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Ein wesentlicher Punkt bei einem NAS-System ist natürlich die darauf laufende Software. Viele User schwören auf Selbstbausysteme, entweder unter Windows-Server-Varianten oder speziell angepassten Linux-Distributionen wie FreeNAS. Der Funktionsumfang dieser Lösungen ist enorm, aber nicht jeder möchte sich so tief mit der Materie beschäftigen und stattdessen einfach eine funktionierende "Box" fertig kaufen. Natürlich erwartet der Käufer dann neben einem hohen Funktionsumfang auch eine einfache Bedienung, denn vom Preis her kann die Selbstbaulösung unter Umständen sogar ein wenig günstiger kommen als ein spezielles NAS-System, zumindest bei 4-Bay-Systemen oder größer. Als Marktführer haben sich in Deutschland Synology und QNAP etabliert. Beide können mit einer relativ einfach zu bedienenden Oberfläche aufwarten, die dank "Desktop-Oberfläche" auch hübsch aussieht. Vom Funktionsumfang her werden eigentlich auch alle üblichen Möglichkeiten geboten, womit Selbstbausysteme nur bei wirklich speziellen Problemen diesbezüglich Vorteile bieten.
QNAP zeigt sich bei den TAS-Modellen innovativ und führt mit einem angepassten Android noch eine zweite Benutzeroberfläche ein. Diese ist keine Alternative zu QTS, denn dazu fehlen jegliche Verwaltungsmöglichkeiten des NAS-Systems selber. Vielmehr ist Android auf den TAS-Modellen als Erweiterung zu sehen, welche das NAS als Mediencenter direkt im Wohnzimmer nutzbar macht.
Ersteinrichtung
Wer ein aktuelles QNAP-NAS in Betrieb nehmen möchte, hat drei Möglichkeiten: Die erste wäre es, das NAS über den HDMI-Port mit einem Bildschirm zu verbinden - sofern dieser vorhanden ist - und darüber die Installation vorzunehmen. Als zweite Option lässt sich mithilfe der Software QFinder von QNAPs Website ein Programm installieren, welches das NAS im Netzwerk findet und den Nutzer so einfach auf das Webinterface bringt, welcher dann per "intelligenter Installation" geführt die Konfiguration und Einrichtung vornehmen kann. Als dritte Variante lässt sich über QNAPs Website ("Cloud") mit dem auf dem Aufkleber an der Seite aufgedruckten Code eine Verbindung zun NAS herstellen, sofern das NAS sich im Netzwerk per DHCP integriert hat und der Router eine Internetverbindung ermöglicht. Nach einer Registrierung eines myQNAPcloud-Kontos besteht dann ebenfalls Zugriff auf die "intelligente Installationsanleitung". Diese Variante hat im Test mit dem TAS-268 nicht funktionieren wollen, von daher ist die Variante über Webinterface, ggf. im Zusammenspiel mit QFinder Pro die beste Variante. Bei der Installation über das Webinterface wird ein Admin-Account eingerichtet, die Zeiteinstellung gesetzt, die IP-Konfiguration überprüft und zu guter Letzt noch das Speichervolume angelegt, womit das NAS schon fast einsatzbereit ist.
QNAPs Betriebssystem "QTS"
Auf dem TAS-268 läuft QNAPs Betriebssystem QTS in der aktuellen Version 4.2, welches zur Bedienung auf eine schicke Desktop-Oberfläche setzt. Von der darunter liegenden Linux-Basis bekommt der User also nichts zu sehen. Auf der der Oberfläche von QTS finden sich nach der Installation die üblichen Konfigurationtools, also z.B. eine Systemsteuerung, über die sich Benutzer- und Sicherheitseinstellungen vornehmen lassen. Daneben sind einige Standard-Anwendungen zu finden, wie z.B. "File Station" für das Dateimanagement. Neben den vorinstallierten Standardanwendungen lassen sich über das "App Center" eine Vielzahl von Progammen in Form von Paketen nachinstallieren. Die Spanne reicht hier von Multimedia-Anwendungen über Datensicherungs-Tools bis hin zu Entwicklerwerkzeugen.
Die Oberfläche von QTS teilt sich in den eigentlichen Desktop mit den verschiebbaren und in Ordnern einsortierbaren Icons und eine Taskleiste am oberen Rand auf. Über die Taskleiste lässt sich eine Art Schnellstartleiste ausklappen, die gerade aktiven Programme werden angezeigt und im Bereich rechts oben lassen sich Benachrichtigungen finden, bzw. auch ein Kontrollcenter aufrufen, welches die wichtigsten Systemparameter anzeigt.
