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Auch wenn wir uns meist auf Endkunden-Hardware für Spieler konzentrieren, so gibt es auch eine Käuferschicht und Nutzerschaft, die ihre Hardware im professionellen Bereich einsetzt. Im Bereich der Prozessoren wollen wir uns daher exemplarisch anschauen, wie der aktuelle Stand ist. Was bieten AMD und Intel in diesem Segment? Die nun vorhandene Verfügbarkeit der Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren ist eine Gelegenheit, sich mit dem Thema zu befassen. Wir haben die Leistung des AMD Ryzen Threadripper Pro 3995WX mit seinen 64 Kernen und acht Speicherkanälen analysiert.
Den Intel Xeon W-3175X mit seinen 28 Skylake-Kernen haben wir bereits im Frühjahr 2019 einem ausführlichen Test unterzogen. Seither hat sich wenig getan. In Form des Xeon W-3275 haben wir uns den Nachfolger auf Basis der Cascade-Lake-Architektur ebenfalls bereits angeschaut. Beide Prozessoren sind nicht zu 100 % vergleichbar, denn der Xeon W-3175X ist mit seinem offenen Multiplikator eine Art Sondermodell, während der Xeon W-3275 (mit ebenfalls 28 Kernen) ein komplett auf das Workstation-Segment ausgelegter Prozessor ist. In diesem Vergleich tritt der Ryzen Threadripper Pro 3995WX aber nur gegen den Xeon W-3175X an, weil wir diesen vorliegen haben, den Xeon W-3275 jedoch nicht mehr. In der CPU-Leistung sind sich beide aufgrund der 28 Kerne und Mikroarchitektur aber ohnehin recht ähnlich.
Stellen wir die beiden aktuellen Workstation-Kontrahenten einmal im Vergleich gegenüber:
Modell | Xeon W-3175X | Ryzen Threadripper Pro 3995WX |
Preis | 3.215 Euro | 5.230 Euro |
Architektur | Skylake-SP | Zen 2 |
Fertigung | 14 nm | 7 nm |
Sockel | LGA3647 | SP3 |
Kerne / Threads | 28 / 56 | 64 / 128 |
Basis-Takt | 3,1 GHz | 2,7 GHz |
Boost-Takt | 3,8 GHz | 4,2 GHz |
L2-Cache | 1 MB pro Kern | 512 kB pro Kern |
L3-Cache | 38,5 MB | 256 MB |
PCIe-Lanes | 48 (PCIe 3.0) | 128 (PCIe 4.0) |
Speicherinterface | Hexa-Channel DDR4-2666 maximal 512 GB | Octa-Channel DDR4-3200 maximal 2 TB |
TDP | 255 W | 280 W |
Beim AMD Ryzen Threadripper Pro 3995WX handelt es sich um das Spitzenmodell der aktuellen Ryzen-Threadripper-Pro-Serie mit 64 Kernen, der 128 Threads verarbeiten kann. Eine Besonderheit dieser sind das Achtkanal-Speicherinterface (doppelt so viele wie die normalen Ryzen-Threadripper-Prozessoren) und die Möglichkeit, bis zu 2 TB an DDR4-3200 zu verwenden – bei den normalen Modellen sind es nur 256 GB. Mit 2,7, bzw. 4,2 GHz taktet der 3995WX jedoch etwas niedriger als der Ryzen Threadripper 3990X mit 2,9, bzw. 4,3 GHz. Außerdem stehen genau wie bei den EPYC-Prozessoren 128 PCI-Express-Lanes zur Verfügung. Allerdings müssen die Pro-Modelle auf ein Overclocking verzichten.
Beim Xeon W-3175X handelt es sich um einen Workstation-Prozessor mit offenem Multiplikator und 28 Kernen. Er basiert auf den Skylake-SP-Prozessoren mit ebenfalls bis zu 28 Kernen und wird in 14 nm gefertigt. Der Xeon W-3175X sitzt auf dem Sockel LGA3647 und bietet wie alle Skylake-X- und SP-Prozessoren 1 MB an L2-Cache pro Kern. Hinzu kommen insgesamt 38,5 MB an L3-Cache. Der Turbo-Takt soll bei bis zu 4,3 GHz auf einzelnen Kernen liegen.
Neben der Anzahl der Kerne ist das Speicherinterface einer der größten Unterschiede zwischen AMDs und Intels Plattform. Während der Ryzen Threadripper Pro acht Speicherkanäle bietet, sind es bei Intel derer sechs. Unterschiede gibt es auch in der Speichergeschwindigkeit und der maximale Kapazität, denn während Intel hier offiziell nur DDR4-2666 unterstützt, arbeitet der Threadripper Pro mit DDR4-3200 zusammen. Neben der Kapazität von bis zu 2 TB bei AMD wird hier auch ECC unterstützt.
