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Auch wenn die VERTEX-Netzteile auf dem ersten Blick aufgrund des Gehäusedesigns und wesentlichen Features an eine Upgrade-Version der FOCUS-Modelle erinnern, so ist die VERTEX-Reihe eine eigenständige neu entwickelte Serie oberhalb der FOCUS-Serie. Die Kompatibilität zu ATX 3.0 erfordert üblicherweise keine komplett neuentwickelten Netzteilplattformen, aber die eine oder andere Anpassung ist je nach Modell doch nötig. Oder vielleicht war das auch ein guter Anlass zur Einführung einer neuen Plattform, denn zuletzt war das Entwicklungstempo der Netzteilbranche als eher behäbig zu bezeichnen.
Das Seasonic VERTEX GX-1200 wird in einem mittelgroßen Karton geliefert, welches sich vom Design her eher an denen der FOCUS- als den PRIME-Modelle orientiert. Auf dem Karton sind alle wesentlichen Informationen zum Netzteil untergebracht. Der Lieferumfang beim Seasonic VERTEX GX-1200 entspricht dem, was bei dieser Klasse zu erwarten ist. Neben den modularen Anschlusskabeln sind ein Netzkabel, Einweg- und Klett-Kabelbinder, Schrauben und etwas Papierkram vorhanden. Das Handbuch ist übersichtlich, aber enthält die wesentlichen Infos. Als Bonus liegt noch ein ein Anschlussstecker für das 24-Pin-ATX-Kabel bei, mit dem sich das Netzteil beispielsweise für Testzwecke auch ohne Systemkomponenten betreiben lässt.
Wie bereits erwähnt, erinnert das VERTEX GX-1200 vom äußeren Ansehen eher an die FOCUS-Modelle, denn Seasonic setzt hier ein einfaches anthrazitfarben beschichtetes Stahlblechgehäuse ein. Kein Vergleich mit den aufwendig und hochwertig gestalteten Gehäusen der PRIME-Serie, insbesondere den Flaggschiffen der PRIME TC.
Das Gehäuse des VERTEX GX-1200 ist mit nur 160 mm Länge für ein 1.200-W-Netzteil außergewöhnlich kompakt. Alle Modelle der VERTEX GX von 750 bis 1.200 W weisen die gleiche Gehäuselänge auf.
Das "Lüftergitter" ist beim VERTEX GX-1200 kein separates Bauteil, sondern es wurden die Belüftungsöffnungen direkt aus dem Gehäusedecken gestanzt. Die Öffnungen sind dabei vergleichsweise groß und bieten je nach Richtung nicht besonders viel Berührschutz des Lüfters. Da in den meisten Gehäusen die Netzteile mit der Lüfterseite nach unten im hinteren, unteren Bereich des Gehäuses montiert werden, ist das zumindest dort nicht relevant.
Als optische Aufwertung sind die Seitenflächen des VERTEX GX-1200 mit Prägungen versehen, aber zusammen mit dem Herstellerlogo über der Lüfternabe war es das auch schon mit den optischen Highlights. Da für die meisten User sicher Funktion und Preis-/Leistungsverhältnis wichtiger als eine besondere Optik sind, ist das kein Nachteil für das VERTEX GX-1200.
Auf der Innenseite ist ein klassisches voll-modulares Kabelmanagement untergebracht, welches insgesamt gute Anschlussmöglichkeiten bietet.
Die Buchsen sind bei je nach Typ gruppiert und dabei auch entsprechend deutlich abgegrenzt bzw. bezeichnet. Wie üblich finden dabei je nach Typ unterschiedliche Pin-Anzahlen Verwendung, was zusammen mit einer mechanischen Kodierung der Verbinder auch gute Sicherheit bietet.
Für klassische 12V-Verbraucher wie der 8-Pin-CPU oder der 8- bzw. 6+2-Pin PCI-Express-Versorgungsstecker stehen fünf achtpolige Buchsen bereit. Direkt darunter hat Seasonic die Buchse für das 12VHPWR-Kabel platziert. Auf der linken Seite sind neben beiden Anschlüssen für das 24-Pin-ATX-Kabel insgesamt fünf Buchsen für Peripheriegeräte, sprich SATA- oder 4-Pin-Molex-Stromversorgung zu finden.
Auf der Außenseite des Netzteils ist neben dem Netzschalter und der Netzbuchse des Weitbereicheingangs der von anderen Seasonic-Modellen bereits bekannte Druckschalter platziert, welcher die integrierte Lüftersteuerung vom aktiven in den semi-passiven Modus umschaltet.
Das "Typenschild" mit den Leistungsangaben ist beim VERTEX GX-1200 auf der Unterseite des Netzteils platziert. Die Nebenspannungen sind kombiniert mit 100 W belastbar. Die 3,3-V-Schiene bietet ebenso wie die 5-V-Schiene nominal bis zu 25 A. Wie jedes andere aktuelle Seasonic-Netzteil ist auch das VERTEX GX-1200 als Single-Rail-Netzteil konstruiert. Die einzelne 12V-Schiene ist dabei mit bis 100 A belastbar, was umgerechnet 1.200 W und somit der gesamten Netzteilleistung entspricht.
Im Inneren setzt Seasonic auf eine neue Plattform, die neu entwickelt scheint und sich von den aus FOCUS oder PRIME bekannten Designs unterscheidet. Was nicht verwundert, denn die PRIME sind durchweg größer bzw. länger und die FOCUS haben immer noch den Ruf, bei Lasttransienten, wie sie bei High-End-Grafikkarten vorkommen, nicht die größten Reserven zu haben. Und gerade diese Reserven bezüglich Spitzenlast sind mit ATX 3.0 nun offiziell Teil der Anforderungen geworden.
Aber auch bei den VERTEX GX kommt letztendlich eine übliche LLC-Resonanzwandler-Topologie samt DC-DC-Teil für die Nebenspannungen zum Einsatz.
Qualitativ hochwertige Kondensatoren sind bei allen aktuellen Seasonic-Netzteilen zu finden. Beim VERTEX GX-1200 stammen die beiden Primärkondensatoren von Nippon Chemicon aus einer Serie mit 105-°C-Rating. Die Kapazitäten liegen bei 820 uF und 330 uF, die Spannungsfestigkeit bei 420 V. Wie üblich sind im Sekundärbereich neben Elektrolytkondensatoren von bekannten japanischen Marken auch etliche Polymer-Kondensatoren verbaut.
In Sachen Schutzschaltungen sollte das VERTEX GX-1200 laut Hersteller mit OPP (Überlast), OVP (Überspannung), UVP (Unterspannung), OCP (Überstrom auf einer Schiene), SCP (Kurzschluss) und OTP (Übertemperatur) gut ausgestattet sein. Die OCP auf den Nebenspannungen konnten, wie bei Werten von 39 bzw. 37 A auslösen, was allerdings vergleichsweise hohe Werte sind in Relation zur nominalen Angabe von 25 A. Die OCP auf 12V konnten wir bei gut 135 A auslösen, was einer Ausgangsleistung von knapp 1.620 W entspricht. Bei einer anderen Lastverteilung bzw. starker Last auf den Nebenspannungen 3,3 V und 5 V erfolgte die Abschaltung (= OPP) ebenfalls bei knapp über 1.600 W.