Werbung
Die Dark Power 12 bieten in Sachen Design oder Stil keinerlei Überraschungen und fügen sich nahtlos in be quiet!s aktuelles Netzteil-Produktportfolio ein. Die Verpackung des Dark Power 12 850W ist gewohnt hochwertig und gut umgesetzt, allerdings auch weniger aufwendig gestaltet als beim Dark Power Pro 12. Aber ehrlicherweise wird die Verpackung bei den meisten Usern nach dem Einbau nur noch dazu dienen, nicht benötigte modulare Kabel zu verstauen und Stauraum in einer Ecke zu verbrauchen. Insgesamt ist die Verpackung der Dark Power 12 aber gelungen: Die modularen Kabel und Zubehör haben eine eigene Box mit Deckel, das Netzteil ist sicher verpackt in Schaumstoffformteilen und insgesamt ist der Karton zwar groß, aber noch halbwegs im praktischen Rahmen.
Der Lieferumfang ist umfangreich bzw. dem eines High-End-Netzteils angemessen. Die modularen Anschlusskabel sind in kleinen Gruppen per Klettkabelbinder zusammengefasst und da auch die Dark Power 12 wieder über einen "Overclocking-Key" verfügen, liegt dieses separat verpackte Slotblech ebenfalls bei. Des Weiteren sind noch Schrauben in normaler und in Thumb-Screw-Ausführung sowie Einweg- und Klettkabelbinder dabei. Im mehrsprachigen Handbuch sind auf den letzten Seiten vollständig die technischen Infos zu finden, z.B. welche 12V-Schiene welche Anschlüsse versorgt.
Die Dark Power 12 bieten im Prinzip die gleiche Optik wie die Dark Power Pro 12, aber in Details sind aufgrund der unterschiedlichen Materialien und Fertigung Unterschiede zu erkennen. Wie eingangs angesprochen besteht das Dark Power 12 aus Stahlblech, wohingegen die Gehäuse der Dark Power Pro 12 aus in Anthrazit anodisierten Aluminium mit gebürsteter Oberfläche bestehen. Aus der Entfernung ist der Unterschied aber kaum zu bemerken, erst beim direkten Handling der Netzteile sind die Unterschiede zu bemerken. Auch die Dark Power 12 sind hervorragend verarbeitet und liegen schwer in der Hand.
Die Gehäusekonstruktion bei der Dark-Power-12-Serie folgt dem klassischen Prinzip, welches sicher 95 % aller Netzteile verwenden. Der Deckel samt Seitenflächen ist als ein einziges U-förmiges Blechteil ausgeführt, welches von oben über das Netzteil gestülpt wird. Im obigen Bild, wo das Netzteil auf der Deckelseite liegt, ist oberhalb des Labels gut die charakteristische Trennlinie zwischen Seitenfläche und dem Unterteil bzw. dem restlichen Gehäuse zu erkennen. Die Konstruktion bei den Dark Power Pro 12 ist hingegen komplett anders und deutlich komplizierter, vermutlich auch in Fertigung und Montage.
An einer Seitenfläche sind die Schriftzüge von Hersteller und Modell vermerkt, leicht unterschiedlich aufgebracht in polierter bzw. silberner Optik. Die Ausrichtung ist so gewählt, dass der Schriftzug bei der üblichen Montagerichtung mit dem Lüfter nach unten richtig herum dargestellt wird.
Wie auch bei den Pro-Modellen gewährt be quiet! eine Herstellergarantie von zehn Jahren, wobei für Käufer in Deutschland im ersten Jahr nach Kauf ein "Express-Austausch-Service" angeboten wird.
Der Deckel des Dark Power 12 850W besteht im Wesentlichen aus einem vergleichsweise feinen Lochgitterblech, durch den der darunter befindliche 135-mm-Lüfter kaum zu erkennen ist. Wie bei den Dark Power Pro 12 wird hier ein Lüfter eingesetzt, welcher selbst kein Gehäuse hat. Diese Rolle übernehmen zwei separat auf beiden Seiten des Lüfters eingesetzte große Kunststoff-"Trichter".
