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Ob die Oculus Rift, die Samsung GearVR oder die HTC Vive – sie sind allesamt nicht nur bekannte VR-Brillen, sondern leider auch ziemlich teuer oder derzeit nur für Entwickler erhältlich. Doch mit ein bisschen Bastelaufwand lässt sich schon für ein paar Euro ein vorsichtiger Blick durch eine solche Brille in die virtuelle Welt werfen. Denn schon für unter 10 Euro kann man sich seine VR-Brille selbst zusammenbauen.
Initiator der kleinen Karton-Brillen war der Suchmaschinengigant Google, der im Juni des vergangenen Jahres im Rahmen seiner Entwicklerkonferenz "Google I/O" allen Teilnehmern am Ende der Veranstaltung ein kleines Päckchen überreichte, welches auf den ersten Blick zwar unscheinbar wirkte, sich bei genauerem Hinsehen aber als spannender Bausatz entpuppte. Denn neben einem vorgestanzten Karton mit einigen Aussparungen und Klebestreifen, befanden sich in dem Päckchen auch zwei Linsen und ein Magnet. Die Anleitung zum Aufbau war aufgedruckt, genau wie ein QR-Code zum Download der Google-eigenen Cardboard-App. All das machte das Stück Pappe aber natürlich noch längst nicht zu einer waschechten VR-Brille, denn als kleiner Computer und Display musste das eigene Smartphone hinter die Linsen gesteckt werden.
In der Zwischenzeit hat sich in diesem Bereich einiges getan. Stand am Anfang nur die Google-eigene Cardboard-App mit unterschiedlichen Demos zur Verfügung, gibt es im PlayStore inzwischen eine Vielzahl von Apps, Demos und sogar Spielen. Selbst den Sprung auf die Konkurrenz-Plattform von Apple hat man geschafft, wenngleich es hier die offizielle App von Google natürlich nicht gibt.
Bausatz für unter 10 Euro
Den Bausatz für die Karton-Brille stellt Google inzwischen aber für alle Interessierte zum Download bereit. Dann muss allerdings nicht nur der Karton zugeschnitten, sondern auch die notwendigen Linsen und Magnete hinzugekauft werden. Im Internet, beispielsweise bei Amazon oder eBay, gibt es aber auch den kompletten Bausatz zu kaufen und das für unterschiedliche Display-Größen und Geräte-Arten. Die kleinen Brillen sind so nicht nur für 5,0-Zoll-Geräte verfügbar, sondern auch für kleinere und größere Smartphones. Zudem ist meist ein kleines NFC-Kärtchen mit dabei, worüber das Smartphone automatisch die VR-App startet, sobald es in die Brille geklemmt wird. Über den Magneten kann die Steuerung innerhalb der App vorgenommen worden, da das Smartphone bei Berührung oder Verschiebung des Magneten, die Änderungen am Magnetfeld erkennt.
Bei Amazon bezahlt man für einen Bausatz je nach Smartphone-Größe zwischen 4,49 und 7,49 Euro – zuzüglich der Versandkosten und einer doch langen Wartezeit, werden die Karton-Stücke doch meist aus Asien importiert. Wer noch einen Tragegurt haben möchte, muss weitere 60 Cent zusätzlich der Versandgebühren investieren. Wir haben uns einen solchen Bausatz einmal kommen lassen.
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Nur wenige Handgriffe notwendig
Eine Anleitung lag unserem Bausatz leider keine bei, auch einen Hinweis auf einen möglichen Download dieser gab es nicht. Der Zusammenbau ist allerdings denkbar einfach und binnen weniger Minuten geschafft. Zunächst einmal faltet man seine VR-Brille an allen vorgestanzten Stellen vor, setzt die beiden Linsen in das Gestell und faltet die Brille nach dem „Malen nach Zahlen“-Prinzip zusammen, denn an den wichtigsten Stellen sind der Reihe nach Zahlen abgedruckt. Dort, wo unter Umständen geklebt werden muss, sind ebenfalls Markierungen vorhanden. Wer dennoch Hilfe benötigt, findet im Internet auf YouTube oder direkt bei Google entsprechende Hilfestellungen. Nach dem Zusammenbau der Brille, muss das Smartphone nur noch mit ein paar Anwendungen bestückt und in das Gestell gesteckt werden. Schon kann die virtuelle Welt betreten werden.
