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Und täglich grüßt das Murmeltier – es gibt wieder neue Aussagen zur geplanten Chipfabrik von Intel bei Magdeburg. Seit der Ankündigung im März des vergangenen Jahres gibt es ein wildes Zahlenspiel aus projektierten Kosten und Summenspiele um Subventionen und reine Kosten für Intel.
Die ursprüngliche Ansage seitens Intel war: In einer ersten Projektphase sollen 17 Milliarden Euro in zwei Halbleiterwerke investiert werden. Diese 17 Milliarden sollen aber die reine Investitionssumme von Intel gewesen sein – ohne jegliche Subventionen der EU, Bundesregierung oder den lokalen Behörden. In den vergangenen 12 Monaten aber hat sich die weltpolitische Lage gewandelt, Baukosten sind zwischenzeitlich explodiert, Energiepreise gerade in Deutschland waren vor einem halben Jahr auf einem Allzeithoch. Entsprechend wurden die Baukosten immer wieder neu bewertet und es wurde um weitere Subventionen geschachert.
Der European Chips Act wurde inzwischen bewilligt, bereits zur Ankündigung wollte der Bund 6,8 Milliarden Euro zuschießen. Doch dies soll Intel nicht mehr ausreichen – trotz eines weiteren Entgegenkommens mit vergünstigten Energiepreisen. Zwischenzeitlich wurde aus 17 + 6,8 = 23,8 Milliarden ohnehin bereits 27 bis 30 Milliarden Euro und nach der ersten Euphorie rund um ein Halbleiterwerk von Intel mehrten sich die Kritiken an dem Projekt.
Die Financial Times zitiert Bundesfinanzminister Lindner nun wie folgt:
Intel soll inzwischen 10 Milliarden Euro an Subventionen fordern. Von einer Gesamtsumme von 30 Milliarden Euro ist man also nicht mehr allzu weit entfernt. Zieht man die für Großprojekte übliche Kostensteigerung in Betracht, dürfte man diese Grenze ohnehin reißen.
3.000 Arbeitsplätze sollen direkt bei Intel entstehen. In etwa doppelt so viele dürften bei den Zulieferern entstehen. Ob dies 10 Milliarden an Subventionen rechtfertigt, dürfte fraglich sein. Ein in Sachen Halbleiterfertigung unabhängiges Europa entsteht durch die Ansiedlung von Intel und auch TSMC ohnehin nicht. Beide Unternehmen können ihre Fabriken von heute auf morgen herunterfahren, dazu genügt es schon die wichtigsten Mitarbeiter abzuziehen – so haben es die USA in China bereits getan. Wichtige Kerntechnologien wie das Packaging führt TSMC weiterhin in Taiwan aus und wird dies auch in seinen Fabriken in den USA oder Japan nicht dorthin auslagern. Europäische Halbleiterhersteller wie STMicroelectronics müssen sich weiter an China binden, um ihre Lieferkette absichern zu können. Eine Unabhängigkeit Europas von China oder den USA in dieser Hinsicht liegt noch in weiter Ferne und wird auch durch stark geförderte Projekte mit Intel und TSMC nicht besser.
1. Update:
Laut Handelsblatt haben Intel und die Bundesregierung nun doch noch einen Kompromiss gefunden. Statt der ursprünglich avisierten 6,8 Milliarden bekommt Intel nun 9,9 Milliarden Euro an Subventionen. Der Vertag soll über das Wochenende zusammengestellt werden. Intels CEO Pat Gelsinger wird am Montag zur Unterzeichnung erwartet.
2. Update
Nun haben wir es auch offiziell. Die Fab bei Magdeburg wird kommen. Die gesamte Investitionssumme beläuft sich auf mehr als 30 Milliarden Euro. Angaben zu den Investitionen macht Intel nicht. Den bisherigen Berichten zufolge sollen 9,9 Milliarden Euro von der EU, dem Bund und an lokaleren Förderungen fließen.
In Anbetracht des derzeitigen Zeitplans und des Umfangs der Investition plant Intel nach eigenen Angaben, dass in den Fabs bei Magdeburg fortschrittlichere Technologie der Angstrom-Ära einzusetzen als ursprünglich vorgesehen einsetzen wird. Der Standort Magdeburg wird Intel für die eigenen Prozessoren und Kunden der Intel Foundry Services dienen.