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Threadripper ist ein richtiges Monster: Mit 32 Threads bombardiert er sämtliche Multi-Core-Benchmarks weg, die wir im Portfolio haben. Das ist aber kein Wunder, denn schon Ryzen hat gezeigt, dass AMD hier schnell unterwegs ist und die pure Kernanzahl von Threadripper wirkt sich in diesen Benchmarks auch besonders gut aus.
Allerdings kann AMDs Threadripper nicht nur hier überzeugen: Dank höherem XFR-Takt sind bis zu vier Kerne auch mit 4,2 GHz unterwegs, und auch das Quad-Channel-Speicherinterface kann hier und da noch ein paar Prozent Performance herausholen. So liegt AMDs Threadripper in diversen Spielebenchmarks (z.B. GTA 5 Ultra, The Witcher 3) knapp 10-12 % über AMDs Ryzen 7 1800X. Leider ist das in vielen Spielen im Full-HD-Betrieb immer noch nicht schnell genug, um gegen Intels Core-Modelle anzukommen. Diese liegen immer noch bei Spielen in Führung, auch wenn die Abstände nun deutlich geringer sind. Setzt man auf höhere Auflösungen, schrumpfen die Abstände natürlich weiter, da dann die Grafikkarte limitiert und nicht der Prozessor.
AMD sieht Threadripper aber auch für andere Einsatzzwecke als interessant an: Im Hintergrund rendern war bislang nur schwer möglich - mit Threadripper könnte man so etwas auf ein paar Kernen durchführen und mit den anderen entweder produktiv weiterarbeiten. Sicherlich werden solche Spezialfälle nur für einen kleinen Anwenderkreis interessant sein, aber in der Theorie lassen sich mit 16 Kernen natürlich einige Besonderheiten konstruieren.
Weiterhin positiv ist die Plattform: Ohne Einschränkungen liefert AMD hier vom kleinsten 1900X bis zum größten 1950X den vollen Produktumfang von Threadripper und dem X399. 64 PCIe-Lanes und diverse weitere Features (USB 3.1 Gen1 und 2) führen natürlich dazu, dass wir auch Threadripper-Mainboards mit Maximalausstattung sehen werden. Einziges Manko: Aktuell wird kein RAID über die vorhandenen NVME-SSDs möglich sein.
Schattenseiten gibt es aber auch beim Stromverbrauch: Momentan scheint Threadripper auf minimal 2,2 GHz zurück zu fallen und deshalb im Idle-Bereich zu viel Strom zu verbrauchen. Fraglich ist, ob dies ein Bug ist oder noch zu beheben ist, auf jeden Fall muss man in Kauf nehmen, dass knapp 70 Watt aus der Steckdose gezogen werden, wenn der Rechner angeschaltet ist, aber keine Aufgaben hat. Das ist natürlich heutzutage deutlich zu viel, andere Multicore-Plattformen erreichen 40-45 Watt.
Auch unter Last kann sich AMDs Threadripper nicht als Sparfuchs präsentieren, denn die Kerne müssen natürlich irgendwoher ihre Power beziehen. So wie Intels Core i9-7900 ist auch Threadripper kein Sparfuchs unter Last, mit knapp 240 Watt genehmigt er sich sogar noch 25 Watt mehr als Intels High-End-Chip. Dafür besitzt er aber auch sechs Kerne mehr, in einer Energiebilanz pro Kern würde er also besser abschneiden als Intels Core i9-7900X. Der Verbrauch auf Last-Seite wäre auch noch akzeptabel, da er auch entsprechend schnell ist - und eigentlich schnell wieder in einen stromsparenden Betrieb wechseln könnte.
Dies wird sicherlich auch der Kernpunkt in den nächsten Wochen: Schafft es AMD noch, mit BIOS-Updates und ein paar Kniffen den Idle-Verbrauch zu senken, so sieht Threadripper richtig gut aus. Ansonsten ist der Prozessor wohl nur für extreme Enthusiasten empfehlenswert, die entweder die Leistung aus Anwendungsgründen tatsächlich nutzen können, einen auf dicke Hose machen wollen oder Spaß an extremer Hardware haben. Letzteres halten wir für einen absolut verständlichen Grund, sich sofort AMDs neue Plattform zuzulegen - denn auch wenn hier oder da ein paar Problemchen bestehen, sie macht einen Wahnsinns-Spaß.
Positive Eigenschaften der AMD Threadripper-Familie:
- sehr hohe Performance in Multithreading-Anwendungen
- sehr gute Plattform-Features mit großer Anzahl an PCIe-Lanes
- höhere Performance im Vergleich zum Ryzen 7 1800X auch in Spielen
- gute Übertaktbarkeit
- akzeptabler Stromverbrauch unter Last
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
Negative Eigenschaften der AMD Threadripper-Familie:
- sehr hoher Idle-Stromverbrauch
- momentan kein NVME RAID
Auch in diesem Test werfen wir wieder einen Blick auf das interessanteste Modell. Natürlich ist der Threadripper 1950X das schnellste Modell und für alle mit einem dicken Geldbeutel auch das interessanteste, aber gerade der noch nicht getestete 1900X könnte sich als Tipp erweisen: Alle Features der X399-Plattform, aber nur ein kleiner Aufpreis (wohl ab 31. August knapp über 500 Euro) zum Ryzen 7 1800X? Das hört sich für uns gut an. Sobald uns dieses Modell zur Verfügung steht, werden wir es uns in einem weiteren Test anschauen.
An einem Award ist AMD leider knapp vorbeigeschrammt: Mit einem niedrigeren Idle-Stromverbrauch hätte sich Threadripper sicherlich unseren Excellent Hardware Award eingesackt.
Persönliche Meinung
Während ich beim Core i9-7900X nicht so wirklich begeistert war, juckt es mir beim Threadripper 1950x unter den Fingernägeln. Eine Investition ist es auf jeden Fall, auch wenn bei AMD 16 Kerne so viel kosten wie zehn bei Intel. Boards und Speicher (Quad-Channel) sind ebenso teuer. Und auch die Nachteile sind eigentlich dieselben, denn der Stromverbrauch ist bei beiden hoch. Rational sind also weiterhin nur die Ryzen- und Core-i7/i5-Modelle. Mehr Spaß macht aber Threadripper. (Dennis Bode)
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