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Der Einsatz einer Werbeblockersperre auf Bild.de hat die Diskussion rund um das Für und Wider von Werbung im Internet neu befeuert. Die Maßnahme soll dabei nach eigenen Angaben sehr erfolgreich gewesen sein, mit Gruner + Jahr fand sich zudem ein Nachahmer. Doch das konsequente Aussperren von Nutzern, die einen Adblocker verwenden, dürfte lediglich ein Zwischenschritt beim Wettrüstern beider Lager sein. Denn in Großbritannien und Italien schaltet sich eine bislang neutrale Partei ein, die sich - zumindest auf den ersten Blick - auf Seiten der Nutzer schlägt.
In beiden Regionen will der jeweilige lokale Mobilfunk-Ableger - Three UK und Three Italy - des chinesischen Konzerns Hutchison Whampoa Limited Werbung auf Netzebene blockieren. Zum Einsatz kommt dabei die vom israelischen Startup Shine entwickelte Lösung, an der auch die Deutsche Telekom Interesse gehabt haben soll.
Three UK betont, dass man lediglich die Werbung blockieren würde, die für den Nutzer irrelevant oder gefährlich sei. Zu oft würden Werbende ohne Wissen und Zustimmung Daten sammeln und auswerten, so das Argument. Zudem sei es nicht hinnehmbar, dass die Übertragung der Anzeigen letztlich vom Nutzer bezahlt würden. Wann genau die Shine-Technik scharfgeschaltet wird, lassen beide Provider bislang offen. In den kommenden Monaten will man aber weitere Details verraten.
Dazu dürfte dann auch gehören, wer genau entscheidet, welche Werbung zu aufdringlich oder irrelevant ist. Befürchtet wird, dass es am Ende auf das gleiche System wie beim stark kritisierten Tool Adblock Plus hinauslaufen wird. Dort können sich Unternehmen gegen Zahlung auf eine Whitelist setzen lassen und damit in vielen Fällen die Blockade umgehen. Für Three UK und Three Italy würde das bedeuten: Soll eine bestimmte Werbung nicht herausgefiltert werden, muss der Werbende dafür zahlen.
Kritiker verweisen darauf, dass die Blockade von Inhalten auf Netzebene eine klare Verletzung der Netzneutralität darstelle. Direkt und indirekt wird dies von mehreren Providern eingeräumt. Der jamaikanische Anbieter Digicel, der ebenfalls Shine-Software verwendet, hatte im vergangenen Herbst beispielsweise klar kommuniziert, dass es um eine neue Einnahmequelle gehe. Es könne nicht sein, dass Unternehmen wie Facebook und Google auf Kosten anderer hohe Gewinne generieren würden. Ähnlich hatten in der Vergangenheit auch die Deutsche Telekom und Vodafone argumentiert. Die Netzbetreiber werfen den Konzernen vor, dass sie die Infrastruktur für ihre Dienste benötigen, sich an den Kosten für Ausbau und Betrieb aber nicht beteiligen würden.