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Die Lautstärke eines Netzteils ist auch heute sicher noch ein wichtiger Faktor, aber bei dem Thema erlaubt sich schon lange kein Premium-Hersteller mehr einen Ausrutscher. Manche Netzteilhersteller legen in Sachen "Silence" immer noch einen drauf, aber für normale üblicherweise luftgekühlte Systeme sind eigentlich alle Modelle der renommierten Marken ausreichend leise genug, sofern sie vernünftig dimensioniert wurden und nicht im Überlastbereich arbeiten müssen.
Seasonics VERTEX GX-1200 ist da ein typischer Vertreter: Nicht als "Ultrasilence" beworben, aber im Betrieb angenehm leise und kaum wahrzunehmen. Mit dem hochwertigen 135-mm-Lüfter mit FDB-Technik und einer gut abgestimmten und sogar umschaltbaren Lüftersteuerung bringt es die Technik mit, um auch ohne besondere Optimierungen eine gute bzw. leise Performance zu zeigen.
Die umschaltbare Lüftersteuerung bietet einen aktiven Modus, bei dem der Lüfter ab Systemstart auch bei Niedriglast arbeitet. Die Basisdrehzahl beträgt 800 U/min, wobei der Lüfter leise arbeitet und nur in direkter Nähe zum Netzteil schwach wahrzunehmen ist.
Last | 10 % | 20 % | 30 % | 40 % | 50 % | 60 % | 80 % | 100 % |
Hybrid-Mode an (semi-passiv) Lüfterdrehzahl (in U/min) | 0 | 0 | 0 | 0 -> 800 | 800 | 800 | 925 | 1025 |
Hybrid-Mode aus (aktiv) Lüfterdrehzahl (in U/min) | 800 | 800 | 800 | 800 | 800 | 800 | 925 | 1025 |
Mit aktiviertem Hybrid-Modus hat das VERTEX GX-1200 in unserem Test den Lüfter bei Niedriglast zuerst deaktiviert gelassen, wobei das VERTEX GX-1200 dann lautlos arbeitete. Mit zunehmender Last wurde der Lüfter dann am 40-%-Lastpunkt aktiviert und mit 800 U/min betrieben. Oberhalb dieser Last sind dann die Kennlinie von aktiven und deaktivierten Hybrid-Modus identisch.
Die Basisdrehzahl von 800 U/min konnte das VERTEX GX-1200 bis einschließlich des 60-%-Lastpunktes beibehalten. Bei höheren Lasten wurde die Drehzahl dann moderat auf ca. 925 U/min bei 80 % Last und 1025 U/min bei Volllast erhöht. Das VERTEX GX-1200 blieb dabei leise und der Lüfter war auch unter Volllast vergleichsweise unauffällig. Im Vergleich zum Rest des Systems, was diese dann 1.200 W gerade verbraucht, jedenfalls nicht von relevanter Lautstärke.
Der im VERTEX GX-1200W verbaute Lüfter ist ein alter Bekannter von dem Hersteller Hong Hua und trägt die Modellbezeichnung HA13525H12F-Z. Diesen mit einer Fluid-Dynamic-Lagerung ausgestattet Lüfter haben wir schon in diversen anderen Modellen von Seasonic gefunden, und angesichts der bei Seasonic langjährigen - 10 Jahre beim VERTEX GX - Herstellergarantie scheint dieser auch das Vertrauen des Herstellers zu genießen.
Wie bei einem Topmodell einer Serie zu erwarten, werden bei Vollbestückung des Kabelmanagements alle Buchsen benötigt, was zu einer gewissen Enge auf der Innenseite des Netzteils führt, aber das ist in dieser Leistungsklasse und bei dieser Anzahl von Anschlussmöglichkeiten nicht zu vermeiden. Zumindest bei klassischer Positionierung des Kabelmanagements, wobei da Corsair mit den RMx SHIFT kürzlich eine andere Idee auf den Markt gebracht hat, siehe unseren Test zum Corsair RM1000x SHIFT. Andererseits wird die Masse der Netzteile nur einmal verbaut und dann für lange Zeit nicht mehr angefasst, von daher ist Ergonomie bei Netzteilen zwar schon im Thema, aber klar nachgeordnet zu Merkmalen wie z.B. Leistungsfähigkeit, Qualität und Lautstärke.
