TEST

Intels Comeback

Zweimal Xeon 6972P mit 96 Kernen und 12x DDR5-6400 im Test - Fazit

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Wir haben diesen Artikel mit "Intels Comeback" überschrieben und das aus gutem Grund. Die zwei Xeon 6972P liefern vor allem in Anwendungen, für die Intel die Performance-Kern-Serie auserkoren hat, teilweise deutlich mehr Leistung als die Konkurrenz. Besonders HPC- und KI-Anwendungen sind hier hervorzuheben. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass Intel einerseits weitreichende Verbesserungen in der Inter-Package-Kommunikation vorgenommen hat, die einzelnen Kerne schneller geworden sind, man aber auch mit 500 W auf ein deutlich höheres Power-Budget zurückgreifen kann und der L3-Cache in der Kapazität deutlich angewachsen ist.

Das Speicherinterface ist sicherlich etwas, was hier heraussticht. Zwar besitzen auch die aktuellen EPYC-Prozessoren ein Zwölfkanal-Speicherinterface, dieses kommt mit DDR5-4800 aber nicht an die Werte heran, die Intel mit DDR5-6400 nun erreicht. MRDIMMs mit 8.800 MT/s dürften noch einmal ein deutliches Plus bedeuten. Inwieweit das schnellere Speicherinterface in den Benchmarks eine Rolle spielt, hängt sehr von der jeweiligen Anwendung ab. Vor allem die HPC-Anwendungen profitieren häufig aber von schnellem Speicher. Auch KI-Anwendungen dürften einen Vorteil aufzeigen, aber leider standen uns keine MRDIMMs zur Verfügung.

Einer der Ausreißer im Test war der NAMD-Benchmark, der auf unserem System mit den zwei Xeon 6972P keine zufriedenstellende Leistung abrufen konnte. Warum dies so ist, konnten wir noch nicht herausfinden. Wir sind aber nicht die einzige Redaktion, die mit der NAMD-Leistung so ihre Probleme hatte.

Datenbank-Anwendungen und Media-Encoding sind nicht die Stärken der Xeon-6900P-Serie, aber dazu ist sie auch nicht ausgelegt. Hierzu hat Intel die Xeon-6700E-Serie auf den Markt gebracht, die in solchen Anwendungen deutlich effizienter ist. Bei den KI-Anwendungen zeigen die zwei Xeon 6972P auch wegen der AMX-Beschleunigung, was sie zu leisten im Stande sind. Inwieweit Intel damit aber konkurrenzfähig zu den dedizierten Beschleunigern wie dem eigenen Gaudi 3, vor allem aber der Übermacht von NVIDIA sind, steht auf einem anderen Blatt.

Zur Effizienz und dem Stromverbrauch wollen wir auch noch ein paar Worte verlieren. Mit einer TDP von 500 W pro Sockel war damit zu rechnen, dass wir uns hier in einem Bereich bewegen werden, in dem von zwei CPUs in der Spitze auch mal 1.000 W verbraucht werden. Dies war aber nur kurzzeitig bzw. in wenigen Benchmarks der Fall, wo dann auch die Auslastung stimmte. Die Mehrleistung rechtfertigt gegenüber einem auch nicht sparsamen System mit zwei Intel Xeon 8592+ oder den EPYC-Modellen aber häufig auch den Mehrverbrauch. Insofern folgt Intel hier ebenfalls nicht seinem alten Mantra einfach ein paar mehr Kerne mit einer deutlich höheren TDP auf das Problem zu werfen, sondern findet ein deutlich ausgewogeneres Verhältnis aus Leistung und Verbrauch.

Die Unterstützung von CXL 2.0 spielt für die Xeon-6-Serie sicherlich auch eine wichtige Rolle, aber dies ist nichts, was wir uns außerhalb der Theorie genauer anschauen können – auch weil uns schlichtweg die Hardware fehlt. In der Theorie spielt die mögliche Speichererweiterung per CXL 2.0 eine wichtige Rolle, vor allem wenn es darum geht die Kosten möglichst niedrig zu halten, ohne in der Leistung Einbußen hinnehmen zu müssen.

Die Aufteilung in Xeon-Prozessoren mit Efficiency- und Performance-Kernen tut der Xeon-Produktpalette gut. Intel hat scheinbar endlich erkannt, dass es die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt - und dass es auch kein Geschäftsmodell ist, den Markt mit dutzenden Varianten zu fluten und den Kunden dann noch mit Extraleistungen wie zubuchbaren Beschleunigern zu schröpfen. Weniger ist manchmal mehr und mit der E- und P-Kern-Serie konzentriert sich Intel auf die Stärken der jeweiligen Kerne.

Nun gilt es die Serie in beide Richtungen weiter auszubauen: Die Xeon-6900E-Prozessoren mit bis zu 288 E-Kernen pro Sockel werden Anfang 2025 ebenso heiß erwartet wie die Xeon-6700P-Serie mit weniger Performance-Kernen auf Basis des kleineren Sockels. Zwischenzeitlich wird AMD aber auch seine nächste EPYC-Generation alias Turin auf den Markt bringen. Auch AMD plant mit Zen-5- und Zen-5c-Kernen und setzt seine Strategie in dieser Hinsicht fort. Mit der Xeon-6E- und Xeon-6P-Serie hat AMD nun aber auch eine starke Konkurrenz, die man zunächst einmal schlagen muss.

Intel Xeon-6900P-Serie

  • hohe HPC- und KI-Leistung
  • Unterstützung von DDR5-6400 und MRDIMM bei 8.800 MT/s

  • weniger PCIe-Lanes als AMDs Plattform
  • hohe Spitzenlast
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