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Polaris könnte bald den Sprung ins tiefere Notebook-Becken wagen

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Polaris könnte bald den Sprung ins tiefere Notebook-Becken wagen
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In der vergangenen Woche nutzte AMD das verlängerte Osterwochenende dazu, um mit der Radeon RX 580, RX 570, RX 560 und der Radeon RX 550 seine nächste Grafikkarten-Generation einzuläuten. Während die drei größten Modelle lediglich leicht aufgefrischt wurden und größtenteils auf den bestehenden Polaris-Grafikkarten basieren, setzt der kleinste Ableger auf einen abermals abgespeckten Grafikprozessor, welchen es so bislang nicht gegeben hat – das kleinste Modell ist damit die eigentliche Neuheit innerhalb der Radeon-500-Familie. Auf ihrer Webseite listet die Chipschmiede noch weitere Modelle, lässt in den einzelnen Produktbeschreibeschreibungen aber einige Fragezeichen aufkommen.

Neue Modelle ganz alt fürs Notebook

So listet AMD mit der Radeon 530 und Radeon 520 zwei weitere Modelle, welche sich auf unseren Präsentationsfolien zum NDA-Fall nicht befunden hatten. Böse Zungen könnten behaupten, dass dies von AMD durchaus so gewollt war, denn wirklich leistungsstark dürften die beiden Grafikchips nicht sein. Außerdem beweist AMD mit ihnen womöglich wieder einmal mehr sein Können beim Rebranding. Nach genauem Hinsehen erkennt man, dass es sich bei beiden Karten vermutlich um alte Bekannte handelt, die sogar schon einige Jahre auf dem Buckel haben.

Den Angaben zufolge sollen sie mit fünf bis sechs Compute-Units ausgerüstet sein, was in 320 bzw. 384 Streamprozessoren resultieren würde. Dazu gibt es 20 bis 24 TMUs und damit pro CU jeweils vier Textureinheiten. Beim Speicher müssen sich beide Ableger mit 2 GB GDDR5 oder gar DDR3 begnügen, welcher obendrein nur noch über ein 64 Bit breites Interface angeschlossen wird.

Die technischen Daten der Radeon 530 bis RX 550 in der Übersicht
Modell: Radeon RX 550 Radeon RX 540 Radeon 530 Radeon 520
Straßenpreis: ab 88 Euro OEM only Notebook Notebook
Technische Daten
GPU: Polaris 12 Polaris 12 Oland Oland
Fertigung: 14 nm 14 nm 28 nm 28 nm
GPU-Takt: 1.183 MHz 1.219 MHz bis zu 1.024 MHz bis zu 1.030 MHz

Speichertakt:

1.750 MHz 1.500 MHz bis zu 1.125 MHz bis zu 1.125 MHz
Speichertyp: GDDR5 GDDR5 GDDR5 / DDR3 GDDR5
Speichergröße: 2 GB 2 / 4 GB 2 GB 2 GB
Speicherinterface: 128 Bit 128 Bit 64 Bit 64 Bit
Speicherbandbreite: 112 GB/s 96 GB/s 48 GB/s 48 GB/s
Shadereinheiten: 512 512 320 bis 384 320
Textureinheiten: 32 32 20 bis 24 20
ROPs: 8 8 8 8
Rechenleistung: 1,2 TFLOPS 1,2 TFLOPS 800 GFLOPS 660 GFLOPS
Typische Boardpower: 50 W ? ? ?

Einen derart abgespeckten Grafikchip gibt es bei Polaris nicht, weshalb wir davon ausgehen, dass die Einsteigermodelle abermals einfach nur unter neuem Namen fortgeführt werden. Die neuen Chips erinnern stark an die Vorgängermodelle Radeon R5 M435, M430 und Radeon R5 M420. Hier griff man auf die Oland-GPU zurück, welche noch im 28-nm-Verfahren gefertigt wird und auf der GCN-1-Architektur basiert (inzwischen sind wir bei Generation 4). Erstmals führte AMD die 1,04 Milliarden Transistoren starke Oland-GPU im Übrigen mit der Radeon-HD-8000M-Familie ein und damit schon im Jahr 2013.

Die Radeon 530 und 520 sind damit ein Rebrand des Rebrands des Rebrands. Die beiden Einstiegslösungen werden laut Webseite aber ohnehin nur in Notebooks anzutreffen sein – wirklich schneller und sparsamer als die CPU-Grafik der Kaby-Lake-Generation dürften sie nicht sein.

OEM ist nur fürs Notebook gedacht

Die ebenfalls bis dato unbekannte Radeon RX 540 wird auf der AMD-Webseite weiter oben einsortiert und als „OEM only“ gekennzeichnet. Tatsächlich werden den kleinen 3D-Beschleuniger nur Systemdistributoren bekommen, denn auch dieses Modell wird es laut der technischen Daten ausschließlich für Notebooks geben. Eine Listung als Desktop-Karte geht aus den Angaben nicht hervor.

Technisch entspricht sie der Radeon RX 550. Um den Namenssprung jedoch rechtzufertigen, wurde der Speichertakt etwas nach unten korrigiert. Statt mit effektiven 7,0 GHz, macht sich der Speicher der RX 540 mit 6,0 GHz ans Werk. Die Speicherbandbreite sinkt damit bei einem 128-Bit-Interface von 112 auf 96 GB/s. Beim Chiptakt legt die Radeon RX 540 gegenüber der Radeon RX 550 sogar ein klein wenig zu. Der Boost-Takt steigt von 1.183 auf 1.219 MHz, die maximale Rechenleistung wird jedoch weiterhin mit 1,2 TFLOPs angegeben, womit die Leistungsunterschiede zwischen den Modellen in der Praxis nicht ganz so hoch ausfallen dürften.

Schafft Polaris nun den Sprung ins Notebook?

Die AMD Radeon RX 540 wäre damit die erste Polaris-Grafikkarte, die den Sprung ins Gaming-Notebook – zumindest in Multimedia-Geräte – machen würde. Polaris war bislang ausschließlich als Radeon Pro 460, 455 und Radeon Pro 450 in Apples neusten MacBook-Pro-Modellen anzutreffen. Zwar hat es in der Vergangenheit auch Listungen eines Alienware-Geräts mit mobiler Radeon RX 460 sowie ein Benchmark-Verleich gegeben, im Handel angekommen sind solche Geräte aber nie.

Die Radeon RX 540 wird vermutlich nicht die einzige mobile Grafikkarte der Radeon-500-Serie bleiben. Die AMD-Webseite führt auch die größeren Modelle bis hin zur Radeon RX 580 als Laptop-tauglich. Zumindest wird unter „Plattform“ neben dem Desktop auch der Laptop angegeben. Dafür spricht außerdem die Bebilderung auf den einzelnen Unterseiten. Zu sehen sind neben einem Desktop-Rechner stets auch zwei Notebooks – ein dickeres und ein dünneres. Bei der Radeon RX 540, Radeon 530 und Radeon 520 ist hier jeweils nur ein Notebook abgebildet. Vermutlich dürften die neuen Desktop-Modelle mit wenigen Anpassungen so also demnächst auch ins Notebook kommen.

Im Hinblick auf die TDP hat dann NVIDIA allerdings weiterhin die Nase vorn. Die Radeon RX 580 bringt es im Desktop auf eine TDP von 185 W, eine GeForce GTX 1080 im Notebook nur auf 150 W und das trotz teils deutlich höherer Leistung. AMD wird sich mit Polaris weiterhin schwertun.