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Für den Xeon E3-1200v5 müssen wir den Konjunktiv sehr häufig verwenden: Hätte Intel den Xeon E3-1200v5 kompatibel mit aktuellen Z170-Boards gemacht, wäre er weiterhin eine hervorragende Alternative zu den Core-i5- und Core-i7-Modellen. Das Fehlen der GPU wird den meisten unserer Leser nur ein lockeres Schulterzucken entlocken, denn wer eine High-End-AMD- oder NVIDIA-Grafikkarte zum Spielen einsetzt, nutzt die Funktion sowieso nicht. Statt dessen könnte man mit Hyperthreading und vollem Cacheausbau einen neuen Preis-Leistungstipp in sein System einbauen und die gesparten Euros in das restliche System stecken.
Aber genau das will Intel wohl nicht mehr: Xeons sollen nun mal nicht als Gaming-Prozessoren verwendet werden, dafür sind die Core-i5- und -i7-Modelle gedacht. Sie sollen in Workstations und Entry-Level-Servern eingesetzt werden, wo die Mainboards meist noch nicht mal ein schwarzes Coating erhalten, sondern in grüner Farbe mit Standard-BIOS auch nur das leisten, was Intel an Spezifikationen vorgibt. An Tweaking, Tuning oder Overclocking braucht man dabei gar nicht denken.
Aber Moment: In unseren bisherigen Tests zeigte sich, dass ein Core i5-6400, 6500T und 6600T sich sowieso mit keinem Mainboard übertakten ließ. Höchstens der Speichertakt ließ sich etwas anheben, aber diese "Tuningoption" bringt in den meisten Anwendungen nur ein paar Prozentpunkte Performance. Wer also überhaupt nicht mit Übertaktung plant und auch sein System nicht mit einem Fenster zur Schau stellen will, dem wird es recht egal sein, ob eine grüne Standardplatine mit Basisfeatures in seinem System sitzt.
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Intel hat die Skylake-Kunden damit in zwei Bereiche eingeteilt: Die User, die übertakten wollen, können nur noch auf einen Core i7 oder Core i5 zurückgreifen, der sich durch das "K" zum Übertakten auszeichnet, müssen dann aber auch auf ein Z170-Board setzen, was die entsprechenden Funktionen mitbringt. Der Rest der Kundschaft, die "Nichtübertakter", können aus dem restlichen Pulk an Chipsätzen und CPUs wählen. Und dann macht plötzlich auch ein Xeon E3-1200v5 mit einem günstigen C230-Board einen Sinn, wenn eine dedizierte Grafikkarte eingesetzt werden soll.
Es hängt also am Mainboard: Unser Fujitsu D3417-B ist als Micro-ATX-Platine mit vier Dimm-Slots, einem PCIe-3.0-x16-Slot, Intel Gigabit-Ethernet und Multichannel-Sound sowie USB 3.0 noch nicht wirklich brilliant ausgestattet, liefert aber alle Standard-Funktionen und ein sauber programmiertes BIOS (ohne grafische Oberfläche) mit. Highlight des Fujitsu-Mainboards ist der Stromverbrauch, wo das Mainboard sich brilliant schlägt und gerade im Idle-Betrieb sehr effizient arbeitet. Wenn sich ein Hersteller dazu hinreissen lässt, auch ein Board mit besserer Ausstattung auf den Markt zu bringen, könnte sich die eigentliche Workstation-Plattform auch für ein schickes Einsteiger-Gaming-System eignen. Noch kann allerdings keine Prognose darüber gegeben werden, wie teuer die C236-Boards letztendlich werden. Das Fujitsu D3417-B fanden wir für 166 Euro im Handel - dafür bekommt man normalerweise eine High-End-Gaming-Platine mit Z170-Chipsatz.
Der Xeon als CPU konnte wie schon die Skylake-Modelle gefallen. Seine Energieeffizienz ist super, die Performance kann ebenso überzeugen und im Vergleich zu den Core-Prozessoren hat er auch ein etwas besseres Preis-Leistungsverhältnis (unter der Vorgabe, dass man die fehlende Grafik nicht benötigt).
Positive Eindrücke der Intel Xeon E3-1230v5-Prozessoren:
- extrem stromeffizient Dank Architektur und 14-nm-Technik
- sehr gute Gesamtperformance
- sehr leise Systeme durch niedrigere Temperaturentwicklung möglich
- besseres Preis-Leistungsverhältnis, wenn auf die GPU verzichtet werden kann
Negative Eindrücke der Intel Xeon E3-1230v5-Prozessoren:
- nur ca. 10% schneller als Vorgängergeneration
- Chipsatz-Limitierung auf C230-Serie
Persönliche Meinung
Da hat Intel wieder einen Geheimtipp zerstört - und eigentlich macht das doch genau die Leidenschaft für den PC-Freak aus: Etwas zu finden, was eigentlich gar nicht zusammenpasst, aber es läuft besser als der spezifizierte Mainstream. Mal war es ein Celeron 300A, oder auch umgelötete AMD-Prozessoren, NVIDIA Quadro-Modifikationen oder halt zuletzt Xeons im Desktopeinsatz. Schade, dass für den Bastler nun auch diese Variante wegfällt, sich ein besonderes System zusammen zu stellen. Die Xeon E3-1200v5-CPUs auf Skylake-Basis wären ansonsten wieder ein Renner in unserer Community geworden. (Dennis Bode)