TEST

Ein Exot aus China mit acht Kernen

Der Zhaoxin KX-U6780A im Test - Fazit

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Den Kaixian KX-6780A testen zu können bot einen interessanten Einblick in die CPU-Entwickung in China. Man spürt dem gesamten System aber auch sofort an, dass man hier noch einige Generation hinter Intel und AMD hinterherhinkt. Auch wenn im KX-6780A acht Kerne arbeiten, heißt das noch lange nicht, dass wir auch eine zu erwartende Leistung für acht Kerne bekommen. Dies liegt an mehreren Faktoren.

Zunächst einmal ist die Architektur längst nicht auf Niveau aktueller Designs von AMD und Intel. Skylake, Sunny Cove, Zen 2 – das sind die aktuellen Flaggschiffe und auch wenn wir die mobilen Prozessoren nicht mit in die Benchmarks aufgenommen haben, so zeigt ein Blick in die entsprechenden Tests (beispielsweise der zum Ryzen 9 4900HS oder dem Core i7-1068G7), dass selbst Prozessoren mit einer TDP von 15 oder 25 W noch deutlich schneller sind. In einem sehr eingeschränkten Rahmen kann der KX-6780A die fehlende IPC-Leistung durch seine acht Kerne kompensieren.

Schaut man sich die Benchmarks an, dann ist ein Kaixian KX-6780A nur in etwa halb so schnell oder leistet nur ein Drittel dessen, was ein Core i3-10100 (Test) auf die Bahn bringt. Hier reden wir von einem Quad-Core-Prozessor mit vier Kernen und Hyperthreading. Auch die entsprechenden Ryzen-Modelle (Ryzen 3 3300X und 3100) liegen weit vor dem KX-6780A. Die schnellsten Desktop-Modelle von AMD und Intel sind um den Faktor vier bis fünf schneller – von den HEDT-Prozessoren gar nicht zu sprechen. Besonders fällt die niedrige Single-Threaded-Leistung auf, was nicht nur in den Benchmarks spürbar ist, sondern auch im Alltagsgebrauch des Windows. Alles fühlte sich etwas zäh und träge an – wie mit Hardware die schon etwas älter ist eben.

Der recht niedrige Takt von 2,7 GHz hilft natürlich nicht die Ergebnisse zur verbessern. Dies liegt auch an der recht betagten Fertigung in 16 nm. Auch hier gäbe es noch Unterschiede zu machen, Zhaoxin hat sich aber wohl für ein günstiges Fertigungsverfahren entschieden. Aber auch hier wollen, vom Staat stark gefördert, chinesische Unternehmen schnell aufholen. Bis man auf einem Niveau von TSMC, Samsung oder Intel (keine Ironie!) ist, wird es aber wohl noch einige Jahre dauern - aber auch hier schläft man nicht.

Für China geht es darum, unabhängig zu werden. Der Kaixian KX-6780A zeigt sehr schön, wie dies aussehen könnte. Ein System, mit einem solchen Prozessor ausgestattet, ist allen Office-Anwendungen gewachsen. Der starke Spielemarkt in China kann damit ebenfalls bedient werden – dann aber natürlich mit einer dedizierten Grafikkarte. Mit einer GeForce GTX 1660 ausgestattet wäre ein Spielerechner mehr als gut in der Lage die in China üblichen Titel auszuführen.

Man hat also noch viele Stellschrauben an denen gedreht werden kann und die Fortschritte die man macht, sind entsprechend groß. Vor einigen Jahren wäre eine solche Eigenentwicklung noch undenkbar gewesen. Nun kann man zumindest Office-Systeme komplett eigenständig entwickeln und fertigen. Auch im Bereich der Serverprozessoren schickt sich Huawei an, den etablierten Herstellern Konkurrenz zu machen. Diesen kann dies nicht gefallen und insofern kommen auch hier wieder politische Aspekte ins Spiel die unter anderem dafür gesorgt haben, dass Huawei seine Chips nicht mehr bei TSMC wird fertigen können.

Die nächsten Generationen stehen bereits in den Startlöchern. Die KX-7000-Prozessoren sollen bereits 2021 auf den Markt kommen. Angaben zu den technischen Details gibt es wenige. Geplant ist die Unterstützung von DDR5 und PCI-Express 4.0. Man will sicherlich weiter zu AMD und Intel aufschließen. Wir werden diese Entwicklung im Auge behalten.

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