Auf der Innenseite ist dann das Anschlussfeld des modularen Kabelmanagements zu finden, welches vom Design bzw. Layout dem der Dark Power Pro 12 entspricht, nur mit einer geringfügig reduzierten Anzahl von Buchsen. Traditionell verwendet be quiet! für die Peripherieanschlüsse fünfpolige Verbindungen, bei denen die Kontakte in einer Reihe angeordnet sind. Für die 8-Pin-Stecker der CPU-Versorgung stehen zehnpolige Buchsen zur Verfügung, sodass eine Trennung zu den zwölfpoligen PCI-Express-Verbindern besteht. Zwölf Pole klingen hier etwas viel, aber be quiet führt die PCI-Express-Versorgungsleitungen jeweils als echte Doppelkabel aus, d.h. vom gemeinsamen zwölfpoligen Stecker gehen zwei getrennte Kabelstränge zu jeweils einem 8(6+2)-Pin-PCI-Express-Stecker. Die Buchsen sind ebenfalls beschriftet, sodass die Bestückung selbsterklärend ist. Zumindest fast selbsterklärend, denn welcher Steckplatz welcher 12V-Schiene zugeordnet ist, ist nur dem Handbuch zu entnehmen.
Fast zu übersehen ist der kleine 3-Pin-Anschluss, der sich direkt unterhalb des größeren Mainboardversorgungssteckers befindet. An diesem lässt sich der mitgelieferte OC-Key anschließen, bzw. alternativ auch eine Art kleiner Steckbrücke. Mit diesem lässt sich das be quiet! Dark Power 12 850W vom standardmäßigen Multi-Rail-Betrieb in den Single-Rail-Modus umschalten, d.h. bei extremem Overclocking bzw. Leistungsbedarf können die OCP-Schwellen der einzelnen 12-V-Rails umgangen werden. Dieses Feature hatten auch bereits frühere Dark-Power-Pro-Serien an Bord.
Der Sinn dahinter soll sein, dass bei extrem ungleichmäßiger Lastverteilung auf die vorhandenen vier 12V-Schienen nicht eine OCP-Schutzschaltung auslöst und damit das Gesamtsystem abschaltet, obwohl das Netzteil insgesamt noch nicht seine Leistungsreserven voll ausgeschöpft. Diese "vorzeitige" Abschaltung kann theoretisch bei extremem Overclocking, bei besonders "strom-hungrigen" Komponenten oder sub-optimal gewählter Verkabelung auftreten.
In der Praxis ist es allerdings so, dass das be quiet! Dark Power 12 850W von sich aus als Multirail-Netzteil schon sehr leistungsfähig ausgelegt ist. Multirail-Netzteile waren früher durchaus problematisch, da häufig nur knapp über 20 A pro 12-V-Rail zur Verfügung standen. Das moderne be quiet! Dark Power 12 850W hat jetzt 30 bzw. 35 A nominal pro 12-V-Schiene zur Verfügung, wobei die OCP-Schaltschwelle beispielsweise bei 12V3 tatsächlich bei über 50 A liegt, womit auch im Multirail-Modus enorm große Reserven zur Verfügung stehen. Das mit dem Overclocking-Key ist daher unserer Meinung nach einfach ein Gimmick bzw. Marketing, dem zur Vollendung allerdings die RGB-Beleuchtung fehlt.
Die Außenseite mir den senkrechten Stegen und dem feinen Lochgitter dahinter entspricht optisch auch dem der Dark Power Pro 12, bis auf dass beim Dark Power 12 die Stege nur aus dünnerem Stahlblech bestehen.
Das Dark Power 12 850W ist als Multirail-Netzteil ausgelegt und verfügt über insgesamt vier 12-V-Schienen. Die ersten beiden 12-V-Rails bieten je 30 A und versorgen wie üblich das Mainboard samt Peripheriegeräten sowie die CPU-Spannungswandler über die 8-Pin-EPS-Verbinder. 12V3 und 12V4 sind mit 35 A etwas leistungsfähiger ausgelegt und sind an den Buchsen für die PCI-Express-Anschlüsse zu finden. Die Nebenspannungen 3,3 V und 5 V sind mit je 24 A angegeben, wobei die kombinierte Belastbarkeit bei 120 W liegt.
