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Das schier endlose Wachstum bei Apple ist vorbei. Seit drei Quartalen in Folge jagt im Jahresvergleich in Cupertino nicht mehr ein Rekord-Umsatz den nächsten, vielmehr verzeichnet man seit gut neun Monaten rückläufige Erlöse und auch der Gesamtjahresumsatz bricht erstmals seit 15 Jahren ein, wie man erst in dieser Woche schmerzlich bekanntgeben musste.
Doch nicht nur die Verkaufszahlen von iPhone und iPad gehen zurück. Sorgenkind ist vor allem auch das einstige Kerngeschäft um den Mac. Was dank schneller Hardware, hochauflösender Displays und einem zeitlosen Design sowie einer qualitativ hochwertigen Verarbeitung bei den Nutzern zu längeren Geräte-Lebenszyklen führt, wurde auch vom Hersteller selbst in den letzten Monaten und Jahren fast schon stiefmütterlich behandelt und eher selten mit einem Update versehen.
Die Kehrtwende in diesem Marktsegment will Apple am heutigen Abend einläuten, wenn wieder hunderte Journalisten ins US-Amerikanische Technik-Mekka geladen werden. Unter dem Motto „Hello again“ veranstaltet man sieben Wochen nach der Keynote zum iPhone 7 (Plus) erneut ein Special-Event. Doch was darf man erwarten? Wir fassen zusammen.
Neues MacBook Pro mit Touch ID und Magic Toolbar
Das eigentliche Highlight des Abends dürfte Apple vorab selbst verraten haben: Das MacBook Pro wird endlich wieder eine Überarbeitung erfahren und eine Reihe neuer Hardware-Funktionen erhalten. So tauchten in der jüngsten macOS-Version 10.12.1, welche erst zu Beginn dieser Woche veröffentlicht wurde, Bilder eines MacBook Pro mit integriertem Touch-ID-Sensor und zusätzlichem OLED-Bedienungs-Element auf. Demnach wird Apple die Reihe der F-Tasten gegen ein OLED-Touch-Element austauschen. Darüber dürften sich dann nicht nur die eigentlich gewohnten Tasten hinterlegen, sondern auch völlig andere Funktionen anzeigen lassen. Denkbar wären beispielsweise der nächste Song-Titel in iTunes, der aktuelle Akku-Füllstand, die WLAN-Empfangsqualität oder weitere Angaben zur Display-Helligkeit und System-Lautstärke. Je nach aktiver Anwendung könnten sich die Funktionen auf dem OLED verändern.
Ganz rechts wird Apple quasi statt des Ein- und Ausschalters einen Fingerabdruck-Sensor integrieren. Dieser dürfte einen bequemen Login in das Betriebssystem und Apple Pay über Safari ermöglichen. Ähnlich wie beim iPhone und iPad könnten sich einige Anwendungen erst nach Auflegen des richtigen Fingers starten und nutzen lassen.
Etwas ärgerlich: Durch das neue OLED-Bedienelement entfällt die ESC-Taste. Eine entsprechende Funktion zur Neuzuordnung hat Apple mit seinem jüngsten macOS-Update aber schon integriert.
Weitere Änderungen dürften die restliche Tastatur betreffen. Vermutlich wird Apple bei seinem neuen MacBook Pro wie beim aktuellen 12-Zoll-MacBook auf die Butterfly-Switches umschwenken, was die Tasten nicht nur flacher macht, sondern auch weniger anfällig im Hinblick auf Mechanik und Feedback. Das Touchpad wird wohl weiterhin Force Touch unterstützen und damit nicht mehr mechanisch klicken, sondern mit einem taktilen Feedback aufwarten können. Je nach Druck-Intensität wird es anders reagieren. Fource Touch hatte aber schon nach der Vorstellung des 12-Zoll-MacBooks im März des vergangenen Jahres Einzug in den noch immer aktuellen MacBook-Pro-Modellen gehalten.
