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Eine neue Tastatur und stabile Leistung

Das 16" MacBook Pro im Test

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Im November kündigte Apple das MacBook Pro im 16-Zoll-Gehäuse an und was zunächst wie eine Art Rückschritt wirkte, stellte sich bei genauerer Betrachtung als der vermeintlich bessere Weg heraus. Der Größe und dem Gewicht stehen eine überarbeitete Tastatur und ein neues Kühlkonzept gegenüber, welche eben die größten Kritikpunkte am 15-Zoll-Vorgänger waren. Wir haben uns das 16" MacBook Pro genauer angeschaut und dabei vor allem die Leistung im Workstation-Einsatz im Fokus gehabt.

Das 16" MacBook Pro ist laut Apple das neue mobile Arbeitstier mit macOS-Betriebssystem, welches Hand in Hand mit dem neuen Mac Pro gehen soll, der für den stationären Einsatz vorgesehen ist. Schneller Achtkern-Prozessor, bis zu 64 GB Arbeitsspeicher, eine 8 TB große SSD und AMDs Radeon Pro 5500M stellen für Apple das aktuell Machbare im mobilen Segment dar. Viel mehr lässt sich in ein Gehäuse mit einer Höhe von gerade einmal 16,2 mm wohl auch kaum noch packen, wenngleich Breite (357,9 mm) und Tiefe (245,9 mm) für ein 16-Zoll-Gerät entsprechend ausladend sind. Dennoch schafft es Apple das Gewicht bei ziemlich genau 2 kg zu halten. Somit kann man den Spagat aus Mobilität und Leistung prinzipiell als gelungen bezeichnen, sollten die Leistungswerte am Ende denn passen.

Wer sein MacBook fast ausschließlich mobil verwendet und unterwegs auch nicht auf eine derartige Leistung angewiesen ist, für den ist das 16" MacBook Pro vielleicht auch etwas zu viel des Guten und derjenige ist beim kleineren 13-Zoll-Modell besser aufgehoben, hier aber hat Apple noch nicht die neue Tastatur zum Einsatz gebracht. Darauf wollen wir aber später noch genauer eingehen.

Doch kommen wir zu den wichtigsten technischen Daten. Das 16" MacBook Pro verwendet in der Standardkonfiguration einen Sechskern-Prozessor auf Basis eines Intel Core i7-9750H mit einer AMD Radeon Pro 5300M mit 4 GB GDDR6-Speicher. Hinzu kommen 16 GB an DDR4-2666 sowie eine SSD mit einer Kapazität von 512 GB. 2.699 Euro verlangt Apple für diese Variante.

Das zweite Basismodell verwendet einen Core i9-9880H mit acht Kernen, eine AMD Radeon Pro 5500M mit ebenfalls 4 GB GDDR6 und auch 16 GB an Arbeitsspeicher, bietet aber eine SSD mit 1 TB an Kapazität. Dafür verlangt Apple 3.199 Euro.

Beide Konfigurationen lassen sich optional noch erweitern. So ist es möglich, einen Core i9-9980HK mit ebenfalls acht Kernen, aber einem höheren Single-Core- und Boost-Takt zu verbauen. Dieser kostet dann 220 bzw. 360 Euro (letztgenannter Aufpreis immer zum ersten Basismodell) Aufpreis. Wer eine AMD Radeon Pro 5500M mit 8 GB Grafikspeicher verwenden möchte, muss zusätzliche 120 bzw. 240 Euro zahlen. 32 oder gar 64 GB Arbeitsspeicher (immer DDR4-2666) kosten 480 bzw. 960 Euro. Die bis zu 8 TB an SSD-Speicher schlagen mit 2.640 Euro zu Buche und so lassen sich für ein 16" MacBook Pro auch schnell über 7.000 Euro ausgeben.

Uns stand das 16" MacBook Pro mit einem Core i9-9880H mit acht Kernen, 16 GB Arbeitsspeicher, einer Radeon Pro 5500M mit 4 GB Grafikspeicher und einer SSD mit 1 TB zur Verfügung.

Hat man bei der Ausstattung der Komponenten also eine gewisse Auswahl, die sicherlich durch das vorhandene Budget beschränkt wird, sind die weiteren Ausstattungsvarianten bei allen Varianten des 16" MacBook Pro identisch.