Alle modularen Anschlusskabel des VERTEX GX-1200 sind als schwarze Einzellitzen ausgeführt, die frei liegen und nicht z.B. durch einen Sleeve zusammengeführt werden. Die einzelnen Litzen haben dabei auf der Oberfläche eine Prägung, wodurch sie von der Optik etwas an die hochwertigen Kabelsätze mit Einzelsleeve von Herstellern wie z.B. Cablemod erinnern. Bei der Haptik konkurriert im Vergleich zu den Custom-Kabelsätzen allerdings die Griffigkeit des in die Oberfläche der Litzen eingeprägten Musters mit dem Plastikgefühl des Isolationsmaterials.
Manche Hersteller legen bei modularen Kabeln mit Einzellitzen-Konstruktion kleine "Plastik-Kämme" bei, wo sich die Litzen einklicken lassen und wodurch sich sichtbare Kabelabschnitte in Form bringen lassen. Seasonic macht das beim VERTEX GX-1200 nicht, aber dessen Kabel bleiben auch besser von alleine in Form als die meisten Custom-Kabelsätze mit Textil-Sleeves.
Die Anschlussmöglichkeiten des voll-modularen Kabelmanagements sind gut bzw. der Leistungsklasse angemessen. So stehen zwei 8-Pin-EPS-Stecker an je einem eigenen Kabelstrang zur Verfügung. Für PCI-Express-Geräte sind ein 12VHPWR-Kabel sowie drei "klassische" 8(6+2)-Pin-Stecker dabei. Drei mag auf dem ersten Blick wenig erscheinen, ist aber konsequent seitens des Herstellers, denn schließlich ist der 600 W starke 12VHPWR-Stecker das Verkaufsargument des VERTEX GX-1200. Und wer sich das Netzteil jetzt als Vorbereitung auf einen späteren Wechsel auf eine Grafikkarte mit 12VHPWR kauft, kann mit den drei auch gut seine aktuelle "alte" Grafikkarte versorgen. Gut, besonderen "Bastlern" mit zwei High-End-AMD-Grafikkarten ist das VERTEX GX-1200 sicher nicht zu empfehlen, aber das ist ein anderes Thema.
Für Peripheriegeräte sind ebenfalls sehr gute Anschlussmöglichkeiten vorhanden. Von den alten 4-Pin-Molex-Steckern sind drei Stück an einem Kabelstrang vorhanden, was in halbwegs modernen Systemen ausreichen sollte. Für SATA-Geräte stehen sogar satte 18 Stecker zur Verfügung, wobei sich der Kern auf vier Kabelstränge a vier Abgriffe verteilt. Die fehlenden zwei Abgriffe sind an einem moderaten Strang und sind als "SATA (Version) 3.3" ausgeführt. Bei diesen ist der Pin abgeklemmt, der früher 3,3 V führte. Moderne SATA-Geräte brauchen die 3,3 V nicht mehr und manche führen auf diesem Pin stattdessen eine Stromsparfunktion. Was dazu führt, dass z.B. entsprechende Festplatten aus dem professionellem Umfeld an einem "alten" SATA-Kabel mit aktiven 3,3 V-Pin nicht anlaufen. Für solche Festplatten z.B. von Western Digital ist so ein SATA-Kabel ohne 3,3 V für den Betrieb notwendig.
Bei den Kabellängen ist das Bild insgesamt gut. SATA- und PCI-Express-Kabel sind allesamt sehr lang ausgeführt. Nur die 8-Pin-EPS-Kabel sind mit einer Länge von 65 cm nur im durchschnittlichen Bereich.