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Vorweg ein Wort zum Thema RGB-Beleuchtung, genauer gesagt der Art der Ansteuerung, denn hier bestehen große Unterschiede. In der Vergangenheit bzw. bei günstigen Umsetzungen ist es meist so, dass im Netzteil eine interne Ansteuerelektronik verbaut ist, deren Modi über einen Taster am Netzteil umgeschaltet werden können. Es gibt sicher Fälle, da reicht dem User ein "leuchtendes Netzteil" aus, aber in den meisten Fällen ist es damit nicht getan und das Netzteil ist früher oder später nur eine von mehreren RGB-Komponenten, die idealerweise sogar abgestimmt agieren sollen. Mit einer simplen Steuerung per Taster und fester Modi lässt sich die Beleuchtung des Netzteils auf den Rest des Systems nur dann halbwegs gut abstimmen, wenn "statisch" eine konstante Farbe genutzt wird.
Dann gibt es bei Thermaltake seit 2018 bei einigen Netzteilen mit digitaler Schnittstelle noch Unterstützung für das proprietäre Steuerungssystem TT RGB Plus von Thermaltake, welches dann noch einige erweiterte Möglichkeiten bietet. Dieses "TT RGB Plus"-System umfasst verschiedene Thermaltake-Produkte und bietet Steuerungsoptionen per App plus auch eine Alexa-Schnittstelle.
Um das Kuddelmuddel zu vervollständigen, haben sich dann im Bereich der Mainboards auch eine Reihe von verschiedenen RGB-Standards entwickelt, bei dem jeweils das Mainboard plus zugehörige Software die Steuerung alle angeschlossenen RGB-Geräte übernimmt. Egal ob Aura Sync von ASUS, Mystic Light von MSI oder Fusion von Gigabyte, wenn es um RGB-Fans, -Strips oder andere "universelle" Komponenten geht, die über die 3-Pin-Konnektoren (4-Pin-Leiste mit einer Freistelle) auf dem Mainboard angeschlossen werden, so basieren diese im Kern auf der gleichen Technik, d.h. verwenden "adressierbares RGB", eine 3-Pin-Verbindung mit 5V-Versorgungsspannung und zwei "Datenleitungen". Nicht zu verwechseln mit dem RGB-System aus 4 Pins mit 12V und drei Leitungen für die drei Farben, bei dem aber keine individuelle Ansteuerung einzelner LEDs möglich ist.
Bei Komponenten wie RAM oder Grafikkarten, wo die Steuerung nicht physisch per Steuersignal erfolgt, sondern per Software, sind die verschiedenen "Mainboard-RGB-Systeme" natürlich - herstellerseitig so gewollt - nicht kompatibel, was dann dazu führt, dass eine Gigabyte-Grafikkarte natürlich nur per eigenem RGB-Fusion-System angesteuert werden kann.
Bei Thermaltake unterstützen neben den Toughpower PF1 noch die Toughpower GF1 und die Toughpower Grand RGB in der RGB Sync Edition die Mainboard-RGB-Systeme. Sie werden über ein separates Kabel mit den "ARGB-Headern" auf den Mainboards verbunden und lassen sich damit von der Mainboard-RGB-Software genauso steuern wie entsprechende Lüfter oder LED-Strips auch, synchron zu RGB-Elementen auf den Mainboards oder anderen kompatiblen Komponenten. Ob AuraSync, RGB Fusion oder Mystic Light ist dann allenfalls die Frage des passenden Adapters für die Steckverbindung. Aus dieser Sicht stellt dies die flexibelste Ansteuerungsvariante dar, zumal Thermaltake mit dem TT Sync Controller auch einen "Hub" im Angebot hat, welcher - zumindest einige - Thermaltake-RGB-Produkte an die Mainboard-RGB-Systeme anbinden kann. Der entgegengesetzte Weg, z.B. das ARGB-System eines Toughpower PF1 in ein TT-RGB-Plus-System zu integrieren, scheint hingegen nicht möglich zu sein.
Der Lieferumfang beim Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum entspricht dem, was in dieser Klasse zu erwarten ist. Neben den modularen Anschlusskabeln sind ein Netzkabel, eine Kabeltasche, Einweg-Kabelbinder, Schrauben und Handbuch-Faltblatt vorhanden.
Im ausgeschalteten Zustand wirkt das Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum erst einmal recht unauffällig. Auf den ersten Blick fallen die vielen Taster bzw. Schalter an der Außenseite sowie das mit 180 mm recht lange Gehäuse auf. Weiterhin ist das anthrazitfarben beschichtete Stahlblechgehäuse mit vergleichsweise großen Lochgitterflächen versehen.
Auf der Innenseite des Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum sind wie üblich die Buchsen für die modularen Anschlusskabel zu finden. Auch die Buchse für die ARGB-Verbindung zum Mainboard befindet sich hier.
Das voll-modulare Kabelmanagement beim Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum basiert auf dem üblichen Stecksystem und ist ausreichend gut beschriftet. Insgesamt stehen fünf 8-Pin-Buchsen für 12-V-Verbraucher und vier für Peripheriegeräte zur Verfügung.
Die Außenseite ist schon etwas spannender, denn hier hat Thermaltake zusätzlich zu Netzbuchse und -schalter noch zwei weitere Taster und einen Mini-Schalter verbaut. Letzterer dient dazu, die "Smart Zero Fan"-Funktion zu aktivieren. Hierunter verbirgt sich der Semi-Passiv-Modus der Lüftersteuerung. Im normalen Modus ist die Lüfterkennlinie rein aktiv, d.h. der Lüfter ist auch im niedrigen Lastbereich aktiv.