Display, Gehäuse und Anschlüsse

Neben den Hardwarespezifikationen eines der Highlights ist das 16-Zoll-Display mit einer Auflösung von 3.072 x 1.920 Pixeln bei 226 ppi. Der 15-Zoll-Vorgänger kommt auf 2.880 x 1.800 Pixel bei 220 ppi. Der dünne Rahmen (andere Hersteller haben das Verhältnis aus Display und Rahmen noch weiter getrieben), vor allem aber die Helligkeit von bis zu 500 Nits können überzeugen. Auch hier gibt es Modelle mit einer höheren Helligkeit, die Homogenität von über 95 % über das gesamte Panel plus die Farbraumabdeckung DCI-P3 sowie die guten Schwarzwerte machen das Display des 16" MacBook Pro aber zu einem Überzeugenden Modell im Notebookbereich.

Vor allem im Kreativbereich ein Kritikpunkt ist die Verwendung einer spiegelnden Oberfläche für das Display. Beim Pro Display XDR bietet Apple eine optionale Beschichtung an, die allerdings auch einen Aufpreis von 1.000 Euro nach sich zieht. Für das 16" MacBook Pro gibt es eine solche Option nicht. Mit der hohen Helligkeit kann man sicherlich bei den Reflexionen gegensteuern. So mancher aber wird sich am Display stören.

Zusammenfassend aber kann man sagen, dass Apple beim 16" MacBook Pro ein sehr gutes Display verwendet, welches den Ansprüchen eines mobilen Einsatzes mehr als gerecht wird. Die Darstellungswerte bieten kaum Ansätze zur Kritik, allenfalls der Weißpunkt ist mit 6.900 K eventuell etwas kühl. Die True Tone Technologie aber hat inzwischen viele Freunde gefunden.

Neben dem Display ebenfalls gleich ist die Ausstattung an Anschlüssen. Jeweils rechts und links finden sich zwei Thunderbolt-3-Anschlüsse. Anders als beim 13" MacBook Pro sind diese identisch angebunden und erreichen theoretisch jeweils 40 GBit/s. Beim erwähnten 13-Zoll-Modell sind die rechtsseitigen Anschlüsse nicht voll angebunden und daher etwas langsamer. Für das 16" MacBook Pro trifft dies aber nicht zu und natürlich kann das MacBook Pro auch an jedem dieser Anschlüsse geladen werden. Rechts vorhanden ist zudem auch noch ein Klinke-Anschluss.

Es bleibt also dabei: Alle externen Geräte müssen via Typ-C angeschlossen werden, es stehen dann entweder Thunderbolt 3 oder maximal USB 3.2 Gen2 zur Verfügung. Damit lässt sich nicht einmal ein USB-Stick mit Typ-A-Anschluss einstecken. Ethernet-Adapter, USB-Anschlüsse, Kartenleser – alles muss entweder direkt über einen USB-C-Stecker verfügen oder per Adapter angeschlossen sein. Wer sein Ökosystem bereits weitestgehend umgestellt, am stationären Arbeitsplatz ein Dock verwendet oder sich einfach damit abgefunden hat, muss auch beim 16" MacBook Pro mit den Adaptern leben.

Die neue Tastatur

Mit dem 16" MacBook Pro verbaut Apple erstmals das neue Magic Keyboard, das nicht mehr den Butterfly-Mechanismus, sondern wieder den "alten" Scherenmechanismus verwendet. Dabei muss eine Rückkehr zur alten Technik natürlich nichts Schlechtes sein – ganz im Gegenteil. Apple kämpft seit Einführung der Tastaturen mit Butterfly-Mechanismus mit Problemen. In mehreren Schritten hat man versucht die Butterfly-Tastatur zu retten, doch wie erfolglos dies war zeigt die Tatsache, dass sämtliche MacBooks mit dieser Tastatur einem erweiterten Reparatur- bzw. einer Garantieerweiterung unterliegen.

Eingestehen möchte Apple die Butterfly-Einbahnstraße aber noch immer nicht. Die offizielle PR-Sprache spricht nicht von fehlerhaften Butterfly-Tastaturen. Stattdessen habe man in zahlreichen Studien die Ansprüche und Wünsche der professionellen Nutzer neu ermittelt und sei dabei eben auf die neue Tastatur gekommen. Dies ist sicherlich etwas zu viel des Guten, denn eigentliche hätte Apple seit Jahren wissen müssen, dass die Butterfly-Tastatur ein Fehltritt war. Eine Unzuverlässigkeit dieser Form kann sich ein Pro-Nutzer einfach nicht leisten. Ob die neue/alte Tastatur wirklich wieder deutlich zuverlässiger ist, wird sich jedoch erst noch zeigen müssen.

Die Tastatur des 16" MacBook Pro ist allerdings keine vollständige Rückkehr zur alten Tastatur, sondern eine Art Zwischenschritt mit zahlreichen Verbesserungen. Wer auf einem externen Keyboard von Apple tippt, wird das Gefühl auf die Tastatur des 16" MacBook Pro übertragen können.

