen Netzteilen aber auch Standard ist.