Im Bereich "Hardware" der Systemsteuerung lässt sich noch ein Ruhemodus für die Festplatten aktivieren, der dann nach einer einstellbaren Zeitspanne (5 min bis 1h) die Festplatten herunterfährt, sofern keine Zugriffe auf sie stattgefunden haben. Das TAS-268 unterstützt aber leider kein Wake-on-Lan. Weiterhin lässt sich in diesem Menü der Resetknopf auf der Rückseite deaktivieren, eine Warnmeldung per LED bei vollem Volume aktivieren, der Alarmsummer deaktivieren und die Lüftersteuerung konfigurieren. Per Default arbeitet sie automatisch, aber sie lässt sich auch entweder manuell auf drei unterschiedliche konstante Lüftergeschwindigkeiten einstellen oder für drei einstellbare Temperaturbereiche semi-automatisch konfigurieren.
Alles in allem eine recht intuitiv zu bedienende Oberfläche, die Synologys ähnlich konzipiertem Betriebssystem "Disk Station Manager" keinesfalls nachsteht. Durch den integrierten "Appstore" lassen sich noch diverse Programme und Funktionen nachrüsten, wenngleich auch der Umfang der zur Verfügung stehenden Apps ein gutes Stück geringer als bei den leistungsstärkeren TurboNAS-Serien ist.
Basisfunktionen
Als NAS ist eine wesentliche Funktionalität des TAS-268 die Speicherung und Verwaltung von Daten. Die beiden internen Laufwerke lassen sich über verschiedene Varianten wie Einzellaufwerk(e), JBOD, RAID 0 und RAID 1 zu entsprechenden Daten-Volumes einrichten. Eine Verschlüsselung der Daten, die bei QNAP üblicherweise volumenbasiert eingerichtet wird, bietet die TAS-268 nicht an. Vermutlich liegt es daran, dass das Android-System ja ebenfalls auf die Volumes zugreifen soll und der verbaute Realtek-SOC keine AES-Beschleunigung eingebaut hat.
Auf den angelegten logischen Datenträgern (Volumes) lassen sich dann sehr flexibel Ordner anlegen, für die je nach Benutzer oder Benutzergruppe unterschiedliche Zugriffsberechtigungen vergeben werden können. Auch können wie üblich per USB angeschlossene externe Datenträger als Freigabeordner angelegt werden. Für Zugriffe übers Netzwerk bietet das TAS-268 neben Telnet/SSH und FTP auch alle gängigen Dateizugriffsprotokolle von Windows- und Mac-Systemen. Neben SMB bzw. dem Microsoft-Dateidienst inkl. einiger Domänen-Zugriffs-Optionen sind dies AppleTalk und das universelle NFS-Protokoll (v2/v3).
Was bei dem TAS-268 im Gegensatz zu den TurboNAS-Modellen fehlt, ist jegliche VPN-Funktionalität. Weder ein VPN-Server noch ein VPN-Client sind im QTS des TAS-268 verfügbar. Andere Basics wie ein Syslog- oder Webserver sind hingegen aber wieder mit an Bord.
Im Bereich des Speichermanagers zeigt sich weiter, dass das TAS-268 sich als Multimedia-Gerät eher an Einsteiger richtet, denn fortgeschrittene Features wie Snapshot-Funktionen sind beim TAS-268 nicht vorhanden. Die Optionen beschränken sich hier auf das Management des Volumes, also z.B. eine Fehlerprüfung.
Wichtige Backup-Mechanismen sind im Sicherungsmanager zu finden: Rsync, RTRR und Time Machine sind hier als unterstützte Verfahren zu nennen, die als Server genutzt werden können. Daneben sind verschiedene Sicherungen auf Remote-Systeme per Rsync, RRTR oder Remoteordner auf eine andere NAS möglich, sowie auch auf externe und an das TAS-268 angeschlossene USB-Datenträger.
Ein weiteres wesentliches Feauture bei QNAPs QTS ist die Möglichkeit, selbst eine Cloud zu hosten. Im App Center ist dafür z.B. eine einfach installierbare Version von Owncloud vorhanden, aber noch interessanter ist eigentlich Qsync. Mit der "Qsync Central Station" läuft auf dem NAS ein Dienst, der die Verwaltung und den Abgleich der Clients übernimmt. Auf einem Client - Windows oder Mac - wird dann eine Software installiert und ein freizugebenes Verzeichnis konfiguriert, welches von diesem Zeitpunkt an kontinuierlich mit den Daten auf dem NAS synchronisiert wird. Natürlich lässt sich dann auch mit noch weiteren Clients auf diese Daten zugreifen. Wer also an mehreren Rechnern arbeitet, kann damit sicherstellen, dass er an jeder Workstation - ohne manuellen Datentransfer oder vorherige Server-Up-/Downloads - stets lokal die aktuellsten Daten verfügbar hat. Eine Versionskontrolle mit Speicherung verschiedener Versionsverläufe bietet die Qsync File Station ebenfalls. Ebenfalls interessant ist die Funktion, für mehrere unterschiedliche Benutzer gemeinsame Ordner anzulegen, auf welche dann verschiedene Benutzer parallel zugreifen können.
Android
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, verfügt das TAS über eine integrierte Android-Installation und einen HDMI-Ausgang, über den sich die Box einfach als Mediencenter nutzen lässt. In der Systemsteuerung von QTS gibt es eine Option "Android Station", über welche sich Android starten, deaktivieren oder auf Werkseinstellungen zurücksetzen kann. Ist Android heruntergefahren, lässt es sich auch direkt an dem NAS durch einen mindestens sechssekündigen Druck der USB-Copy-Taste starten.