Ansonsten dürfte sich designtechnisch nicht viel ändern. Apple wird wohl weiterhin auf sein Aluminium-Gehäuse im Unibody-Design setzen, dieses aber vermutlich in unterschiedlichen Farben anbieten. Aufgrund der Pro-Ausrichtung womöglich aber nicht in jeder Fancy-Farbe. Im Vergleich zur aktuellen Generation dürften die Geräte noch einmal dünner und leicht werden – an die Eckdaten des 12-Zoll-MacBooks aber werden sie nicht herankommen.
Ähnliche Hardware, neue Anschlüsse
Unter der Haube dürfte sich ebenfalls etwas tun. Aktuell setzt Apple in seinem MacBook Pro auf Intels Broadwell-Prozessoren samt deren integrierte Grafiklösung. Denkbar wäre deswegen ein Update auf die erst kürzlich vorgestellten Kaby-Lake-CPUs der siebten Core-Generation. Dafür sprechen würden jedenfalls die Gerüchte, die davon ausgehen, dass die neuen Pro-Geräte erstmals USB 3.1 für den Thunderbolt-3-Anschluss nutzen würden – jener wird von den Kaby-Lake-Prozessoren nativ unterstützt.
Apropos Anschlüsse: Hier soll Apple komplett auf USB-Typ-C umstellen und die anderen Ports sowie den SD-Kartenslot komplett streichen. Die 3,5-mm-Klinkenbuchse dürfte wie beim iPhone 7 (Plus) entfallen. Wie viele Typ-C-Schnittstellen es geben wird, ist offen. Der beleibte MagSafe-Stromanschluss dürfte ebenfalls gegen Typ C ausgetauscht werden. Wie Apple dann allerdings den Wegfall des magnetischen Anschlusses, welcher sicher viele Geräte vor dem Schreibtisch-Sturz beim versehentlichen Stolpern über das Stromkabel bewahrt hat, argumentieren wird, bleibt abzuwarten. Ein Fortbestehen des beliebten MagSafe-Anschlusses ist aber weiterhin denkbar. Die Arbeitsspeicher- und SSD-Konfigurationen wie bei den bestehenden Geräten dürfte Apple auch bei seiner neuen Generation wieder anbieten.
Bleiben dürfte es außerdem bei zwei Basis-Modellen mit wahlweise 13- oder 15-Zoll-Display. Hier sollte Apple nach aktuellen Informationen weiterhin auf ein Retina-Display mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 bzw. 2.880 x 1.800 Bildpunkte setzen. In die Läden kommen dürften die neuen Pro-Modelle noch im Oktober.
Neues oder kein MacBook Air mehr
Neben dem MacBook Pro und dem 12-Zoll-MacBook gibt es im Bereich der Notebooks eine weitere Produktfamilie, die in den letzten Jahren kaum ein Update erfahren hat: Das Apple MacBook Air. Seit über anderthalb Jahren und damit seit mehr als 500 Tagen hat Apple ihm keine einzige Beachtung geschenkt. Im Gegensatz zu den anderen Notebooks aus Cupertino ist es zwar eines der schlankesten Geräte, hat dafür hardwareseitig aber keinerlei Highlights zu bieten. Der Bildschirm ist weit entfernt von einem hochauflösenden Retina-Panel – immerhin arbeiten seit Anfang 2015 Intels Broadwell-Prozessoren im Inneren.
Der 11-Zoll-Ableger steht im Hinblick auf das 12-Zoll-MacBook auf wackeligen Beinen. Apple könnte es nach dem heutigen Event in San Francisco komplett einstellen und lediglich der größeren 13-Zoll-Variante ein Upgrade spendieren. Dieses dürfte sich hauptsächlich auf den Bildschirm konzentrieren, einen Einzug von Touch ID und der Magic Toolbar halten wir für eher unwahrscheinlich. Denkbar wäre außerdem, dass Apple das MacBook Air komplett einstampfen und lediglich dem 12-Zoll-MacBook eine größere Variante zur Seite stellen wird.
