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Während die PlayStation 4 in den USA und Kanada bereits seit einigen Tagen erhältlich ist, müssen sich an der Xbox One Interessierte sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks noch bis übermorgen gedulden.
Aber schon heute können sich diejenigen, die noch zwischen beiden neuen Konsolen schwanken, einen genaueren Einblick verschaffen. Denn in den USA sind in der vergangenen Nacht zahlreiche Tests veröffentlicht worden, in denen die Xbox One mal mehr, mal weniger umfangreich auf Herz und Nieren geprüft wurde. Dabei dürfte die Software der der Verkaufsversion entsprochen haben, anders also als im Falle der PlayStation 4; hier stand der „Day-One-Patch“ nicht zur Verfügung.
Vorweg: Einigkeit herrscht bei der Zahl der Funktionen. Microsofts neue Konsole wird in nahezu allen Berichten für ihre Vielseitigkeit gelobt. Denn die Xbox One soll nicht nur für Spieler interessant sein, sondern das neue Zentrum der Heimunterhaltung werden. So können TV-Receiver eingebunden und per Kinect oder Controller bedient werden, aber auch die verschiedenen Microsoft-Dienste für Musik und Video sollen für Unterhaltung sorgen.
Das Potential wird nicht ausgeschöpft
Die Kollegen von Polygon verweisen in ihrem Fazit deshalb auf den vielseitigen Einsatz, die Xbox One sei rund um die Punkte Entertainment, Apps und „connected experiences“ entwickelt worden, „verknüpft durch Kinect“. Allerdings wird die überarbeitete Bewegungserkennung auch kritisiert. Denn es würden zum Start Möglichkeiten fehlen, das Potential voll auszuschöpfen. Aber man sei für die Zukunft gewappnet, auch in Hinblick auf die Steuerung der Konsole per Sprache. Auf der Haben-Seite würden zudem die guten Starttitel und die Multitasking-Lösung stehen. Insgesamt sei die Xbox One eine „eindrucksvolle Verbindung von Software und Hardware“, das Resultat sind 8 von 10 Punkten.
Ein paar mehr Schwachpunkte hat Engadget gefunden. Zwar ist man auch hier vom Multitasking sowie der Steuerung per Sprache begeistert, die Zahl und Qualität der Exklusiv- und Starttitel sei aber schlechter als erhofft. Zudem würden noch einige Funktionen fehlen, die Microsoft erst in den kommenden Wochen und Monaten zur Verfügung stellen will oder kann. Keinen Zweifel hat man daran, dass die Leistung, die geringer als bei der PlayStation 4 ausfällt, in absehbarer Zeit ein Problem werden könnte. Die Xbox One sei eine „leistungsstarke Konsole“, die sich derzeit aber allenfalls durch eine „teure Kamera und nur wenigen Exklusivtiteln“ von der Konkurrenz abhebt; der Preis wird mehrfach als zu hoch bezeichnet.
Kinect (noch) mit Schwächen
Anders bei The Verge. Hier wird vor allem mit dem Potential der Konsole argumentiert, entsprechend sei der Preis angemessen. Die Xbox One sei tatsächlich für eine Dekade konzipiert, sei es der Einsatz als Medienzentrale oder die Möglichkeit, zahlreiche Apps nachträglich zu installieren. Allerdings würden viele Funktionen noch fehlen, eine Einschätzung, die man mit Engadget und einigen anderen Testern teilt. Allerdings zielt The Verge mit seiner Kritik vor allem auf Kinect. Hier würden nicht nur Features, sondern auch die Genauigkeit fehlen. Zu oft würden Kommandos falsch oder gar nicht erkannt werden, vor allem bei der Bedienung des Fernsehers oder angeschlossener Receiver. Deshalb kommt man zu dem Schluss, dass die Xbox One eine tolle Konsole werden kann, wenn Microsoft seine Versprechen hält und die Menüführung an einigen Stellen überarbeitet. Am Ende reicht es aber dennoch für eine bessere Wertung - 7,8 von 10 Punkten - als bei der PlayStation 4, nicht zuletzt aufgrund des wohl besseren Angebots an Starttiteln.
Eher ernüchternd fällt das Fazit von Kotaku aus. Hier beantwortet der Tester die Frage, ob man eine Xbox One braucht, schlicht mit „noch nicht“. Dabei kommt man zum gleichen Schluss wie fast alle Medien, die sich bereits mit der Konsole auseinandersetzen konnten: Vieles fehlt noch, vieles ist nicht zu Ende gedacht. In fast allen Bereichen sei die Konsole gut, zur Spitze würden aber immer wieder einige Punkte fehlen. Kinect sei nicht immer präzise genug, die Integration der Fernsehfunktionen nicht immer schlüssig, das Multitasking nicht immer schnell oder einfach genug. Positiv bewertet wird aber auch hier das Angebot an Spielen, das zum Start bereit steht. Kein eindeutiges Fazit gibt es hingegen beim Controller. Dieser sei an einigen Stellen klar verbessert worden, an anderen hingegen sei das Vorgängermodell besser.
Ein klarer Freund der neuen Version ist hingegen VG247. Zwar gebe es Schwachpunkte, insgesamt sei der Controller der Xbox One aber klar besser als der der PlayStation 4. Überraschend gut bewertet man Kinect, Probleme mit der Sprach- und Gestenerkennung werden nicht geschildert. Ein finales Fazit gibt es aber noch nicht. Eher der Masse schließt sich Wired an. Die Xbox One sei vielseitig einsetzbar, hier und da würden aber Hilfestellungen oder Funktionen fehlen. Überzeugt habe vor allem das Multitasking, aber auch die Integration der TV-Funktionen. Der neue Controller sei eine sinnvolle Weiterentwicklung, letztlich aber als Version mit Akkus zu teuer.
Leise und genügsame Konsole
Einigkeit bei allen Testen herrscht in den Punkten Leistung und Geräuschentwicklung. Erstere soll ausreichend hoch sein, letztere sehr gering, Engadget spricht von „sehr, sehr leise“ - genaue Werte nennt aber niemand. Zufrieden ist man auch mit der Benutzeroberfläche, die sich im Wesentlichen an der der Xbox 360 orientiert. Wirkliche Kritik gibt es allenfalls am Umgang mit der „Snap“-Funktion sowie an Skype. Erstere wäre eher ein optischer Blender, der Video-Chat hingegen nicht ausreichend tief ins System integriert. Als akzeptabel wird der Energiebedarf nahezu einhellig bezeichnet. Im Hauptmenü benötigt die Konsole zwischen 60 und 70 Watt, unter voller Last rund 120 Watt. Einzig die beinnahe 20 Watt, die sich die Xbox One im Standby genehmigt, erscheinen zu hoch.
Fasst man die bisherigen Bewertungen zusammen, scheint die Xbox One eine durchaus gute Konsole zu sein, die allerdings weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Mit einer gewissen Skepsis sollten die Aussagen bezüglich der Leistung betrachtet werden. Denn diesen steht die Kritik an zahlreichen Spielen entgegen, die nicht in Full-HD laufen. Berücksichtigen muss man hierzulande zudem, dass das Entertainment-Angebot sowie die TV-Funktionen deutlich beschnitten sind. Die Stärken, die die Xbox One in diesem Bereich den US-Kollegen zufolge haben soll, spielen für den hiesige Nutzer nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Wer sich aufgrund der Testberichte noch kurzzeitig für die Xbox One entschieden hat, dürfte Glück haben. Denn zum Start am kommenden Freitag soll es auch ohne Reservierung noch möglich sein, die 499 Euro teure Konsole direkt zum Start zu erwerben.