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Für viele dürfte 2016 eines der weniger erfreulichen Jahre gewesen sein. Musik- und Film-Fans trauerten um zahlreiche verstorbene Stars, vielerorts wurden die Sorgen aufgrund des Aufstiegs von Populisten größer. Aber auch in der Welt der Technik gab es in den vergangenen zwölf Monaten so manch wichtige Meldung - mal mit Erstaunen, mal mit Schmunzeln verbunden. Ein nicht immer ganz ernst gemeinter Blick auf Highlights des Jahres.
Der Totgeglaubte könnte zurückkehren
Den Anfang macht dabei ein Produkt, dass erst 2017 in den Handel kommen wird, aber schon 2016 für viel Wirbel sorgte. Die Rede ist von AMDs RYZEN-Prozessoren auf Zen-Basis, die erstmals seit sehr langer Zeit wieder Intel ernsthaft unter Druck setzen sollen. Nun darf man Versprechungen von Unternehmen nicht blind vertrauen, aber selbst erste Testergebnisse deuten an, dass der Prozessormarkt neuen Schwung erhalten wird. Die Leistungskrone dürfte AMD nicht erobern, aber im oberen Drittel dürften die neuen Chips vermutlich mitspielen.
Ob sich die Bemühungen am Ende auch auszahlen werden, ist hingegen eine ganz andere Frage. Denn viele Fragen sind noch nicht beantwortet: Ruft AMD konkurrenzfähige Preise auf? Bieten genügend Mainboard-Hersteller passende Platinen an? Werden die Prozessoren frühzeitig und in ausreichenden Stückzahlen verfügbar sein? Und wie reagiert am Ende Intel? Zu wünschen ist RYZEN nur das Beste, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft - und innovativ hat Intel sich zuletzt aufgrund der eigenen Position nicht gezeigt.
Windows RT bekommt einen Stiefbruder
Aber nicht nur AMD plant eine Art Comeback, auch Microsoft arbeitet an einem solchen - bedauerlicherweise. Denn die Ankündigung, dass Windows 10 ab dem kommenden Jahr auch auf bestimmte Qualcomm-SoCs laufen soll, weckte Erinnerungen an Windows RT. Jenen Ableger des Betriebssystems, der binnen kürzester Zeit vom Hoffnungsträger zum ungeliebten Ableger mutierte und schnell wieder in der Versenkung verschwand. Der Grund: Kaum ein Entwickler unterstützte Microsofts Vision von einem Windows auf ARM-Basis.
Immerhin hat man aus diesem Fehler gelernt. Es bleibt zwar bei ARM, nun sollen aber alle Win32-Programme laufen - nicht nativ, aber immerhin. Was genau man mit diesem Schritt bezweckt ist ein noch gut behütetes Geheimnis. Es dürfte am Ende aber auf das sagenumwobene Surface Phone hinauslaufen, auf das viele noch hoffen, am Ende aber niemand kaufen wird. Warum auch? Kaum jemand dürfte Interesse daran haben, vollwertige Windows-Software auf einem 5-Zoll-Display zu nutzen.
Vielleicht kommt es am Ende aber auch ganz anders und Microsoft will mit dieser Partnerschaft lediglich Intel unter Druck setzen. Denn die Kalifornier bieten ihre Einsteigerprozessoren für Tablets und ähnliches nicht gerade zum Schnäppchenpreis an, was Microsofts Expansion in die unteren Preissegmente erheblich behindert.
Messenger Nummer 178.366.665.179
Das Thema „Produkte, die die Welt vermutlich nicht braucht“ bediente 2016 auch Google. Mit Allo und Duo stellte man Mitte Mai zwei weitere Messenger vor, die für sich genommen kaum etwas Neues boten. Denn nicht nur, dass Google selbst alle Funktionen bereits in anderen Diensten anbietet, auch die Zahl der Konkurrenten aus anderen Häusern ist groß. Dabei hat man es sogar geschafft, den Datenschutz zu vernachlässigen - verschlüsselt werden Übertragungen nur auf eigenen Wunsch hin und nur verbunden mit Einschränkungen.
Inzwischen konnte aber zumindest Allo ein wenig Freude bereiten. Denn der integrierte Assistent spricht nicht nur Deutsch, sondern entpuppt sich als bereits ausgesprochen intelligent. Warum man sich als Android-Nutzer dafür die nächste App installieren muss, bleibt aber eine unbeantwortete Frage. Schließlich hätte man den Helfer schlicht und ergreifend in Google Now integrieren können.
Yahoo ist der traurige Witz des Jahres
Gäbe es einen Preis für das lächerlichste IT-Unternehmen des Jahres, würde Yahoo die Plätze eins bis drei einnehmen. Oder: Gäbe es einen Wikipedia-Eintrag zum Thema „Wie führe ich ein Unternehmen mit Rekordgeschwindigkeit in den Abgrund“, Yahoo würde als Paradebeispiel genannt.
Denn nicht nur, dass unter der Führung von Marissa Mayer völlig absurde Übernahmen zu überzogenen Summen vorgenommen wurden, die sich dann wenig überraschend nicht als Trendwende entpuppten: Am Ende dürfte die Kombination aus keinem Interesse an Datenschutz und lächerlicher Außenkommunikation dem Unternehmen das Genick brechen - oder zumindest für den Abgang Mayers sorgen.
Innerhalb weniger Monate musste Yahoo gleich zwei massive Hacker-Angriffe eingestehen, die einmal mehr als 500 Millionen, ein anderes Mal mehr als eine Milliarde Nutzer-Konten betrafen. Dumm nur, dass über die beiden Attacken nicht zeitnah informiert wurde. Im ersten Fall lagen eineinhalb Jahre dazwischen, im zweiten etwa drei. Und was sich am Ende nicht einmal der beste Comedy-Autor ausdenken könnte: Den zweiten Angriff bemerkte Yahoo erst, als man von den Ermittlungsbehörden darüber informiert wurde. Die Kirsche auf der Sahne ist dann das teilweise unverschlüsselte Ablegen von Nutzerdaten auf Servern.
Thunderbolt 3 nimmt Fahrt auf
Im vergangenen Jahr gab es aber nicht nur Meldungen zu überflüssigen Produkten oder traurigen Anlässen. Denn auch wenn es anders erscheint: Die IT-Branche hat auch Gutes zustande bekommen. Stellvertretend dafür haben wir Thunderbolt 3 ausgewählt.
Vorgestellt wurde die Universal-Schnittstelle zwar schon 2015, doch so richtig im Markt angekommen ist sie erst jetzt. Dabei zeigt sich, dass der Erfolg größer als bei den Vorgängern ausfallen wird, schließlich vertrauen nicht nur einige wenige Hersteller auf das Multitalent, mit dessen Hilfe sich beispielsweise schlanke Notebooks und Tablets in Gaming-Rechner verwandeln lassen - Stichwort ASUS ROG XG Station 2.
Dabei zeigt sich jedoch, dass es intelligente und weniger intelligente Unternehmen gibt. Erstere Gruppe ist sich darüber im Klaren, dass es eine Zeit des Wandels ist und bietet entsprechend auch alternative Schnittstellen an. Die zweite Gruppe weiß das vermutlich auch, es ist ihr nur vollkommen egal. Möchte jemand einen Apfel?