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Geheimnisvoller Ryzen 4700S mit GDDR6-RAM soll von der Series X/PS5 abstammen (Update)

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Geheimnisvoller Ryzen 4700S mit GDDR6-RAM soll von der Series X/PS5 abstammen (Update)
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Im chinesischen Handel, aber auch schon beim finnischen Shop Tulostintavaratalo tauchten vor wenigen Tagen als "AMD-Desktop-Kit" 4700S bezeichnete System bzw. Mainboards auf, die so in dieser Form keiner Ryzen-Generation zugeordnet werden konnten. Offenbar aber ist ein solcher Prozessor Bestandteil der Ryzen-4000-Serie, von der es aber (wie zu anderen Generationen auch) bisher offiziell noch keine S-Modelle gab. Die als Ryzen 4000G präsentierten Prozessoren blieben dem Notebook- und OEM-Geschäft vorbehalten und boten Zen-2-Kerne mit auf 7 nm geschrumpfter Vega-Grafikeinheit.

Noch etwas mysteriöser wurde die Geschichte als klar wurde, dass der 4700S nicht mit DDR4-Arbeitsspeicher betrieben wird, sondern mit 16 GB GDDR6. Außerdem scheint die integrierte Grafikeinheit nicht aktiv zu sein, sodass entsprechende Systeme, die den 4700S verwenden, mit einer dedizierten Grafikkarte ausgeliefert werden. Für die aktuellen Konsolen setzt AMD auf eine GPU auf Basis der RDNA-2-Architektur, während für die Ryzen-4000G- und Ryzen-5000G-Modelle noch die Vega-Architektur verwendet wird. Der schnellere GDDR6-Speicher kommt vor allem der integrierten Grafikeinheit zugute, daher kommt im mobilen Bereich auch häufiger LPDDR4X/LPDDR5 zum Einsatz.

Der in der Xbox Series X eingesetzte Prozessor bzw. die Grafikeinheit bietet 52 CUs (Compute Units). Für die PlayStation 5 wird eine kleinere Ausbaustufe mit 36 CUs verwendet. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Custom-Lösungen haben wir vielfach genannt.

Das als "AMD Cardinal" bezeichnete Mainboard kommt im Mini-ITX-Formfaktor daher. Prozessor und GDDR6-Speicher sind darauf verlötet und können nicht ausgetauscht werden. Der 4700S bietet acht Kerne und kann dank SMT (Simultaneous Multithreading) 16 Threads verarbeiten. Der Basis-Takt beträgt offenbar 3,6 GHz, im Boost sind bis zu 4,0 GHz möglich. Der L2- plus L3-Cache ist 12 MB groß.

Woher die Prozessoren mit verlötetem GDDR6-Speicher stammen ist nicht bekannt. Auf der Xbox Series X und PlayStation 5 kommen sie aber in verschiedenen Ausbaustufen für die GPU zum Einsatz. Ein 4700S könnte also durchaus Abfall aus der Fertigung der Konsolen-Chips sein, bei denen die integrierte Grafikeinheit nicht oder nicht vollständig funktioniert, die acht CPU-Kerne aber sehr wohl.

Aus Graukanälen stammt die Hardware offenbar nicht, denn AMD bietet auf einer Support-Seite die dazu passenden Treiber an. Bereits in der Vergangenheit sind Chips, die eigentlich aus der Custom-Silicon-Sparte stammen und nie für den Einzelhandel vorgesehen waren, in Asien verfügbar gewesen – auch hier in verlöteter Form auf einem Mainboard.

Im anfangs erwähnten finnischen Shop Tulostintavaratalo kann das 4700S Desktop Kit für 325 Euro erstanden werden. Die Auslieferung soll in 14 bis 30 Tagen beginnen. Hierbei handelt es sich aber nur um das Mainboard mit Prozessor und GDDR6-Speicher. In Asien werden derweil schon Komplettsysteme mit dem 4700S angeboten, die je nach Ausstattung deutlich mehr kosten. Hier kommen dann aber beispielsweise auch eine Radeon RX 550 und bis bis zu 5 TB an SSD-Speicher hinzu.

Update:

Inzwischen gibt es auch Fotos des Mainboards, samt Prozessor und darauf montiertem Kühler.

Große Überraschungen gibt es nicht zu sehen. Im Grunde handelt es sich um ein standardkonformes Mini-ITX-Mainboard mit den dafür üblichen Anschlüssen. Auf der Rückseite ist eine massive Backplate verbaut. SATA, PCI-Express, 24-Pin-ATX – all das würde einen PC-Bastler nicht wirklich überraschen. Es fehlen natürlich die DIMM-Steckplätze. Der GDDR6 ist fest auf dem Mainboard verlötet und dürfte unter dem Kühler sitzen.