Von der letzteren Erweiterung meiner Sammlung vielfältiger Layouts hätte ich noch ein paar vielleicht lehrreiche Erfahrungen zu teilen, denn da gab es ein paar Besonderheiten; ein nackiges PCB und ein Controller mit eher ausgefallenem Bootloader. Zudem ist der Verfasser der
Dokumentation selbst Linux-Nutzer und kann daher das Vorgehen beim Flashen unter Windows nur rudimentär beschreiben. Soweit die Gründe für diesen
fr4 Southpaw75 build and flash guide
Auf
42keebs steht geschrieben: "Build your very own custom 75% southpaw keyboard from scratch!" Kann man beim Wort nehmen, nicht unbedingt die richtige Wahl für's erste Custom-Board. Das PCB hat Bohrungen und Lötaugen, sonst nix - darum liegt eine Menge kleiner Teile im Karton; 80 Dioden (wobei man beim Kauf zwischen through-hole und SMD wählen kann), ein 4-Pin-Reset-Switch - den es nur in SMD-Bauweise gibt - und bei mir auch extra dazu bestellte Pro Micro-Controller samt Stiftleisten.
Die Reihenfolge sollte man unbedingt wie in der Anleitung vorgegeben beibehalten, weil verschiedene Komponenten "gestapelt" montiert werden. Der Pro Micro-Controller hat seinen Platz auf der Unterseite des PCB und deckt zwei Switches sowie die dazugehörigen Dioden komplett ab. Mit diesen vier Bauteilen muss man also anfangen, wenn man nicht 24 Punkte am Controller wieder entlöten will. Welche Switches man für
/
und
8
auf dem Numpad auswählt, sollte gut überlegt sein. Zwei hot-swap-sockets wären durchaus sinnvoll an der Stelle ...
Mit dem Löten der Dioden und des Controllers war ich annähernd zwei Stunden beschäftigt. Wer die Dioden vorher noch biegen muss (ich habe gebrauchte verwendet) oder sich für SMD-Bauteile entscheidet, kann sicher zeitlich noch eins draufsetzen. Die Diode sollte man während des Erwärmens wirklich nicht mit dem blanken Finger in Position halten, auch da hat die Anleitung recht. Das Teil wird verflucht heiß und es mit der Zange zu halten ist lästig. Meine Waffe gegen Brandwunden war ein Arbeitshandschuh mit gummierten Fingerspitzen.
Dann das Übliche Prozedere, Stabis pflastern und schmieren und alle Switches löten, darüber schreiben wir hier oft genug; ich spule vor zum Pro Micro-Controller. Der Atmel
ATmega32u4 kommt auf unzähligen Mechas vor, beim Pro Micro ist aber ein anderer bootloader drauf - "
Caterina".
Dadurch läuft in der QMK Toolbox einiges anders. Die meisten kennen den Ablauf; anschließen, Datei wählen, Reset drücken, die Toolbox erkennt den Controller und es kann losgehen mit Klick auf "Flash". Hier nicht! Windows gibt den für ein USB-Gerät üblichen Ton aus, der Reset-Switch ist also nicht kaputt, doch die QMK Toolbox weigert sich konsequent irgendwie darauf einzugehen und zeigt
nichts an!
Durch einen
Artikel von keeb.io kam ich zu dem Wissen, dass Auto-Flash aktiv sein sollte und die Pins
RST
und
GND
gebrückt werden müssen. Als wäre das nicht fummelig genug, soll man auch noch einen "
double-tap" machen. Mit der Pinzette einen zwei Mal schnell hintereinander gedrückten Taster simulieren ist mir echt zu doof. Mein Plan war, den Reset-Switch wieder zu entlöten und direkt am Controller wieder zu montieren, doch das Entlöten hat er nicht überlebt; ich musste ihn abreißen. Also habe ich erneut einen Taster vom Frontpanel eines alten PC-Gehäuses als Ersatz genommen und unter der Leertaste platziert.
Zwei Mal die "geheime Leertaste" tippen und plötzlich ist die QMK Toolbox arbeitsbereit. Die Vorlage im QMK-Konfigurator ist wie gesagt unbrauchbar und vertauscht willkürlich Tasten. Als nächstes tauchte bei mir die Frage auf, warum man auf Github eine "VIA.hex"-Datei bekommt, obwohl die Southpaw75 gar nicht in der
Liste unterstützer Tastaturen steht. Die Antwort: Die Liste ist unvollständig und umfasst nur Boards, die automatisch erkannt werden. Schaut lieber die Dateien an, die zum Board gehören - es braucht eine "VIA.hex" und eine "???.json". Erstere mit QMK flashen und die Zweite über
Design
und
Load
in VIA uploaden. Dann braucht es nur noch einen Klick auf
Configure
und das Wunschlayout kann gebaut werden.
QMK, *.hex und Reset-Switch bzw. Pinzette braucht es mit Glück nur einmal, die *.json braucht man dagegen bei jedem Start von VIA. Das alles soll niemanden daran hindern, bei 42keebs zu bestellen, ich bereue das keinesfalls, sondern dient nur dazu zu wissen worauf man sich mit dem Kauf eines wirklich
spottbilligen Kits (62.- € !!!) einlässt.
Mein letzter Arbeitsschritt war der tape-mod mit Panzerklebeband, was sich bei der Tofu65 bewährt hat und sehr geil klingt. Hält gleichzeitig den Reset-Switch-Draht mit fest. Die Alufüße sind auch von 42keebs und machen die Tastatur provisorisch benutzbar, bevor von
@deveth0 - dessen 3D-Drucker schon glüht! - das Gehäuse zugeliefert wird.
