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Ich möchte euch in diesem Thread ein kleines User-Review meines "Kindheitstraumes" geben, da ich vor Kurzem nach endloser Suche ein Intel D5400XS-Mainboard, besser bekannt als "Skulltrail", in der Bucht geschossen habe und damit endlich in den Besitz dieses lang ersehnten Bastlertraumes gekommen bin. Gekauft habe ich das Board mit 2x 4GB DDR2-667 RAM und zwei Intel Xeon E5430-CPUs. Das Ganze habe ich dann "Project Skulltrail" getauft. Hier das Board in der Ausgangssituation, wie ich es bei Ebay erworben habe:
Als erstes hier ein kurzer Rückblick. Intel hat die Skulltrail-Plattform am 19.02.2008 veröffentlicht, nachdem die Plattform im Herbst 2007 auf der IDF in San Francisco vorgestellt worden war. Der Hintergrund für diesen Griff in die Trickkiste war die damalige Angst vor AMDs 4-Kern-Phenom-CPUs, die den damals aktuellen Intel-CPUs, so die Gerüchteküche, gehörig zu schaffen machen sollten. Somit kombinierte man auf diesem Board den Server-Chipsatz 5400B mit zwei 771-Sockeln und zwei NF100 PCIe-Switches, um Enthusiasten die ultimative Plattform zu bieten. Das Board stellt gleichzeitig eines der wenigen Boards dar, die in der Lage sind, Sockel 771 -CPUs zu übertakten.
Wie bereits erwähnt, befinden sich auf der Platine zwei 771-Sockel aus dem Serverbereich, die sämtliche Prozessoren aus der Xeon-Familie aufnehmen. Von Intel vorgesehen sind für diese Plattform zwei Core 2 Quad QX9775, es laufen aber auch sämtliche anderen CPUs. Da der Chipsatz aus dem Serverbereich kommt, laufen auf diesem Board ausschließlich DDR2-ECC FB (Fully-Buffered)-Module in den Geschwindigkeiten DDR2-667 und DDR2-800.
Aufgrund der PCIe-Switches lassen sich bis zu vier Grafikkarten mit voller x16-Geschwindigkeit (zumindest Grafikkarten-seitig) nutzen. Dabei unterstützt das Mainboard sowohl Nvidias SLI als auch AMDs Crossfire. Entgegen gängiger Aussagen im Internet funktioniert mit diesem Board sowohl Quad-SLI als auch Quad-Crossfire.
Die Sockel tragen weiterhin ganz normale Sockel 775-Befestigungslöcher, was die Nutzung jeglicher "normaler" CPU-Kühler und Wasserkühler ermöglicht.
Auch bietet das BIOS entsprechende Optionen sowohl für Overclocking des RAMs als auch der CPUs via Multiplikator und FSB.
An Anschlüssen bietet das Mainboard:
- 2x Sockel 771
- 4x FB-DIMM Slots mit maximal 16GB Gesamtkapazität und 800Mhz Maximalgeschwindigkeit
- 4x PCIe x16 1.1a Slots
- 2x PCI
- 6x SATA II
- 2x eSATA II
- 10x USB 2.0
Für die Inbetriebnahme des Mainboards ist ein eATX-Gehäuse erforderlich. Weiterhin empfiehlt sich ein Netzteil mit zwei 8-PIN-CPU-Steckern (2x 4-PIN ist möglich, aber gerade bei größeren Quadcores nicht empfehlenswert).
Oftmals wird das Mainboard im Internet ohne I/O-Blende angeboten und wurde damals sogar so verkauft, die Blende musste extra erworben werden. Eine passende Blende zu finden ist nahezu unmöglich oder enorm teuer (beispielsweise gibt es solche aus Amerika für $49,99 + $23,99 Versand). Nach längerer Recherche fand ich allerdings heraus, dass die I/O-Blende des Mainboards "Intel D58XSO" problemlos passt, bis auf die Tatsache dass eine USB-Aussparung ungenutzt bleibt. Diese gibt es bei Ebay für rund 5€ + Versand.
Weiterhin ist die Baudichte des Mainboards enorm hoch. Mein Plan, zwei Thermalright HR-02 Machos zu verbauen, entpuppte sich als sehr problematisch. Einerseits passen die mitgelieferten Backplates aufgrund der vielen Lötfahnen auf der Rückseite des Boards nicht (liegen auf) und andererseits musste ich später feststellen, dass die Kühler mit dem Belüftungsmodul des Arbeitsspeichers kollidierten.