Dritter wichtiger Punkt ist der Blick auf die gesamte Plattform. Bei Intel bietet der Xeon W-3175X 48 PCI-Express 3.0-Lanes. Beim Ryzen Threadripper Pro sind es 128 und dazu basieren diese auch noch auf dem 4.0-Standard. Für das von uns eingesetzte ASUS Pro WS WRX80E-SAGE SE WIFI bedeutet dies, dass wir sieben PCI-Express-Steckplätze haben, die mit jeweils den vollen 16 Lanes angebunden sein können. Hinzu kommen noch M.2- und SFF-8643-Anschlüsse, die ebenfalls per PCI-Express angebunden sind. AMD hat also auch einen Plattform-Vorteil.
Nun kommt noch die preisliche Abwägung. Ein Ryzen Threadripper Pro 3995WX kostet derzeit 5.230 Euro, der schon etwas in die Jahre gekommene Xeon W-3175X noch 3.215 Euro – letztgenannter ist also deutlich günstiger. Der eben schon erwähnte Xeon W-3275 kostet aber ebenfalls fast 5.000 Euro. Zur Plattform gehört natürlich auch das dazu passende Mainboard. Das ASUS Pro WS WRX80E-Sage SE WIFI soll 868 Euro kosten. Mainboards für Intels LGA3647 kosten zwischen 300 und mehr als 1.000 Euro. Eine vergleichbare Ausstattungsvariante liegt auf ähnlichem Niveau.
ASUS Pro WS WRX80E-SAGE SE WIFI
Die Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren werden auf Mainboards mit WRX80-Chipsatz betrieben. Neben dem ASUS Pro WS WRX80E-SAGE SE WIFI gibt es noch das Gigabyte WRX80 SUB8 IPMI und ein Supermicro M12SWA-TF.
Die obere Hälfte des Mainbords wird vom Sockel SP3 dominiert. Darunter und darüber befinden sich vier DIMM-Steckplätze, die jeweils einen UDIMM, RDIMM und LRDIMM in Form von DDR4-3200 aufnehmen können. Jeder DIMM-Steckplatz ist an einen Speicherkanal des Prozessors angebunden.
Links und rechts des Sockels befindet sich die Spannungsversorgung des Mainboards. Die TDP der Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren liegt bei bis zu 280 W. Anders als beim ROG Dominus Extreme verwendet ASUS nur einen 24-Pin-Netzteilanschluss. Hinzu kommen dreimal EPS.
Bei den Erweiterungssteckplätzen fallen sicherlich die sieben x16-Slots ins Auge, die allesamt über 16 PCI-Express-Lanes verfügen sollten – die Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren stellen theoretisch ausreichend viele Lanes zur Verfügung. Zwei M.2-Anschlüsse sind direkt an den Prozessor angebunden, ein weiterer über den Chipsatz. Zudem vorhanden sind zwei SFF-8643-Anschlüsse, die ebenfalls per PCI-Express angebunden sind und die beispielsweise für U.2-SSDs verwendet werden können. Hinzu kommen acht SATA-Anschlüsse.
Auf der I/O-Blende bietet das Mainboard 9x USB 3.2 Gen 2 und 1x USB 3.2 Gen 2x2. Ein Intel X550-AT2 stellt zwei 10GbE-Ports zur Verfügung. Hinzu kommen noch analoge und digitale Audioanschlüsse sowie die Antennen für das WLAN. Darüber hinaus bietet das ASUS Pro WS WRX80E-SAGE SE WIFI einen micro-SD-Kartenslot, einen BMC-Chip und kann per IPMI aus der Ferne angesteuert werden.
Zur Kühlung verwendet ASUS zahlreiche Abdeckungen. Unter der Chipsatzabdeckung lässt sich ein Lüfter erkennen, der beim Startvorgang auch kurz aufdreht, dann aber nicht mehr zu hören ist. Beim Formfaktor handelt es sich um EEB (Extended ATX). Ausreichend Platz muss daher im Gehäuse vorhanden sein, wenn ein solches Mainboard verbaut werden soll.
Crucial MTA18ASF2G72PDZ-3G2E1
Neben dem Ryzen Threadripper Pro 3995WX und dem dazu passenden Mainboard haben wir natürlich auch noch passenden Speicher benötigt. Hier haben wir uns von DDR4-3200 von Crucial entschieden. Darauf eingesetzt werden Speicherchips von Micron.
Der Speicher hört auf den Namen MTA18ASF2G72PDZ-3G2E1, ist mit DDR4-3200 spezifiziert und bietet pro Modul eine Kapazität von 32 GB. Bei acht DIMMs kommen wir also auf 256 GB. Theoretisch unterstützen die Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren bis zu 2 TB. Mit einer maximal erhältlichen Einzelmodulgröße von 128 GB kann diese derzeit aber noch nicht erreicht werden. Ein einzelnes Speichermodul mit 128 GB kostet derzeit auch über 800 Euro – bei acht Modulen würden wir hier bei 6.400 Euro für 1 TB an Arbeitsspeicher landen.
Gekühlt haben wir den Ryzen Threadripper Pro 3995WX einmal mit einem Noctua NH-U14S, dann einer Eisbär Pro All-in-One von Alphacool und auch noch einem Eisblock XPX Pro Aurora Light, ebenfalls von Alphacool. Die Unterschiede in der Kühlung spielen hier aber keine Rolle, dazu kommen wir in einem gesonderten Test.