Für unsere Tests stand uns lediglich ein Apple iPhone 5S zur Verfügung, welches über eine Bildschirm-Diagonale von 4,0 Zoll verfügt und mit 1.366 x 640 Bildpunkten auflöst. Hierfür griffen wir auf einen Bausatz für 5,0-Zoll-Geräte zurück. Da das Smartphone damit etwas zu klein aber zu groß für den nächst kleineren Bausatz ist, steckten wir das Telefon in eine Schutzhülle und erst danach in den Brille. Damit war ein sicherer und vor allem stabiler Halt möglich - zu einem Verschieben des Smartphones kam es nicht. Trotzdem aber konnten wir beim ersten Durchsehen durch die Brille die Pixel zählen - ein Gerät mit einer höheren Auflösung wäre also nicht verkehrt. Trotzdem aber stört das den Spaß mit der Selbstbau-Brille nicht, etwas störender ist eher die Qualität der Linsen und vor allem deren Abstand untereinander, denn wirklich scharf und Deckungsgleich war das Bild leider nicht; der Effekt damit nicht ganz so gut wie erhofft.
Zahlreiche Apps für Android und iOS
Trotzdem aber macht die VR-Brille für ein paar Stunden Spaß und wird gerne innerhalb der Familie oder im Freundeskreis durchgereicht, wenn man die nächste, gut funktionierende und coole App im Store entdeckt hat. Das Bild auf dem Smartphone wird dabei natürlich zweigeteilt, mithilfe der verschiedenen Beschleunigungssensoren erkennt das Smartphone automatisch die Blickrichtung, sodasss ein 360-Grad-Blickwinkel möglich wird. In der Praxis funktionierte das sehr gut. Will man allerdings die App wechseln, oder muss noch einmal per Fingertab eine Auswahl treffen, muss das Smartphone leider aus der Brille herausgenommen werden.
Im App-Store von iOS gibt es inzwischen ebenfalls eine Vielzahl an Apps und Demos, wenngleich die offizielle Cardboard-App von Google fehlt. Wir konnten in einer Achterbahn Platz nehmen und in ihr ein paar Runden drehen, an einer Schneeballschlacht teilnehmen oder uns von einem Dummy über eine actiongeladene Rennstrecke chauffieren lassen. Eine Zombiejagd gab es in der virtuellen Welt ebenso wie ein Rundgang durch das Touch Mahal. Über eine andere App konnten wir auf unsere Smartphone-Videos zugreifen oder uns mit YouTube verbinden und diese in einem Kinosaal mit weiteren Zuschauern auf der Leinwand abspielen. Wer nach "Cardboard" oder einfach nur nach "VR" sucht, der wird schnell fündig. Im Android-Store gibt es sogar eine eigene Kategorie. Zahlreiche Apps sind zudem kostenlos.
Nerdiges Gimmick für Zwischendurch
Mit der Qualität, aber auch der Funktionsweise einer Oculus Rift kann die Selbstbau-Brille natürlich nicht mithalten - das sollte bei einem Preis von unter 10 Euro und der geringen Bastelarbeit aber auch schon von vornherein klar sein. Wer sich am Wochenende ein paar spaßige Stunden gönnen möchte und ohnehin ein aktuelles Smartphone mit hochauflösendem und großem Display besitzt, für den empfiehlt sich ein Blick auf die Bastel-Brille. Für Nerds ist sie durchaus ein nettes Gimmick für Zwischendurch! Wir hatten jedenfalls unseren Spaß!