Wer eine Backplate nutzen will, kann die "Aquacomputer Backplate für cuplex kryos, Sockel 1366/1156/1155/1150/775" nutzen (Aquatuning-Artikelnummer 16191). Diese passt ohne weitere Modifikationen auf das Board. Ein Abkleben der Platte mit Isolierband ist empfehlenswert, da sie sehr nah an den besagten Lötfahnen zu liegen kommt.
Weiterhin empfehle ich nicht, die FB-RAM-Module ohne zusätzliche Kühlung zu betreiben. Da sich auf den Modulen ein zusätzlicher Controller-Chip befindet, werden diese enorm warm. Zwischen 80 und 90°C Leerlauftemperatur und >100°C unter Last sind die Regel. Zwar sind die Module bis zu 115°C zertifiziert, gut tut denen die Hitze aber sicher nicht. Wer dem Abhilfe schaffen will, erreicht dies mit dem einzeln zu erwerbenden Corsair Air Dominator Modul, welches es für ca. 20€ im Handel gibt. Dieses passt auch auf die RAM-Bänke des D5400XS und senkt die Temperaturen um über 30°C. Sobald dieses Modul verbaut ist, muss bei der Nutzung von zwei Macho-Kühlkörpern der vordere der beiden in Querlage verbaut werden, da er sonst mit dem Lüftungsmodul kollidiert. Diesen Umstand konnte ich im Verlauf des Projekts durch das Umdrehen des zweiten Kühlkörpers erreichen - dann lässt er sich auch in der normalen Ausrichtung betreiben.
Die DDR2-800 FB-Module habe ich übrigens in Amerika bestellt, da hierzulande kaum zu bekommen (und wenn, dann für >100€ pro 4GB-Riegel!).
Außerdem ist der Lüfter auf der Southbridge bzw. den NF100-Chips enorm laut und störend, da er mit über 4.000 Umdrehungen dreht. Mit einer manuellen Lüftersteuerung kann die Drehzahl auf knapp über 3.000 Umdrehungen heruntergefahren werden, ohne dass die Temperaturen in bedenkliche Bereiche steigen (mittels Messfühler gemessene 49°C Kühlkörpertemperatur direkt über der Southbridge unter Volllast). Diese Drosselung sollte nur bei der Benutzung von einer oder maximal zwei Grafikkarten erfolgen und ich empfehle zur besseren Wärmeabfuhr die von Intel verbauten Wärmeleitpads gegen gute Wärmeleitpaste auszutauschen.
Beim Einbau sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die Schraube, die mittig durch den Kühler der Southbridge gedreht wird, unbedingt verbaut wird - ansonsten lässt der Anpressdruck auch mit rückseitig gut festgezogenen Schrauben sehr zu wünschen übrig! Wer die von Intel mitgelieferte Schraube nicht hat, kann eine handelsübliche Langschraube mit entsprechenden Distanzhülsen und Unterlegscheiben benutzen. Diese sollte wie gesagt gut festgezogen werden (auch nicht übertreiben).
Grundsätzlich entwickelt die Hardware eine enorme Abwärme, die sich ohne Lüfter im Deckel nicht wirklich in den Griff bekommen ließ. Um dem Temperaturstau entgegenzuwirken, habe ich in der Front ein 5,25"-Lian-Li-Lüftermodul mit einem 120mm-Lüfter verbaut. Dieses sorgt zusammen mit den beiden CPU-Kühlern und dem eingebauten Thermalright-Kühler auf der Northbridge dafür, dass die warme Luft von vorne nach hinten durch das Gehäuse zieht. Geregelt werden alle Lüfter über ein Aquaero 5 LT.
Das Board braucht übrigens eine ganze Weile für den POST - hetzt es nicht zu sehr, es dauert eine Weile bis ihr ein Bild bekommt.