Im Inneren kommt eine Plattform auf Basis der LLC-Resonanzwandler-Topologie in Full-Bridge-Schaltung mit Synchronous Rectification und DC-DC-Wandlern zum Einsatz. be quiet! gibt als Besonderheit bei den Dark Power 12 "Active Rectifier" als Feature an, bei denen anstelle der üblichen Brückengleichrichter ein System auf Basis von per Controller-IC angesteuerten MOSFETs zum Einsatz kommt, was die Effizienz deutlich steigern soll. Ein üblicher Brückengleichrichter verwendet Dioden, die automatisch funktionieren bzw. selbständig im (fast) richtigen Moment Strom sperren bzw. durchlassen. Der Preis dafür ist allerdings ein kleiner, aber im durchleitenden Zustand immer vorhandener Spannungsabfall an den Dioden, welcher zu einem Verlust führt, weswegen Brückengleichrichter in Netzteilen üblicherweise mit Kühlkörpern versehen sind.
Bei "Active Rectifier" übernehmen sogenannte N-Kanal-Super-Junction-MOSFETs die Aufgabe, im Verlauf der Wechselspannungskurve im passenden Moment zu öffnen bzw. zu sperren. Diese müssen zwar von entsprechenden Controller-ICs entsprechend angesteuert werden, aber solche MOSFETs weisen im durchgeschalteten Zustand nur einen sehr geringen Widerstand auf. Dadurch werden die Verluste bei der Gleichrichtung reduziert und damit steigt auch der Gesamtwirkungsgrad des Netzteils. Im Prinzip ist "Active Rectifier" mit der Technik "Synchronous Rectification" (SR) vergleichbar, mit dem heutzutage meist die Wechselspannung am Ausgang des Transformers in 12 V DC umgewandelt wird. Bei beiden übernehmen aktiv angesteuerte MOSFETs den Job, den früher mal einfach Brückengleichrichter auf Diodenbasis deutlich verlustbehafteter erledigt haben.
Da sich die Netzteiltechnik in den letzten Jahren schnell bereits recht weit an das absolute Wirkungsgradmaximum von 100 % herangearbeitet hat, erfordert nun jede kleine weitere Wirkungsgradoptimierung einen großen Aufwand bzw. technische Innovationen, d.h. es werden auch (im Ergebnis) kleine Optimierungen wie z.B. Active Rectifier benötigt, um den Gesamtwirkungsgrad der Netzteil weiter zu steigern.
Bei der Flaggschiff-Serie mit noch dazu langer Herstellergarantie spart nur selten ein Hersteller bei den Bauteilen. Daher dürfen beim Dark Power 12 850W auch nicht die bekannten japanischen Kondensatoren-Hersteller fehlen. Primärseitig sind zwei Elkos von Nippon Chemicon mit Kapazitäten von 470 uF und 390 uF verbaut, welche 420-V-Spannungsfestigkeit und 105-°C-Rating aufweisen. Sekundärseitig lassen sich hauptsächlich Elkos von Nippon Chemicon finden, aber auch ein Exemplar von Rubycon ist mit an Bord. Daneben verwinden natürlich auch viele Feststoffkondensatoren Verwendung.
Bei den Schutzschaltungen haben wir uns wie üblich zuerst die Nebenspannungen angesehen. Bei beiden Spannungen konnten wir an das Maximum von 40 A unseres Lastmoduls gehen, ohne dass das Dark Power 12 850W sofort abgeschaltet hat. Die Abschaltung erfolgt dann aber nach einigen Sekunden, d.h. eine - zugegebenermaßen recht großzügig eingestellte - OCP ist vorhanden.
Auf 12 V konnten wir über alle Schienen zusammen 91 A abrufen, bevor das Dark Power 12 850W abgeschaltet hat. Umgerechnet sind das fast 1.100 W, womit sich solide 250 W an "Reserve" ergeben. Bei verteilter Last über alle drei Spannungen schaltete die OPP das Netzteil ebenfalls bei knapp unter 1.100 W ab.