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Chipfertigung

Unabhängigkeit wird zwei Jahrzehnte brauchen

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Unabhängigkeit wird zwei Jahrzehnte brauchen
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Eine Hauptmotivation hinter dem Aufbau einer Chipfertigung in den USA und Europa ist, dass sich die Unternehmen unabhängiger von Asien und hier im speziellen Taiwan machen wollen. Der gesamte US und EU Chips Act in Form der Fördergelder beruht auf einer geplanten Unabhängigkeit der westlichen Regionen.

Dass dies aber nicht mit dem Aufbau milliardenschwerer Fabriken getan ist, dürfte nur die wenigsten überraschen. Die Lieferketten sind komplex und oft reicht es schon, wenn ein kleines Rädchen im Getriebe gestört wird. Nehmen wir für die Belichtung der Chips alleine die dazu notwendigen Maschinen von ASML. Hier wiederum gibt es Abhängigkeiten in der darin verbauten Optik vom ASML-Zukauf Berliner Glas und der Carl Zeiss AG. 

Geht man bis ins kleinste Bauteil, ist es aktuell schlichtweg unmöglich, sich für alle Komponenten der Lieferkette regional unabhängig zu machen. Hochreines Neon-Gas war mit Beginn des Angriffskrieges Russland gegen die Ukraine kurzzeitig nicht verfügbar, weil ein Großteil der weltweiten Kapazitäten aus der Ukraine kommt. Das Gas wird in dieser Reinheit aber ebenfalls in der Chipfertigung benötigt.

Dieser Umstand ist wohl auch NVIDIA bewusst. Als größter "Fabless"-Chiphersteller ist man aktuell im höchsten Maße von TSMC abhängig – sowohl für die Fertigung der eigentlichen Chips wie auch beim Packaging. Auf einer Konferenz der New York Times (via Bloomberg) wird NVIDIAs CEO Jensen Huang damit zitiert, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis sich die USA in der Lieferkette komplett unabhängig machen können:

We are somewhere between a decade and two decades away from supply chain independence (...) It’s not a really practical thing for a decade or two.
- NVIDIA CEO Jensen Huang

Während Intel zumindest in der Fertigung der Chips neben neuen Fabs in Europa und den USA auch die entsprechenden Packaging-Kapazitäten aufbauen möchte, ist sich TSMC seiner Rolle für Taiwan und der wirtschaftlichen sowie politischen Relevanz durchaus bewusst. So baut TSMC kleine bis mittlere Fertigungskapazitäten in den USA aus und hat Pläne für Europa und Japan. Das aktuelle Filetstück, das Packaging, verbleibt aber bis auf weiteres in Taiwan selbst. Ohne das entsprechende Packaging ist eine externe Fertigung der eigentlichen Chips aber weitestgehend wertlos und insofern bindet TSMC sich selbst somit weiterhin an Taiwan.

Aktuell sind in Deutschland die enormen Fördersummen für die Fabs von Intel, Wolfsspeed und TSMC in der Diskussion. Begründet werden die Milliardensummen ebenfalls mit einer gewissen Unabhängigkeit für den europäischen Markt. Aber auch hier meist außer Acht gelassen wird, dass die Fertigung der Chips alleine noch keine vollumfängliche Unabhängigkeit bedeutet.

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