Folgende Modifikationen wurden von mir vorgenommen:
- Montage der CPU-Kühler mit Backplates aus dem Wasserkühlungsbereich
- Umbau der Halterung des Northbridge-Kühlers, um einen Thermalright HR-05-Northbridgekühler verbauen zu können
- Montage eines Corsair-RAM-Kühlers
- Ersatz der Wärmeleitpads unter dem Northbridge/NF100-Kühler gegen hochwertige Wärmeleitpaste
- Nutzung eines Aquaero 5 LT zur Steuerung der CPU-, Ram- und Gehäuselüfter
- Folierung der Gehäuseseiten und des Deckels
Nachdem ich monatelang vergeblich versucht habe, zwei Core 2 Quad QX9775 aufzutreiben (nicht zu verwechseln mit dem QX9770 für den Sockel 775), habe ich mich anfangs für zwei Xeon X5482 entschieden, welche bis auf den fehlenden freien Multiplikator von den technischen Eckdaten her identisch sind. Auf den Tipp von fdsonne hin habe ich mir dann über Umwege zwei Xeon X5470 besorgt. Diese bieten im Standard-Zustand bereits 3,33 Ghz und eigenen sich dank FSB333 und 10x Multiplikator bestens zum übertakten.
Auch bezüglich der Grafikkarten war der Weg steinig: Nach dem Defekt einer der beiden HD4870X2 wurde eine GeForce GTX 770 verbaut und später kam noch eine zweite dazu. Leider harmonisiert der aktuelle Nvidia-Grafikkartentreiber nicht mit dem Board, sodass eine dauerhafte CPU-Auslastung von gut 13% entstand. Daher wurde noch mal gewechselt. Die jetzt verbauten ASUS Matrix Radeon HD5870 Platinum sind ähnlich selten wie das Mainboard und passten daher sehr gut zum Projekt.
So sieht der finale Stand so aus:
CPUs: 2x Intel Xeon X5470 (3,33Ghz / 1333 Mhz FSB / 12MB L2-Cache) @ 3,6Ghz
CPU-Kühler: 2x Thermalright HR-02 Macho
RAM: 4x Crucial 4GB DDR2-800 ECC FB + Corsair Dominator Airflow
Mainboard: Intel "Skulltrail" D5400XS
Grafikkarte: 2x ASUS Matrix Radeon 5870 Platinum 2GB @Crossfire @900/1200
SSD (System): 128GB SanDisk
SSD (Daten): 256GB SanDisk
Lüftersteuerung: Aquaero 5 LT + Passivkühler
Netzteil: EVGA 850 G2
Case: Lian Li V1010B
Skulltrail bekommt ganz sicher keinen Ökö-Award. Das Strommessgerät (Energymonitor 3000) zeigt im Leerlauf bei ruhendem Desktop und o.g. Konfiguration (Single-Monitor) bereits besorgniserregende 218W an. Die weiteren Werte lauten mit den beiden HD5870 wie folgt:
Stand-By/Aus: 5,0W
POST: 322,5W
Bootvorgang: 343,5W
Idle (ruhender Desktop): 218,0W
Unigine Heaven @Max: 590W
3D Mark Firestrike: 620W
Crysis 3 @Hoch: 591W
Während die Temperaturen mit 27-32°C (CPU1 und CPU2) sowie 50-55°C (RAM) im Leerlauf vollkommen in Ordnung gehen, steigen diese unter Prime95-Volllast auf immer noch gute 61-65°C (CPU1 und CPU2) sowie zwar hohe aber unbedenkliche 85-91° (RAM). Die Temperatur des Southbridge-Kühlers steigt von ca. 34°C (Messfühler der Lüftersteuerung steckt im Kühlkörper) auf 36,9°C kaum an. Mit zwei Grafikkarten sind es dann bei der Northbridge schon an die 50°C unter Last.
Der Prime95-Betrieb ohne zusätzlichen RAM-Kühler ist absolut nicht empfehlenswert.
Die Temperaturen schreien geradezu nach einer Wasserkühlung, die ich, sollte ich entsprechende Kühler finden (vor allem North- und Southbridge), im nächsten Projektschritt möglicherweise nachrüsten werde.
Ich habe die Skulltrail-Plattform und einige der anderen PCs aus meinem Rechnerpark durch diverse Benchmarks gescheucht. Hier die Ergebnisse:
AIDA 64:
SuperPI 1.5 XS:
Cinebench:
Technische Daten der Vergleichssysteme:
Weitere Benchmarks:
3D Mark: 5066 Punkte im Firestrike (KLICK)
Unigine Heaven (1920x1080, Ultra-Details, Tesselation "Extreme", 8xFSAA, DX11):
Crysis 3 (FullHD, Detaileinstellung "Hoch", kein FSAA, Startszene direkt bei Spielstart auf der Ölbohr-Plattform):
Min: 32 fps
Max: 77 fps
Avg: 52,35fps
Die vielen Kerne werden Crysis3-typisch sehr gut genutzt:
Was lässt sich feststellen?
