TEST

Intel Core i7-8086K im Test

Kein Geschenk zum Jubiläum

Portrait des Authors


Werbung

Zum Jubiläum wollte Intel seinen Fans etwas Besonderes spendieren. Doch der Core i7-8086K, mit dem das Unternehmen den 40. Geburtstag der x86-Technik feiert, entpuppt sich im Test als wenig außergewöhnlich und ein wenig lieblos für ein solches Jubiläumsmodell. Selbst Fans der Marke sollten lieber zum Modell greifen, das als Basis fungiert und für weitaus weniger Geld zu haben ist.

Verfügbar ist der Core i7-8086K bereits seit Juni, doch Testmuster gab es laut Intel nicht. Somit gab es zunächst nur zwei Optionen: Entweder auf ein Exemplar aus dem Handel zurückgreifen oder auf einen Test verzichten, dessen Ergebnis aufgrund der Nähe zum Core i7-8700K von Anfang an feststand. Inzwischen aber konnte Intel ein Muster zur Verfügung stellen, bei dem es sich trotz aller optischen Abweichungen um ein Serienmodell handelt; einzig die Aufschrift auf dem Heatspreader stimmt nicht mit der Serie überein.

Zwar spricht Intel in Bezug auf den Jubiläums-Prozessor von einer limitierten Auflage, Angaben zur konkreten Stückzahl gibt es aber nicht. Preisentwicklung und Verfügbarkeit im Handel deuten jedoch darauf hin, dass es keine zu starke Verknappung gibt. Die unverbindliche Preisempfehlung (bei Abnahme von 1.000 oder mehr Stück) liegt bei 425 US-Dollar im Falle der Tray-Version. Für den Core i7-8700K ruft man hingegen nur 359 US-Dollar auf. Eine Differenz, die sich im deutschen Handel zeigt. Für die Boxed-Version des Core i7-8086K werden mindestens 420 Euro aufgerufen, den Core i7-8700K gibt es hingegen bereits für etwa 340 Euro.

Nur ein exklusiverer Core i7-8700K

Der Blick auf die technischen Details zeigt, dass der Core i7-8086K ein sehr enger Verwandter des Core i7-8700K ist. Letztlich dürfte das Unternehmen auf das übliche Binning zurückgreifen, um etwas höhere Taktraten zu ermöglichen - am Ende ist das neue Modell vermutlich nur ein 8700K „Deluxe". Denn nicht nur die sechs CPU-Kerne nebst SMT (Hyper-Threading), der 12 MB große L3-Cache und die iGPU vom Typ UHD Graphics 630 mit 350 bis 1.200 MHz fallen identisch aus. Auch TDP (95 W) und einzelne Taktstufen stimmen bei beiden Prozessoren überein. Abweichungen gibt es somit lediglich beim Basistakt sowie bei einer von insgesamt vier Taktstufen. Während der Core i7-8700K maximale 4,7 GHz erreicht und einen Basistakt von 3,7 GHz bietet, sind es beim Core i7-8086K 5,0 und 4,0 GHz.

ModellKerne/
Threads
FertigungBasistaktTurbotakt
1 / 2 / 4 / 6 Kerne
Core i7-8086K6/1214 nm4,0 GHz5,0 / 4,6 / 4,4 / 4,3 GHz
Core i7-8700K6/1214 nm3,7 GHz4,7 / 4,6 / 4,4 / 4,3 GHz
80861/13.000 nm4,77 MHzn/a

Für die Praxis bedeutet dies, dass der Core i7-8086K nur dann eine höhere Performance bietet, wenn nur mit Basistakt gearbeitet wird oder nur ein Kern voll belastet wird. Wie realistisch diese beiden Szenarien sind, hängt vom Nutzerprofil ab. Aber selbst wenn die genutzt Software davon profitieren würde, fällt das Plus äußerst gering aus. Mehr Effekt hätten da schon eine höhere TDP oder ein höherer Turbotakt auf vier oder sechs Kernen gehabt.

In der Theorie, die von den üblichen Benchmarks abgebildet wird, liegt der Vorteil gegenüber dem Core i7-8700K im Single-Thread-Betrieb je nach Anwendung zwischen weniger als 1 % und rund 4 %. Je mehr Kerne genutzt werden, desto geringer wird der Vorsprung. Kommen alle sechs Kerne zum Einsatz geht der Vorsprung gegen null. Und was für Benchmarks respektive Produktivanwendungen gilt, stimmt auch mit Blick auf Spiele. Kann die zum Einsatz kommende Engine ihre Arbeit auf mehrere Kerne verteilen, schneidet der Core i7-8086K nicht besser als ein Core i7-8700K ab. In Fällen, in denen ein Titel tatsächlich nur einen Kern nutzt, bringt das Mehr ans Leistung aber keinen spürbaren Vorteil.

Bekanntes Overclocking-Potential

Wer hofft, der Core i7-8086K böte zumindest beim Übertakten mehr Spielraum als das Ausgangsprodukt, kann auf die Anschaffung getrost verzichten. Das liegt vor allem daran, dass Intel auch beim neuen Prozessor auf das Verlöten des Heatspreaders verzichtet und stattdessen nur auf Wärmeleitpaste setzt. Im Test erlaubte das den stabilen Betrieb mit 5,1 GHz auf allen Kernen, das gleiche Tempo wurde allerdings auch mit dem Core i7-8700K erreicht.

Im Vergleich mit den Werkseinstellungen lag das Leistungsplus je nach Benchmark im Bereich zwischen 5 und 8 %, der Energiebedarf fiel jedoch in fast allen etwa 10 % höher aus.

Fazit

Die Kürze des Textes deutet es schon an: Viel zu sagen gibt es zum Core i7-8086K nicht. Das liegt allerdings nicht am späten Zeitpunkt des Tests, sondern an der Sinnhaftigkeit des Prozessors. Die Bezeichnung Core i7-8700K+ wäre weitaus treffender gewesen, letztlich handelt es sich beim neuen Prozessor lediglich um eine ausgereifte Version des Coffee-Lake-Chips. Fans mögen darauf verweisen, dass die Leistung des Core i7-8086K zwar durchgängig höher ausfällt. Das Plus ist allerdings so gering, dass es in keinerlei Verhältnis zum Aufpreis steht.

Der wäre nur dann gerechtfertigt, wenn es noch mehr Leistung oder ein anderes Alleinstellungsmerkmal geben würde. Da Intel aber nicht einmal eine besondere Verpackung anbietet oder den Faktor Limitierung in Form einer Gravur oder ähnlichem nutzt, dürfte es selbst Hardcore-Sammlern schwerfallen, so viel mehr Geld als für einen Core i7-8700K auszugeben. Eine gelungenere Hommage an den 40. Geburtstag des 8086 wäre es deshalb vielleicht gewesen, den beinahe schon sagenumwogenen Achtkerner auf Coffee-Lake-Basis als Core i7-8086K zu vermarkten.