Beim Hub der Tasten macht Apple den Schritt von 0,7 mm zurück zu 1 mm, was dem Vielschreiber deutlich zugutekommt. Die Fläche der einzelnen Tasten ist minimal geringer, was man aber kaum spürt. Den Platz zwischen den Tasten konnte Apple leicht vergrößern und somit ist die Tastatur kein flächiger Blindflug mehr. In diesem Zuge seien auch die Pfeiltasten in umgedrehter T-Anordnung erwähnt. Auch diese lassen sich blind weitaus besser identifizieren als die vorherige Lösung mit Links und Rechts in voller Höhe zur Shift Taste und den zwei Oben und Unten in jeweils halber Höhe.

Das Tippgefühl ist zurück, die Pfeiltasten lassen sich besser ertasten und auch die ESC-Taste kehrt in physikalischer Form zurück. Auch dies ist einer der großen Pluspunkte bei der Tastatur und auch hier will Apple viele Studien bemüht haben. Doch angesichts der zahlreichen Kritik an der ESC-Taste in der Touch Bar dürfte Apple von den eigenen Mitarbeitern bereits erfahren haben, dass viele mit der fehlenden ESC-Taste kaum zurecht kommen. Das 16" MacBook Pro ist damit ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Dies gilt auch für die Touch-ID-Taste, die nun ebenfalls abgesetzt ist. Die Touch Bar sitzt also separiert von den weiteren Eingabemöglichkeiten oberhalb der Tastatur. Ob man diese nun sinnvoll in seinen Workflow einbauen kann, steht auf einem anderen Blatt. Zumindest aber sind die ESC- und Touch-ID-Taste abgesetzt deutlich schneller aufzufinden und werden weniger häufig versehentlich betätigt.

Der neue Mechanismus, eine dedizierte ESC-Taste, die intuitive Anordnung der Pfeiltasten – die Tastatur ist mehr als nur eine Detailverbesserung. Warum Apple erst jetzt die entsprechenden Änderungen vornimmt und damit indirekt eingesteht, dass die Butterfly-Tastatur nicht der richtige Weg war, bleibt aber wohl das Geheimnis des Herstellers aus Cupertino.

Nun stellt sich noch die Frage, wann auch die anderen MacBooks die neue Tastatur bekommen, denn eigentlich kann man neben dem 16" MacBook Pro keines der anderen Modelle empfehlen. Leider hüllt sich Apple hier in Schweigen. Das 13" MacBook Pro dürfte aber im Frühjahr eine Aktualisierung erfahren und beim MacBook bleibt abzuwarten, ob hier ausreichend Platz vorhanden ist – das Hauptargument für die Butterfly-Tastatur.

Trackpad und Lautsprecher

Das Force Touch Trackpad besitzt beim 16" MacBook Pro die gleichen Abmessungen wie beim 15-Zoll-Vorgänger – 160 x 100 mm. Obiges Bild zeigt einen Vergleich zum 13" MacBook Pro, dessen Trackpad etwas kleiner ist (135 x 83 mm). Aber selbst bei den kleineren MacBooks ist das Trackpad noch immer eine Referenz in der Eingabe in dieser Form. Offenbar fällt es vielen anderen Notebook-Herstellern noch immer schwer, ein solches Trackpad zu entwickeln. Die Multi-Touch- und Druckgesten lassen viele Nutzer im mobilen Einsatz gänzlich auf eine Maus verzichten.

Wohl nicht der wichtigste Faktor beim Kauf eines Notebooks, aber wichtig genug sind die verbauten Lautsprecher. Auch hier hat Apple zahlreiche Verbesserungen einfließen lassen. Apple nennt im Datenblatt die Unterstützung für die Dolby-Atmos-Wiedergabe und tatsächlich bietet das 16" MacBook Pro einen räumlich solide aufgeteilten Raumklang.

Dafür verbaut Apple gleich sechs Lautsprecher. Jeweils drei sind auf jeder Seite des 16" MacBook Pro verbaut, jeweils einer davon als Tieftöner. Um Vibrationen und ein Scheppern des Gehäuses zu verhindern, können diese Tieftöner gegensteuern – gleichen die gegenseitigen Schwingungen aus bzw. dämpfen diese. Bei maximaler Lautstärke lässt sich somit auch ein großer Raum beschallen, wenngleich je nach Anwendung externe Boxensysteme natürlich weiterhin Pflicht sind. Das Streaming eines Filmes auf dem Sofa oder im Hotelzimmer ermöglichen die neuen Lautsprecher aber allemal in ordentlicher Qualität.