QNAP verwendet auf dem TAS-268 eine angepasste Version von Android 4.4.4. Die erstmalige Einrichtung verläuft wie auf Android-Smartphones, inklusive dem (optionalen) Einloggen in einen Google-Account. Sofern eine über USB angeschlossene Tastatur vorhanden ist, kann diese komfortabel zur Eingabe der Daten genutzt werden. Ansonsten wird automatische eine per angeschlossener Maus oder Fernbedienung zu bedienende Bildschirmtastatur eingeblendet. Im Test hat das TAS-268 eine drahtlose Tastatur von Logitech erkannt, eine kabelgebundene Cherry-Tastatur hingegen nicht.
QNAP hat den Desktop dahingehend angepasst, dass auf dem Homescreen zentral die wichtigsten Funktionen bzw. Apps erreicht werden können. Durch das mehr an Platz in der unteren Leiste sind dort neben den drei Android-Standard-"Tasten" noch weitere Funktionen hinzugekommen. Auf dem Homescreen kann mittig unten eine Übersicht über alle Apps erreicht werden, ebenso wie nach links und rechts zu weiteren Screens gescrollt werden kann. Bei der ersten Installation aktualisiert sich "QMarket" als QNAPs eigener Mini-Appstore und installiert einige wichtiges Basis-Apps nach. Neben diversen QNAP-Apps ist dies z.B. auch Kodi als Mediencenter, aktuell in Version "Isengard" 15.0.
Daneben stehen z.B. ein Zugriff auf die Photostation des NAS, einen Filemananger oder eine App zum Management des NAS zur Verfügung. Letztere bietet Hardware-Monitoring, ein Protokollcenter und weitere Administrationsfeatures. Im Übrigen ist auch von Android aus eine komplette Konfiguration des NAS möglich. Dabei wird über den in Android integrierten Chrome-Browser das Webinterface von QTS aufgerufen.
Als vollwertiges Android-System verfügt das TAS-268 auch über einen Google Playstore, über den ganz normal auf den vollen Bestand aller Android-Apps zugegriffen werden kann.
Natürlich sind manche Apps oder insbesondere Spiele, die auf Touchscreen-Bedienung ausgelegt sind, nicht wirklich nutzbar. Bei manchen klappt es "mit Maus und Tastatur" hingegen recht gut, so z.B. bei "Angry Birds", was sich perfekt mit Maus bedienen lässt. Die mitgelieferte Fernbedienung kann übrigens über Tastendruck zwischen zwei Modi umgeschaltet werden. Standardmäßig agiert sie als "Tastatur", aber sie kann auch wahlweise als Mausersatz den Cursor bewegen. Leider nicht "Wii-Style" per Sensoren, sondern nur über die Tasten des Steuerkreuzes.
Eine wesentliche Anwendung des NAS-Systems TAS-268 ist sicherlich die Nutzung als Mediencenter im Wohnzimmer. YouTube steht direkt zur Verfügung und andere Videodienste lassen sich - eine im Playstore vorhandene Android-Version vorausgesetzt - schnell nachinstallieren. Mit Kodi steht eine etabilierte und gut zu bedienende Oberfläche für das Handling von Videos, Photos oder Musik zur Verfügung, für die sich auch die mitgelieferte Fernbedienung sehr gut macht.
QNAP bietet zwar auch bei den TurboNAS-Modellen einen HDMI-Ausgang samt passendem Interface an, aber in den meisten Haushalten, die entsprechende Technik verwenden, werden Datenspeicher (NAS) und Abspielgerät getrennte Geräte sein. Die TAS-268 bietet die Möglichkeit, beides in einem Gerät zu kombinieren, was sicher für Neueinsteiger eine interessante und vor allem auch kostengünstige Option ist. Die TAS-Modelle genügen, wenn es um die NAS-Funktionalität geht, nur Einsteigeranforderungen, da sie eher wenig Performance und Features bieten. Von daher werden reine NAS-Systeme auch weiterhin die Nummer eins im Markt bleiben.
Zuletzt noch eine Einschätzung zum Thema Performance. Wie wir auf der nächsten Seite zeigen werden, führt ein aktives Android zu einer reduzierten NAS-Performance. Die erreichbaren Datenraten, die sonst zumindest ordentlich sind, werden auf ein vergleichsweise niedriges Niveau eingebremst. Das Android-System hingegen lässt sich aber prinzipiell gut und schnell bedienen, wenngleich es natürlich nicht so "smooth" läuft wie z.B. auf einem aktuellen Top-Smartphone. Es ist aber gut nutzbar und Wartezeiten beim Aufrufen einer App halten sich in erträglichen Grenzen. Was eher weniger gut läuft, ist der Zugriff über Chrome auf das Webinterface von QTS, aber diese Option wird wohl eher selten genutzt werden.