Normalerweise ist im niedrigen Lastbereich ein ausgeschalteter Lüfter dank einer Semi-Passiv-Steuerung die beste Lösung, allerdings macht es natürlich bei einem RGB-beleuchteten Lüfter auch optisch einen Unterschied, ob der Lüfter sich nun dreht oder nur stillsteht.
Auf der anderen Seite befinden sich zwei Taster für die Steuerung der RGB-Modi. Im Standalone-Betrieb lassen sich über den Mode-Taster insgesamt acht unterschiedliche RGB-Modi durchschalten. Im ersten Modus bleiben sämtliche LEDs ausgeschaltet. Diesen Modus haben wir für den Test an unserer Chroma-Teststation verwendet, denn mit voller Lichtshow hat sich das Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum um die 4 W an zusätzlicher Leistungsaufnahme gegönnt, was gerade im Niedriglastbereich die Effizienz um mehrere Prozentpunkte abwerten kann.
Die weiteren sieben Modi umfassen verschiedene Farb- und Überblend-Effekte. Neben verschiedenen Regenbogen- bzw. Farbwechseleffekten sind auch verschiedene Mischfarben mit unterschiedlichen Übergängen möglich. Beispielsweise gibt es einen pulsierenden Modus, wo bei einer konstanten Grundfarbe dann einzelne Bereich im Netzteil kurz aufleuchten. In einem anderen Modus pulsieren Außenring des Lüfters und die Seitenfläche in einer Farbe (oder als Regenbogen) und die Lüfternabe leuchtet immer entgegengesetzt dazu auf. Über den Color-Taster lassen sich in vielen Modi die Grundfarben einstellen bzw. durchschalten. Alles in allem bietet das Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum hier eine recht schicke Lichtshow.
Das Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum bietet eine für ein 850-W-Netzteil einer Premium-Marke übliche Leistungsfähigkeit bzw. auch -verteilung. Die Nebenspannungen sind kombiniert mit 100 W belastbar und sowohl die 3,3-V- wie auch die 5-V-Schiene bieten nominal 20 A. Das Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum ist als Single-Rail-Netzteil konzipiert und bietet auf seiner einzelnen 12-V-Schiene nominal 70,83 A an, was genau der Gesamtleistung von 850 W entspricht.
Im Inneren des Gehäuses, welches von der Platine nicht komplett ausgefüllt wird, hat Thermaltake eine moderne Plattform aus Basis einer LLC-Resonanzwandlertopologie verbaut. Thermaltake selbst erwähnt bei den Toughpower PF1 ARGB nirgends eine digitale Regelung, was normalerweise auf ein konventionelles analoges Design schließen lässt. Wir selbst hatten bislang auch keines der "offiziell" digital geregelten Toughpower iRGB Plus im Test, aber zumindest laut Bildern aus Reviews scheint hier ein sehr ähnliches Platinenlayout zum Einsatz zu kommen. Das erklärt auch, warum beim Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W beispielsweise für die APFC-Steuerung die gleiche MCU (TI UCD3138A) wie bei den iRGB Plus zum Einsatz kommt. Offensichtlich identische Designs sind auch an anderer Stelle zu erkennen.
Thermaltake setzt beim Toughpower PF1 ARGB ausschließlich Elektrolyt-Kondensatoren von japanischen Marken ein. Im Eingangsbereich ist ein Gespann aus einem Modell von Nichicon (680 uF) und einem von Nippon Chemicon (470 uF) zu finden. Beide Elkos weisen Spannungsfestigkeit von 400 V und ein 105-°C-Rating auf. Sekundärseitig kommt ebenfalls ein Mix aus Nichicon und Nippon Chemicon zum Einsatz, ebenfalls jeweils mit 105-°C-Rating. Weiterhin finden eine Reihe von Feststoffkondensatoren Verwendung, insbesondere auf der Tochterplatine des modularen Kabelmanagements.
Laut Thermaltake sind alle relevanten Schutzschaltungen inklusive eines Übertemperaturschutzes (OTP) integriert. Wie üblich haben wir die Schwellen von OCP und OPP überprüft. Auf 5 V lag die Schaltschwelle bei ca. 25 A und auf 3,3 V sorgten 28 A nach kurzer Zeit für eine Abschaltung. Je weiter diese Werte überschritten wurden, desto schneller schaltete die OCP das Netzteil ab. Bei den Nebenspannungen bewegt sich also die zur Verfügung stehende Sicherheitsreserve im angemessenen Rahmen.
Auf 12 V reichten bereits 75 A für eine Abschaltung aus, was angesichts der nominalen Leistungsfähigkeit von 70,83 A vergleichsweise geringe Reserven lässt. Dafür bietet das Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W Platinum eine unabhängige OPP an, was vermutlich an der mehr oder weniger digitalen Regelung des Netzteils liegt. Bei sehr vielen modernen (analogen) Netzteilen (mit DC-DC-Wandlung) ist von der Gesamtleistung her betrachtet meist die OPP gleich der OCP auf 12 V, oder andersherum. Es macht also keinen Unterschied, ob die beispielsweise 900 W für das Erreichen der Schaltschwelle nur über 12 V (=OCP 12V) oder auch mit verteilt (=OPP) über die Nebenspannungen gezogen werden, denn schließlich läuft bei Netzteilen mit DC-DC-Technik die gesamte Leistung über die 12-V-Generierung. Beim Thermaltake Toughpower PF1 ARGB 850W lässt sich vereinfacht gesagt jede der drei Spannungsschienen bis zu ihrem jeweiligen OCP-Limit belasten. Als maximale Gesamtlast (=OPP) ergibt sich damit ein Wert von ca. 1.100 W.