Hello again, again and again
Wie eingangs schon erwähnt, wird Apple die heutige Keynote unter dem Motto "Hello again" abhalten. Doch was steckt dahinter? Zum einen wäre denkbar, dass "Hello again" einfach nur auf den kurzen Zeitabstand zwischen der heutigen und der letzten Keynote hinweist, welche erst vor sieben Wochen zur Vorstellung der neuen iPhone-Generation abgehalten wurde. Eingefleischte Apple-Fans dürften in diesem Slogan aber etwas ganz anderes sehen: Der erste Macintosh, welchen Steve Jobs im Jahr 1984 enthüllte, begrüßte das Publikum nach einer kurzen Einführungs-Präsentation mit einem einfachen "Hello" auf dem Bildschirm. Wenige Jahre später tat dies auch der erste iMac auf dieselbe Art und Weise mit "Hello again". Mit seinem Teaser könnte Apple also sein bestehendes All-In-One-Lineup auffrischen. Zwar könnte eine Umstellung auf die aktuellen Kaby-Lake-Prozessor hier für etwas mehr Leistung bei gleichzeitig gesenkter Leistungsaufnahme sorgen, da das letzte Update allerdings noch nicht allzu lange her ist, gehen wir nicht davon aus. Überarbeiten muss Apple die Displays ohnehin nicht, schließlich setzt man hier auf ein 4K- bzw. sogar 5K-Panel im kleinen und großen iMac.
Hartnäckig hält sich allerdings das Gerücht eines neuen Thunderbolt-Displays. Für den Mac Pro oder den Mac mini hat es von Apple schon lange keine neuen Displays mehr gegeben. Hier könnte ein Upgrade auf ein 5K/4K-Panel sicherlich nicht schaden, um für eine einheitliche Design-Struktur auf dem Schreibtisch zu sorgen. Bislang muss man den Apple Mac Pro an ein altes Thunderbolt-Display oder gar an einen Dritthersteller-Monitor anschließen. Denkbar wäre in Zeiten von Typ-C allerdings auch ein Wechsel des Anschlusses von Thunderbolt auf USB.
Der Apple Mac Pro ist dabei gutes Stichwort: Auch hier hat es schon länger kein Hardware-Upgrade für den als Mülleimer-Rechner verrufenen Mac gegeben. AMDs FirePro-D500/700-Grafikkarten auf Tahiti-Basis haben schließlich schon etliche Monate auf dem Buckel und sind in Zeiten von Pascal, Polaris und Fiji längst überholt. Für eine technische Überarbeitung des Apple Mac Pro spricht zudem, dass man zahlreiche Finalcut-Profis nach San Francisco eingeladen haben soll. Beim Mac mini liegt das letzte Update ebenfalls schon eine zeitlang zurück. Hier ist es in den letzten Jahren allerdings sehr sehr ruhig um den kleinsten Apple-Desktop geworden. Eine Wiederbelebung dessen könnte heute Abend also auf dem Plan stehen.
Apple Pay für Deutschland
Eine kleine Randnotiz dürfte es für Apple Pay geben. Dieses dürfte Jahre nach seiner offiziellen Vorstellung nun auch nach Deutschland kommen – genau dann, wenn Touch ID ins MacBook kommt und erst kürzlich die Apple Watch sowie das iPhone aufgefrischt wurden. Was Apple heute Abend tatsächlich liefern wird, werden wir heute Abend ab 19:00 Uhr deutscher Zeit erfahren – dann startet in Cupertino vermutlich zum letzten Mal auf dem aktuellen Apple-Campus die Keynote, welche wir natürlich mit einer ausführlichen Berichterstattung begleiten werden.
Apple muss jedenfalls liefern – nicht, um seine Anleger zu besänftigen, sondern auch weil die Konkurrenz bereits gestern ordentlich vorgelegt hatte. Microsoft stellte gestern ein leistungsstärkeres Surface Book mit Core-i7-Prozessor, seinen ersten All-In-One-Rechner sowie zahlreiche Software-Neuerungen für Windows 10 an.