- Die Singlethread-Leistung liegt auf dem Niveau eines nicht übertakteten i7 W3520 (Sockel 1366, 2,67Ghz + Turbo 2,93Ghz)
- Die Multithread-Leistung ist für das Alter der Plattform beachtlich und schlägt in Cinebench locker einen i5 3570K (ohne Übertaktung) - Skulltrail sortiert sich genau zwischen 3570K und 4790K ein
- In der AES-Leistung ziehen Ivy-Bridge und Haswell aufgrund der Hardwareimplementierung unerreichbar davon
- In den meisten Benchmarks liegt Skulltrail knapp vor oder gleichauf mit dem Ivy-Bridge 3570K
- Der RAM-Durchsatz ist eine Katastrophe. Skulltrail schlägt nur mit Ach und Krach ein Q6600-System mit DDR2-1066 (trotz Quadchannel!)
- Unigine Heaven erzielt trotz Maximaldetails beachtliche Bildraten
- Das System erreicht im Firestrike über 5.000 Punkte
- Crysis 3 ist auf hohen Details gut spielbar
Auf den Hinweis von fdsonne habe ich mir zwei Xeon X5470 besorgt, die am 07.11.2015 eingebaut wurden. Diese haben einen 10x Multiplikator und eigenen sich mit ihrem FSB333 hervorragend zum übertakten. Aus kühlungstechnischen Gründen fahre ich aktuell 400 Mhz FSB * 9 = 3600 Mhz CPU-Takt. Dieses Setting ist mit Standard-VCore Prime95-FullCustom-Stable. Die Temperaturen sind unter Last noch so grade im annehmbaren Bereich.
Leider benötigen CPU-Taktraten oberhalb von 3600 Mhz direkt saftige Spannungserhöhungen, die sich mit den gegebenen Kühlern nicht mehr abbilden lassen. Eine höhere Übertaktung wäre wohl nur mit einem Wasserkühler möglich.
Die Lüftersteuerung findet mit einem Aquaero 5 LT statt. An dieses sind einerseits einige Foliensensoren angeschlossen (Northbridge + RAM), andererseits erhält die Aquasuite von HWInfo64 Temperaturwerte der CPU, des RAMs und der anderen Sensoren. Die Einstellungen in der Aquasuite lauten wie folgt:
Durch diese Regler wird sichergestellt, dass das System im Leerlauf so leise wie möglich ist und unter Last trotzdem ausreichend gekühlt wird. Das System ist im Leerlauf zwar hörbar, aber nicht störend. Unter Last steigt die Lautstärke deutlich an und ist definitiv störend. Aufgrund des hohen Stromverbrauchs ist eine leisere Kühlung ohne Wasser nicht möglich. Durch entsprechende Hysterese-Einstellungen wird ein spontanes Hoch- und Runterregeln der Lüfter verhindert.
Skulltrail ist und bleibt ein echtes Sahnestück der Hardwareentwicklung. Ich bin froh, dass ich endlich ein solches Modell in den Händen halten darf und mit somit meinen "Bastlertraum" erfüllen durfte. Gepaart mit einer potenten Grafikkarte ist dieses System nach wie vor für viele Spiele zu haben und muss sich, zumindest im Bereits des Mulithreadings, nicht hinter anderen aktuellen System verstecken. Allerdings sollte der, der so ein System regelmäßig betreiben will, einen schnelllauf-fähigen Stromzähler besitzen.
Auch besteht aufgrund des Alters keine große Chance in Bezug auf die Kompatibilität zu neuerer Hardware. Beim Einsatz z.B. aktueller Grafikkarten kann es zu kuriosen Symptomen wie z.B. einer unerklärlichen CPU-Auslastung oder nicht mehr erkannten SSDs kommen.
Mit den richtigen Modifikationen bekommt man auch die enorme Hitzeentwicklung soweit in den Griff, dass das System alltags- und LAN-Party-tauglich wird.
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